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Magical Mystery

Magical Mystery

Titel: Magical Mystery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regener
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nickte zum Bummbumm, bis mir der Nacken schmerzte, aber aufhören konnte ich damit nicht, was hätte ich dann machen sollen, ohne Nicken blöd danebenstehen ist ja noch bescheuerter als mit Nicken, lieber der Wackeldackel des deutschen Dance sein als ein Langweiler vor dem Herrn, und je blöder ich mir vorkam, desto mehr wurde mir die Sache schließlich auch egal, bis ich irgendwann dachte, dass es doch eigentlich eine coole Sache sei, so neben Holger zu stehen und zu nicken, bis die Rübe abfällt, und Holger ließ auch nichts anbrennen, er spielte ziemlich bald seinen großen Hosti-Bros-Hit HostiBrosti, den ich natürlich niemals erkannt hätte, wenn er die Maxi nicht hochgehalten und mir »Das ist der Hit! Das ist HostiBrosti!« zugerufen hätte, und dann rief er noch: »Jetzt geht’s ab!«, und legte die Platte auf, natürlich Bummbummkram wie alles andere, die Musik war für mich eigentlich auch immer gleich, Techno, House, Trance, Ambient, das war doch alles eins, Hauptsache Bummbumm, also ich mit wachsender Begeisterung immer weiter nickend und Holger legt den Hit auf, »Jetzt geht’s ab!«, rief er noch und blendete über auf HostiBrosti und die Leute erkannten das tatsächlich und jubelten sofort, als das Intro kam, und als dann das Bummbumm einsetzte, jubelten sie noch mehr und warfen die Arme in die Luft und hüpften umeinander und was weiß ich nicht alles, und das war so ein schöner, erhabener Anblick und Holger sah so stolz aus, die waren alle so glücklich und unbeschwert, dass mir das Herz überging vor Liebe, eine staunende Liebe war das, wie die das hingekriegt hatten, sowas aus dem Boden zu stampfen, die Raimunds und Ferdis dieser Welt, dass jetzt diese ganzen Leute einfach kommen und sich so freuen konnten über so einen prolligen Schweinetrack wie HostiBrosti, dargeboten von einem so unbedarften Spacken und Meerschweinchenfreak wie Holger, der sich einfach nur freute und Freude verbreitete, der ganz und gar glücklich die Faust in die Luft stieß und komplett eins zu eins sein Leben genoss, das war so schön und so rein und so ohne Arg und Hintersinn, dass auch ich einfach mal die Arme in die Luft warf und dann riss es mich mit und ich tat das einzig Wahre: Ich drehte mich um und wackelte mit meinem fetten Riesenarsch Richtung Publikum, das war es ja wohl, weswegen ich hier war, faceless Techno, mein Gesicht kriegst du nicht, aber meinen Arsch kannst du haben!

55. Prollhouse
    Ich hatte eigentlich gedacht, dass die anderen nach dem Hosti-Bros-Auftritt alle ins Fluxi Maxx Munich 2 fahren würden, sie hatten ja schon im Hofbräuhaus einen ziemlich abgefuckten Eindruck auf mich gemacht, sogar Rosa hatte geklagt, dass ihr das alles zu viel wurde und ihre Batterien alle seien und was man sonst noch so sagt, wenn man keinen Bock mehr hat, aber davon konnte nach dem Hosti-Bros-Auftritt plötzlich keine Rede mehr sein, alle wollten noch bleiben, jedenfalls behauptete Raimund das und Ferdi nickte dazu und Flapsi, der örtliche Clubfreak, regte sich richtig auf, als ich fragte, wie es mit der Rückfahrt aussehe, ob ich wahnsinnig sei, es sei doch gerade so schön und alles hätte doch gerade erst angefangen und Rosa war nirgends zu sehen und Dave und Hans, die nun auch im Club waren und sich nicht einmal mehr die Mühe machten, T-Shirts zu verkaufen, waren auch voll empört, ob ich irre sei, die beiden kleinen Arschkanonen, also ich der einzige, der nach dem Hosti-Bros-Ding ins Bett wollte, zwar angenehm leer im Oberstübchen, aber auch todmüde, glücklicherweise, wie ich fand, denn natürlich war auch ich euphorisch und wenn ich nicht zugleich so müde gewesen wäre, wäre ich vielleicht doch noch ans Saufen gekommen, so aber legte ich mich in die Backstage und schlief gleich ein und wachte morgens gegen zehn Uhr auf einem der Sofas auf, im Mantel und schwitzend und überall das Bummbumm und über mir Rosas Gesicht und sie ziemlich blass.
    »Du musst uns jetzt mal ins Hotel fahren!«
    Ich brauchte einige Sekunden, um zu begreifen, was mit »du« und »uns« und »Hotel« gemeint war, ich hatte etwas mit meiner Mutter und Klaus-Dieter geträumt, die beiden hatten über mich gelacht, aber es war nicht böse gemeint gewesen und ich hatte mitgelacht, immerhin! Als ich einigermaßen klar war, sagte ich: »Ist irgendwas passiert? Geht’s dir nicht gut?«
    »Nein, ich bin okay, nur ein bisschen müde, aber Raimund und Ferdi haben sich gestritten und sind jetzt sauer und ich glaube, jetzt reicht’s

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