Magical Mystery
einen Kaffee und dann gleich noch einen, es gab dafür einen Automaten, das Fluxi Maxx Munich 2 machte aus Kaffee kein großes Ding, das alte Vertreterschließfach, Automat in der Lobby und gut ist, und der Portier wechselte einem dafür Geldscheine in Münzen.
Nach dem zweiten Kaffee war ich etwas fickerig, es war an der Zeit, aus dem Quark zu kommen, zugleich war aber draußen noch immer der Schönes-Wetter-blauer-Himmel-Terror zugange und mir graute vor den Sonntagsfahrern und Spaziergängern und Ausflüglergruppen, die mir überall begegnen und mir unter die Nase reiben würden, was für ein Sozialversagerfreak ich war. Da traf es sich gut, dass Basti an die Tür klopfte.
»Was soll ich denn jetzt machen?«, fragte er. »Holger pennt, den hab ich gar nicht wach gekriegt. Und das ist ja voll öde hier, hast du mal aus dem Fenster gesehen? Voll so Gute Nacht Fuchs, Gute Nacht Hase.«
»Ich fahr ins Gartencenter, du kannst ja mitkommen«, sagte ich.
»Gartencenter, was willst du da denn?«
»Ich hab keine Streu und kein Heu mehr für die Meerschweinchen, und heute ist Sonntag.«
»Und sowas haben die im Gartencenter?«
»Manchmal, hoffe ich jedenfalls. Und wenn nicht, dann haben sie Stroh, das kann man anstelle von Streu nehmen. Und dann kaufe ich ihnen irgendwelche Pflanzen zum Knabbern, das könnte lustig werden.«
»Da komm ich mit!«
»Okay, gehen wir«, sagte ich. Ich nahm meine Jacke, als das Hoteltelefon klingelte. Es war Rosa. »Ich kann nicht einschlafen«, sagte sie. »Geht irgendwie nicht, obwohl ich müde bin. Und hier fällt mir die Decke auf den Kopf. Das ist ja am Arsch der Welt hier!«
»Ich bin gerade mit Basti auf dem Weg zum Gartencenter, komm doch mit!«
»Was für ein Gartencenter?«
»Eins, das am Sonntag aufhat. Irgendwo auf dem Lande.«
»Ich wollte eigentlich lieber nichts mit dir machen, Karl Schmidt, sonst wird das noch was Ernstes«, sagte sie, »ich meine, gestern, das war ja nur so Sex zum Spaß, aber wenn man jetzt schon zusammen ins Gartencenter fährt, dann wird’s ernst, das ist ja wie zu Ikea fahren, da ist man ja schon so gut wie verheiratet! Ich kann das im Augenblick nicht gebrauchen, das Letzte, was ich jetzt brauche, ist ein fester Freund oder sowas.«
»Basti ist auch dabei«, sagte ich. »Wir kaufen nur Sachen für die Meerschweinchen. Es wäre bloß ein Ausflug. Ein Gartencenter ist kein Standesamt, Rosa!«
»Bist du sicher?«
»Basti ist dabei, der passt auf uns auf.«
»Ich hatte eigentlich nicht angerufen, um mit dir irgendwas zu unternehmen, ich wollte nur mal mit jemandem reden, die anderen schlafen ja alle.«
»Das ist schön gesagt. Also was nun?«
»Was wollt ihr denn für die Meerschweinchen im Gartencenter kaufen? Einen Rasenmäher?«
»Keine Ahnung, vielleicht Stroh und Heu und so Kram halt. Außerdem wollte ich noch an die Tankstelle und den Wagen frischmachen.«
»Das klingt ja aufregend.«
»Ja. Ist schönes Wetter draußen.«
»Aber ich will keinen Sex oder so.«
»Ich sag’s Basti. Wir treffen uns unten.«
Draußen war Frühling Galore und die Bäume hielten ihre Blätter in den warmen Wind und die Blümelein standen auf den Wiesen und nickten mit den Köpfchen und der ganze andere Kommliebermaiundmachefaschismus. Basti und Rosa nahmen sich jeder ein Meerschweinchen und streichelten es und im Kassettenrekorder lief die Kassette mit der Bummbumm-Musik, die aber wohl doch nicht von Rosa war, »RM«, das sei nicht sie, sagte sie, während sie rauchte und das Meerschweinchen streichelte, und Basti meinte, es könnte auch Raimunds Mix heißen, und die Tracks darauf seien ja wohl ziemlicher Trancemüll, und so fuhren wir zu Trancemüllklängen übers Land, erst zur Tankstelle, einen Deutschlandplan kaufen, das hatte ich schon die ganze Zeit machen wollen, und dann noch einen Detailplan von Oberbayern für den Weg nach Neu-Kippenberg, das war der Ort mit dem geöffneten Gartencenter, und einen Tankstellenkaffee für Basti, der dringend einen brauchte, und dann kauften wir noch Einwegrasierer für Holger, die wollte Basti ihm als Friedensangebot schenken, und wir überredeten ihn, noch eine Dose Rasierschaum draufzulegen, zur Sicherheit. Dann fuhren wir nach Neu-Kippenberg, wo das Gartencenter schon wieder geschlossen hatte, aber ein Biergarten hatte geöffnet und wir also Bier und Apfelschorle und Rettich und Schweinebraten und danach auf einen Flohmarkt, wo sich Rosa einen Schäferhund aus Keramik kaufte, und dann fanden wir einen
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