Magic Girls 10 - Der goldene Schlüssel
enttäuscht hatte, änderte ich meine Meinung.«
»Und hast mich dann ein paar Monate später in einen Felsen verwandelt«, ergänzte Jeremias.
»Du weißt genau, dass ich damals nicht Herrin meiner Sinne war!« Mona stampfte zornig mit dem Fuß auf und der Absatz einer ihrer Pumps gab ein quälendes Geräusch von sich. »Ich war fremdgesteuert, und dahinter steckte dein Bruder und seine Freundin …«
»Ach, lassen wir diese alten Geschichten doch ruhen, Mona«, meinte Jeremias. »Wir beide wissen, dass es keinen Sinn hat, so zu tun, als seien wir ein glückliches Ehepaar. Wir sind wie Fremde, die zufällig in einem Haus wohnen.Du gehst deinen Interessen nach, und ich mache, was ich will. Sobald ich in die Hexenwelt zurückgekehrt bin, werde ich die Auflösung unserer Ehe beantragen.«
Mona rang nach Luft. Jeremias verdrehte die Augen. »Du warst einmal eine bezaubernde Frau, Mona, und du bist noch immer sehr attraktiv. Aber vierzig Jahre ein Fels zu sein – das hinterlässt Spuren. Außerdem ist es ziemlich anstrengend, dein Mann zu sein.«
»Und Jolanda?«, fragte Mona. »Sie ist deine Tochter. Ist sie dir auch egal? Jetzt, wo sie noch einmal ein Baby erwartet?«
Jeremias seufzte. »Natürlich ist mir Jolanda nicht gleichgültig. Und ich bin auch sehr gespannt auf das Baby. Aber es dauert noch einige Monate, bis es zur Welt kommt – und ich weiß nicht, ob ich es solange mit euch unter einem Dach aushalte.«
Mona holte tief Luft. »Würdest du mir freundlicherweise auch sagen, was du daran so schlimm findest?«
»Ich habe keine Aufgabe«, antwortete Jeremias. »Die Menschenwelt ist mir fremd. Mir fehlen meine alten Freunde aus der Hexenwelt. Ich würde sie gerne wiedersehen, mich mit ihnen treffen und Erinnerungen austauschen … Stattdessen spiele ich mit meinem Enkel Rufus Murmeln oder sehe dir zu, wie du auf deine eigene, unnachahmliche Weise den Rasen mähst. Das ist kein Leben!«
Elena senkte den Kopf. Dass Jeremias so unglücklich bei ihnen war, hatte sie nicht gewusst. Hätte sie etwas dagegen tun können …?
»Du hast also Heimweh nach der Hexenwelt«, sagte Mona.
»Ja«, gab Jeremias zu.
»Du scheinst dich entschieden zu haben. Aber könntest du nicht wegen Yolanda …«, setzte Mona nach.
Jeremias zögerte mit der Antwort. »Hm … mal sehen …« Er spielte nervös mit einem Gegenstand, den er die ganze Zeit in den Händen gehalten hatte. Dann legte er ihn auf den Tisch.
»Der goldene Schlüssel!«, entfuhr es Mona. »Du hast ihn die ganze Zeit gehabt, obwohl du immer behauptet hast, nichts von einem goldenen Schlüssel zu wissen.«
Elena und Miranda wurden ganz aufgeregt.
»Es ist kein gewöhnlicher Schlüssel«, sagte Jeremias. »Er verbindet drei Welten: die Hexen-, Menschen- und Feenwelt. Er zeigt an, wo sich Portale befinden, indem er sich leicht erwärmt, während man ihn in der Hand hält.«
Mona räusperte sich. »Portale kann man auch ohne Hilfsmittel entdecken, wenn man sensibel genug für magische Schwingungen ist. Ich verstehe nicht, warum du so ein Geheimnis um den Schlüssel gemacht hast. Ich hätte ihn dir bestimmt nicht weggenommen, falls du das befürchtet hast!«
»Der goldene Schlüssel kann noch mehr«, sagte die grauhaarige Fee, die bisher geschwiegen hatte. »Er öffnet auch unseren gelobten Schrein, den Bakertanel. In diesem Schrein wird ein Vermächtnis verwahrt, das uns vor vielen Jahren anvertraut worden ist. Jeremias, meint Ihr nicht, es ist an der Zeit, über Eure Wurzeln zu sprechen?«
Jeremias nickte. Er sah Mona mit ernster Miene an. »Das wird dich jetzt überraschen, entspricht aber der Wahrheit – ich trage Feenblut in mir.«
»Feenblut?« Vor Überraschung schnappte Mona nach Luft.
»Vor ungefähr zweihundert Jahren verliebte sich mein Urururgroßvater in eine Fee, sie hieß Amyris«, berichtete Jeremias. »Sie erwiderte seine Liebe und die beiden wurden ein Paar. Aus dieser Verbindung stammte meine Ururgroßmutter. Sie war halb Fee, halb Hexe. Möglicherweise ist das der Grund, weswegen die Cascadans so eine mächtige Zaubererfamilie geworden sind.«
»Aber … aber …« Mona fehlten die Worte.
»Solche Verbindungen zwischen Feen und Hexen kommen vor«, fuhr Jeremias fort. »Die Ehe zwischen meinem Urururgroßvater und Amyris war sehr glücklich, obwohl es immer heißt, dass es nicht gut geht, wenn sich Wesen unterschiedlicher Welten miteinander verbinden. Als Beweis ihrer glücklichen Verbindung hinterließen sie damals ein Unterpfand,
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