sagen: Zusammen oder getrennt, ich werde es wagen.“ Aus Furcht vor Tränen hielt sie die Augen fest geschlossen.
Da Harvey und Jenny so dicht zusammensaßen, war es eigentlich ein Leichtes, ihre Herzen zu treffen. Aber auf unerklärliche Weise schoss Quentin völlig daneben. Nicht gerade überzeugend flüsterte er: „Oh, Mist!“
Sabrina riss die Augen auf. Der Anblick, der sich ihr bot, raubte ihr den letzten Nerv. Harvey legte gerade den Arm um Jenny. Sabrina starrte Quentin an. „Oh, Mist? Was meinst du damit? Deine Pfeile sind vielleicht unsichtbar und ich hatte die Augen geschlossen, aber sogar ich konnte sehen, dass du noch nicht einmal versucht hast zu zielen.“
„Ich weiß“, gab Quentin beschämt zu. „Aber wenn ich nicht zielen konnte, dann nur, weil mein Herz nicht bei der Sache ist. Ich liebe dich wirklich, auch wenn du nicht Psyche bist. Auch wenn du eine Hexe bist. Auch wenn ich gehe – ich will trotzdem nicht, dass du wieder zu ihm zurückkehrst.“
Sabrina seufzte und ließ sich zu Boden fallen. Quentin hockte sich neben sie. „Quentin, du glaubst, du liebst mich, aber du kennst mich kaum.“
„Ich weiß, dass du wunderschön bist. Und bezaubernd. Und ich weiß außerdem – gib es zu, Sab –, dass du mich anbetest. Was brauchen wir noch?“
„Kribbeln. Wir brauchen dieses Kribbeln. Das gibt’s bei uns nicht.“
„Was?“ Quentin war ehrlich verwirrt.
„Sieh mal, Quentin, du bist toll, du bist... wirklich, wirklich super. Aber Liebe ist mehr als nur Anziehung. Liebe ist so vieles. Es ist tiefe Freundschaft. Es ist die Möglichkeit, dem anderen alles zu sagen und zu wissen, dass er immer für dich da ist. Und es ist dieses Kribbeln...“
„Ich kenne dein tiefstes Geheimnis“, unterbrach sie Quentin. „Harvey nicht.“
„Du weißt, dass ich eine Hexe bin. Aber eine Hexe zu sein, ist nicht alles, was ich bin. Es ist nur ein Teil von mir. Du bist nicht lange genug hier, um wirklich mein Freund sein zu können. Und Liebe ohne Freundschaft gibt es nicht. Als Amor solltest du das wohl wissen.“
Er machte einen letzten Versuch. „Dann bleibe ich eben hier. Ich werde dich besser kennen lernen. Wir werden Freunde sein – und dann können wir uns verlieben.“
Sabrina lehnte sich zu ihm rüber. Seine großen blauen Augen schienen so unschuldig. Sie ließ ihre Finger durch seine seidigen Locken gleiten.
„Du kannst nicht hierbleiben, Amor. Und das solltest du auch nicht. Weißt du denn nicht, was für ein Glück du hast? Die meisten Leute verbringen Jahre damit herauszufinden, was sie mit ihrem Leben anstellen sollen. Aber du weißt es bereits. Und es ist eine tolle Aufgabe! Ich habe die Freude in deiner Stimme gehört, als du mir von all den großen Liebesgeschichten erzählt hast, die du in Gang gebracht hast. Und denk doch mal an die Vorteile. Du kannst dir jeden Körper aussuchen. Du bist alterslos. Du kannst im gesamten Zeit-Raum-Kontinuum herumreisen, und überallhin Liebe bringen... alles in allem, nicht das Schlechteste, was einem passieren kann, Amor.“
Er schlug die Augen nieder. „Aber was habe ich davon, wenn ich dich nicht...?“
„Ich gehöre hier hin: Auf die Erde, zu meinen Tanten, zu Salem, zu meinen Freunden...“
Niedergeschlagen vollendete Quentin ihren Satz: „Zu Harvey, stimmt’s?“
„Ich weiß natürlich nicht, ob wir immer zusammen sein werden. Aber im Moment fühlt es sich richtig an. Wir sind Freunde, und wir haben dieses Kribbeln. Und ich vermisse ihn wirklich. Könntest du es noch einmal mit deinem Pfeil versuchen? Bitte!“
Quentin wusste, dass er geschlagen war, aber er wollte nicht ganz leer ausgehen. „Okay, ich mache es, aber du musst auch etwas für mich tun, Sab.“
„Keine Bestechung, Quentin. Diesmal nicht. Schieß den Pfeil fair und genau ab!“
„Okay. Versprich mir einfach, dass du mir e-mailen wirst. Meine Adresse ist
[email protected]. Und in hundert Jahren oder so ist es mit Harvey vorbei, und wenn die Sache mit Psyche nicht klappt... naja, vergiss mich einfach nicht, Sab. Denn egal, was du auch im Moment denkst, in mir hast du wirklich einen Freund.“
Impulsiv beugte Sabrina sich vor und küsste ihn auf die Wange. Diesmal hielt sie die Finger nicht hinter dem Rücken gekreuzt.
„Wofür war das?“, fragte Quentin überrascht.
„Hey, du bist ein Mythos. Ich will meinen Enkeln erzählen, dass ich Amor geküsst habe. Nein, du bist wirklich ein Freund. Freunde arbeiten zusammen, um Falsches wieder gutzumachen –