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Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt

Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt

Titel: Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regener
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mal
überhaupt nicht zulässig. Das sind
zwanzig Urlaubstage, das ist ja Ihr ganzer Jahresurlaub!«
    Sie sah
mich erwartungsvoll an und ich nickte, um die Sache voranzubringen.
    »Das geht
natürlich nicht, dass Sie Ihren Urlaub nicht nehmen, und jetzt bin ich in einer
schwierigen Lage, denn den müssen Sie jetzt gleich nehmen, weil es, das glaube
ich jedenfalls, zwar in außergewöhnlichen Situationen die Möglichkeit gibt,
dass …« – sie redete weiter und ich hörte zu, ohne zu verstehen, und ihre
Sätze wurden auch immer verschraubter, »… man einen Urlaubsanspruch in das
darauffolgende Kalenderjahr verschiebt, aber das kann man nur insoweit
verrechnen und nur so lange, als man die überschüssige Urlaubszeit dann …« – das ging so weiter und weiter und meine Gedanken wanderten anderswohin, da
konnte ich gar nichts dagegen tun, ich dachte zum Beispiel an das erste Jahr in
Clean Cut 1 und in diesem Job hier, und wie ich damals Urlaub gehabt hatte, und
wie ich in Clean Cut 1 herumgehangen hatte wie bestellt und nicht abgeholt,
bis Werner mich schließlich für den Rest der Zeit und ab da jedes Jahr wieder
in eine Reha-Klinik geschickt hatte, wo sie mich unter Kontrolle hatten und
Sport treiben ließen, denn in den Heilstätten St. Magnus in der Lüneburger
Heide hatten sie noch eine hohe Meinung von dem guten alten Mens-sana-in-corpore-sano-Ding,
Gymnastik, Yoga, Dauerlauf, Wassertreten, Ballspiele, Hauptsache der Körper
war beteiligt, das war schon beeindruckend in seiner geistlosen Konsequenz,
das war so hartnäckig stumpf gewesen, das es schon wieder gut gewesen war, aber
nur als Idee, als Urlaub war es die Hölle gewesen, vielen Dank auch, Werner,
du alte Sozialhaubitze – »… nur gut, dass wir endlich einen neuen Hausmeister
bekommen.«
    »Was?«
    »Na, den neuen Hausmeister.«
    »Was für
einen neuen Hausmeister? Was ist denn mit Herrn Wieczorek?«
    »Herr
Wieczorek ist krank, lieber Karl, das habe ich doch eben gesagt, und das kann
doch auch Ihnen nicht verborgen geblieben sein, dass Herr Wieczorek gesundheitliche
Probleme, Sie haben doch die ganze Zeit die Arbeit für ihn mitgemacht, es ist
ja nicht so, dass das hier nicht bemerkt wurde, wenngleich mir ja nie klar
gewesen ist, dass …«
    »Was denn
für gesundheitliche Probleme?«, stellte ich mich doof.
    »Das wissen
Sie doch, und Sie wissen doch auch, dass ich Ihnen sowas nicht sagen darf, ich
bin doch die Leiterin hier, und dann die Schweigepflicht, aber es kann ja
nicht sein, dass Sie nicht wissen, was ich meine, Sie wissen doch, was ich
meine, oder etwa nicht, kann es denn sein, dass Sie nicht …«
    »Wann kommt
denn der neue Hausmeister? Ich meine, egal eigentlich, ich könnte doch …« Ich
fing an zu schwitzen. Das Letzte, was ich gebrauchen konnte, war ein neuer
Hausmeister. Die letzten zwei Jahre war ich hier der Hausmeister gewesen, da konnten
sie doch nicht einfach einen neuen Hausmeister einstellen, als wenn ich gar
nicht da wäre.
    »Ich habe
doch« – ich wusste nicht, wie ich es sagen sollte, »ich könnte doch einfach,
ich meine, ich könnte doch der neue Hausmeister sein, ich hab doch die ganze
Zeit …« Ich brach ab, es war lächerlich und Dr. Selge lächelte nachsichtig
und schüttelte den Kopf und schloss auch noch die Augen dabei, gütig, milde,
verständnisvoll, die gute alte Tante Marianne, fehlte nur noch, dass sie eine Tüte
Salinos dabeihatte oder irgendeinen Hamburger Süßigkeitenfolklorequatsch, sie
hatte oft so harte Bonbons mitgebracht, die hatten einen so dämlichen Namen gehabt,
dass ich ihn als Kind vor Scham immer gleich wieder vergessen hatte.
    »Das geht
natürlich nicht, das ist natürlich nicht vorgesehen, das ist ja mit Wohnen im
Hausmeisterhaus und mit den Schlüsseln und allem, das ist ja eine Sache der
Qualifikation auch, das ist ja …«
    »Und was
wird aus Herrn Wieczorek?«
    »Herr
Wieczorek ist sehr krank.«
    »Ja schon,
aber was wird aus ihm?«
    »Er ist in
ein Programm aufgenommen worden, wo man ihm hilft, mehr sage ich nicht, da sage
ich eigentlich schon zu viel, der neue Hausmeister fängt nächste Woche schon
an. Wir haben ja in den letzten Wochen schon nach einem gesucht, das hat sich
ja alles schon seit langem angekündigt, wir konnten bloß nicht früher, also
ohne dass wir, können Sie den neuen Hausmeister denn nächste Woche ein bisschen
vertraut machen mit allem? Nur ein, zwei Tage? Danach müssen Sie dann aber in
den Urlaub gehen, das kann man beim besten Willen nicht länger

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