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Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt

Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt

Titel: Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regener
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eigentlich schon ziemlich lange ziemlich gut
verdrängt, aber das Telefonat mit Raimund hatte alles wieder hochgebracht, wie
mir klar wurde, als ich Gruppe vier verließ und auf einmal merkte, dass ich ein
Bummbumm vor mich hinflüsterte und dazu ein bisschen zuckte, Pümpel in der
linken, kaputter Stuhl in der rechten Hand, irgendeiner von den kleinen
Stumpfmeiern hatte einen Stuhl kaputtgemacht, nichts, was ein bisschen Ponal
nicht aus der Welt schaffen konnte, das rechte vordere Bein war abgebrochen,
das trug ich unter den linken Arm geklemmt, und in der Armbeuge des rechten
Arms hatte ich auch noch den Einkaufskorb, in dem ich immer die Glühbirnen
transportierte, der war jetzt aber, weil ich gerade mit allem durch war, leer,
das musste wohl etwas komisch ausgesehen haben, Pümpel, Stuhlbein, Stuhl, Einkaufskorb,
leises Bummbumm und dann das Zucken, es war wohl doch nicht nur der Pümpel, der
Gabi und Heidrun, zwei Erzieherinnen von Gruppe acht, die mir entgegenkamen,
so angewidert gucken ließ, die Erzieherinnen von Gruppe acht waren eher so
Muttis, auf die ganz Kleinen ließen sie immer die Muttitypen los, wahrscheinlich
brauchten sie das, die kleinen Heulsusen, Heimweh war bei ihnen schlimmer als
Durst, genau wie bei mir, nur dass ich wegen dem Durst nicht nach Hause durfte,
wie ich kurz
und etwas albern dachte, als nun eben Gabi und Heidrun naserümpfend an mir
vorbeigingen und der deutsche Dance, der ja nun wirklich für all das nichts
konnte, mich in seiner Gewalt hatte, was mich gut draufbrachte,
erstaunlicherweise, würde ich mal sagen, weil ich nämlich diesmal beim Gedanken
an die ganze Bummbummigkeit überhaupt nicht mehr dieses Heimwehding verspürte,
das mich sonst manchmal überkam und hier überhaupt allgegenwärtig war und wohl
auch die kleinen Hooligans in Gruppe vier und anderswo immer dazu brachte, ihre
Stühle zu zerdeppern oder das Klo zu verstopfen oder zu weinen oder wegzulaufen
oder was immer sie so taten, um ihr Schicksal zu beklagen, jedenfalls hatte ich
plötzlich gute Laune, vielleicht auch wegen der blöden Gesichter von Gabi und
Heidrun, denn das hatte was, wenn einen zwei so Mutterkreuzlerinnen angewidert
anstarrten, jedenfalls beschloss ich, gar nicht erst runterzulaufen und den
Krempel in der Werkstatt abzuladen, sondern lieber gleich und sofort und samt
Pümpel und Stuhl und Stuhlbein und Einkaufskorb zu Frau Schmidt zu gehen und
mir sofort ihre Vorträge wegen Tipp-Ex-Preisen und Papierknappheit und was
sonst noch immer so an Quatsch aus ihr rauskam, anzuhören, ich hatte einen
mutigen Moment und solche Momente waren nicht so häufig in meinem Leben, dass
ich diesen hier ungenutzt hätte verstreichen lassen können.
    »Frau
Schmidt, ich muss
mal was kopieren«, sagte ich. Bei Frau Schmidt stand »ohne klopfen eintreten«
an der Tür, da platzte man einfach rein, sie wollte es ja nicht anders. Ich
hielt die beiden Reparaturformulare hoch, die ich noch hatte, das eine noch
unbeschrieben, das andere schon ausgefüllt, und dazu schwenkte ich den Pümpel – Stuhl,
Stuhlbein und Einkaufskorb hatte ich vor der Tür gelassen, da standen sie nun
als kleine Installation auf dem Flur, es hatte gleich ein bisschen nach
Schlumheimer ausgesehen, wie der Embryo einer großen Schlumheimerinstallation,
und der ist jetzt auch schon tot, hatte ich gedacht, nachdem ich das irgendwie
schlumheimermäßig aufgetürmt hatte, der Stuhl stand ja auf seinen drei Beinen
nicht mehr richtig, da musste man das erst ein bisschen arrangieren, aber den
Pümpel hatte ich mit reingenommen, warum auch immer.
    »Igitt,
lassen Sie das draußen«, sagte Frau Schmidt und zeigte auf den Pümpel, sie
hielt sich dabei sogar die Nase zu, das hatte schon wieder irgendwie Klasse,
sie hasste mich zwar, aber jemand, der sich beim Anblick eines
frischgewaschenen Pümpels die Nase zuhält, kann kein ganz schlechter Mensch
sein, so jemand hat wenigstens Fantasie und Gestaltungskraft.
    »Gern, ich
hab nur Angst, dass mir den einer klaut«, sagte ich. »Da sind die alle ganz
scharf drauf. Und dann müsste ich einen neuen kaufen, und dann beschweren Sie
sich wieder, dass wir so viel Geld brauchen, Herr Wieczorek und ich.«
    »Das Ding
bleibt draußen, das kommt mir hier nicht rein«, sagte sie.
    Also ging
ich wieder raus und stellte den Pümpel zu Stuhl, Stuhlbein und Einkaufskorb
dazu, aber der Pümpel passte nicht so gut da rein, mit Pümpel sah es nicht so
gut aus wie ohne Pümpel, der Pümpel war arschklar over the top und

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