Magic Girls 10 - Der goldene Schlüssel
gefährlich ist, warum seid Ihr dann nicht in der Hexenwelt geblieben?«, wollte Lysia wissen. Ihr Tonfall klang so heiter und harmlos, als würde sie sich über ein Backrezept unterhalten.
»Das ist eine ziemlich lange und komplizierte Geschichte. Ich glaube nicht, dass sie für Euch so wichtig ist«, sagte Mona. »Verratet mir lieber, wo sich mein Gatte aufhält, denn ich hätte gern mit ihm gesprochen.«
Gryphia und Lysia wechselten einen Blick.
»Wie Ihr wünscht«, sagte Gryphia dann. »Wir bitten Euch, uns zu begleiten.«
E lena, Miranda und Mona folgten den beiden Feen in den Wald. Miranda versuchte hinter dem Rücken von Gryphia und Lysia genauso zu schweben wie die Feen. Aber sie stieg gleich einen ganzen Meter in die Luft, und das sah albern aus. Also unterließ sie es, nachdem sie sich ein Stirnrunzeln von Mona eingehandelt hatte.
Der Wald war kein normaler Wald, das merkte Elena sofort. Jedenfalls kein Wald, wie sie ihn kannte. Die Blätter ringsum flüsterten und wisperten, als seien sie lebendig. Es war ein Getuschel und Gekicher, ein Raunen und Räuspern. Elena und Miranda blickten einander irritiert an, aber die Feen schienen nichts Besonderes daran zu finden. Wahrscheinlich waren sie daran gewöhnt … Monas Augenbrauen waren permanent in die Höhe gezogen, sie war von dem flüsternden Wald ebenso überrascht wie die beiden Hexenmädchen.
Manchmal verstand Elena einzelne Worte oder Sätze.
»Geh deinen Weg«, flüsterte es über ihr, und beim nächsten Schritt raunten die Blätter neben ihr: »Bleib immer duselbst!« und »Lass dich nicht beirren!« Ein Stück weiter hieß es dann: »Aller Anfang ist schwer!«, und als ein schmaler Bach den Weg kreuzte, kicherte es aus dem Baum: »Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen!«
»Lauter Sprichwörter«, sagte Miranda zu Elena.
Gryphia wandte sich um. »Es ist der weise Wald«, sagte sie lächelnd. »Die Bäume lehren uns alles, was wir wissen müssen.«
»Wie praktisch!«, bemerkte Mona trocken. »Es wäre mir lieber, die Bäume würden mir Antworten auf meine Fragen geben, anstatt mich fortwährend zu belehren.«
»Alles hat seine Zeit«, säuselte es über ihr.
»Da hört Ihr es«, meinte Lysia. »Ihr werdet schon noch Eure Antworten bekommen. Nur Geduld!«
Sie überquerten den Bach. Dazu musste Mona ihre Pumps ausziehen, während Elena und Miranda mit einem großen Satz ans andere Ufer sprangen. Mona watete barfuß durchs Wasser.
»Schöne warme Bäche habt Ihr hier«, sagte sie.
»Wir baden auch gern darin«, sagte Lysia.
Der Wald schien nun dichter zu werden. Immer noch flüsterte das Laub seine Botschaften. »Der Klügere gibt nach.« »Der Weg ist das Ziel.« »Eile mit Weile.«
»Ist ja schrecklich«, flüsterte Miranda. »Da ist mir Vogelgezwitscher lieber. Aber hier scheint es überhaupt keine Vögel zu geben, jedenfalls habe ich noch keinen gesehen.«
Jetzt entdeckte Elena eine Leiter, die an einem dicken Baumstamm angebracht war. Als sie den Kopf hob, sah sie ein großes Baumhaus, das sich in den Zweigen versteckte. Eine hölzerne Hängebrücke führte zum nächsten Baum, auf dem sich wiederum ein Baumhaus befand. Elena drehte sichim Kreis und stellte fest, dass überall Baumhäuser waren, die so gut getarnt waren, dass man sie nur sah, wenn man ganz genau hinschaute.
»Willkommen in unserer Stadt Elbenhoch«, sagte Gryphia. »Im Haupthaus werdet Ihr Euren Gatten antreffen, Mona Bredov.«
Sie schwebte anmutig die Leiter hoch, während Lysia neben dem Baumstamm wartete und den Gästen den Vortritt ließ.
»Auch noch klettern«, murrte Mona und streifte erneut die Pumps ab, die denkbar ungeeignet für die schmale Leiter waren. Sie schnippte mit den Fingern, und die Schuhe schwebten neben ihr her, während sie die Leiter erklomm. Elena und Miranda folgten ihr, dankbar für die praktischen Turnschuhe, die sie anhatten.
Elena fand es aufregend, eine Stadt in den Bäumen zu betreten. Die Leiter führte in ein kleines Rundhaus, von dem mehrere Gänge abzweigten. In der Mitte des Hauses saß ein bärtiger Mann in einem blauen Mantel auf einem Schaukelstuhl und nickte den Ankömmlingen freundlich zu. Gryphia sagte ihm etwas ins Ohr, darauf sprach er in ein langes, silbernes Rohr. Elena hörte, wie das Laub ringsum zu flüstern begann.
»Mona Bredov, Elena Bredov und Miranda Leuwen …«
Das ständige Wispern ihrer Namen begleitete sie, während sie die Hängebrücke betraten, um das nächste Gebäude zu erreichen. Es war
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