Magical Mystery
hoch. Dann kratzte er sich am Kopf. Dann räusperte er sich. Dann schaute er mich an.
»Was nun? Gegen Flapsi oder für Flapsi?«
»Was weiß ich denn, Raimund. Keine Ahnung. Ist das wichtig?«
»Das ist der Unterschied zwischen sein und nicht sein, Charlie.«
»Jetzt hör mal auf, Raimund! Hör auf mit dem Scheiß! Lass uns ins Fluxi fahren, echt mal! So kann man nicht Magical Mystery machen, ich meine: Liebe, Psychedelic, Hippie, so Sachen, da kannst du doch hier nicht so ein Brett fahren!«
»Wer fährt hier ein Brett? Und wer hat sich die Magical-Mystery-Sache denn überhaupt ausgedacht?!«
»Weiß nicht, da hört man mal dieses, mal jenes, Raimund. Im Zweifel die Beatles!«
»Die sollen sich entschuldigen.«
Ich ging wieder rüber. »Okay, Ferdi, jetzt geht da beide rüber und entschuldigt euch, dass ihr das gesagt habt, das mit dem … – was hattet ihr noch mal gesagt?«
»Prollhouse!«
»Fängt der schon wieder an!« Raimund war mir gefolgt. »Fängt der schon wieder an!«
Mir reichte es jetzt, es war wie in Clean Cut 1!
»Passt auf, Leute, wenn ihr euch jetzt nicht zusammenreißt«, sagte ich im Werner-Sound, »dann müssen da alle drunter leiden. Dann fällt das auf die ganze Gruppe zurück. Dann gibt’s keine Rückfahrt ins Hotel oder wenn, dann eine ohne alle, also nur mit einem Teil der Leute und dann zerfällt die Gruppe und die Magical-Mystery-Sache scheitert und dann habt ihr euch das selbst zuzuschreiben.«
Darauf schwiegen alle eine Weile. Dann sagte Flapsi: »Ist denn dieses Magical-Mystery-Ding bei den Beatles nicht auch gescheitert?«
»Entschuldige dich lieber«, sagte ich.
»Okay«, sagte Flapsi, »tut mir leid, ich hab’s doch positiv gemeint.«
»Okay«, sagte Raimund.
»Du auch, Ferdi«, sagte ich.
Aber Ferdi war eingeschlafen.
56. Frühling Galore
Ich hatte mir für den freien Tag einiges vorgenommen, aber die anderen mussten sich ausschlafen, so stand es im Plan, und als ich sie da graugesichtig und mit hängenden Schultern und unter der Last ihrer Plattenkoffer stöhnend in das Fluxi Maxx Munich 2 in Unterschleißheim wanken sah, war mir klar, dass sie das auch brauchten. Nur Basti nicht, der lag in meinem Zimmer auf dem Bett und schaute fern, irgendwas für Kinder.
»He Charlie«, rief er fröhlich, »bin gerade aufgewacht, hast du mich hier gestern hergebracht?«
»Ehrensache, Basti. Du hast das Hofbräuhaus vollgekotzt!«
»Ja, ich erinnere mich«, sagte er. »Ich hoffe mal, Holger ist jetzt nicht sauer oder so.«
»Keine Ahnung«, sagte ich, »aber ich musste deinen Platz im Hosti-Bros-DJ-Team einnehmen, damit zwei da oben stehen.«
»Echt? Du hast einen auf mich gemacht?«
»Ja, ich war das Basti-Double. Die anderen wollten das so.«
»Holger auch?«
»Ja, der auch.«
»Mit dem muss ich mal reden!«
»Am besten gleich«, sagte ich, »solange er noch wach ist. Er ist jetzt auf eurem Zimmer.«
»Shit«, sagte er. »Ist das hier nicht unser Zimmer?«
»Nein«, sagte ich, »das ist ein Einzelzimmer, Basti.«
»Ja, stimmt, klar, logisch. Hab mich schon gewundert.« Er stand auf. »Ich geh mal rüber und schau nach, was mit ihm los ist. Da muss man ja mal drüber reden. Wer muss sich denn jetzt entschuldigen, er oder ich?«
»Du.«
Mein Plan für den Tag sah unter anderem vor, dass ich zu einem Gartencenter fuhr, das auch am Sonntag aufhatte, und dort Sachen für die Meerschweinchen kaufte. Ich wälzte an der Rezeption die Gelben Seiten und telefonierte mit Raimunds Knochen durch die Gegend, bis ich so ein Gartencenter gefunden hatte, das war ganz in der Nähe und das Wetter war gut, das konnte ein schöner kleiner Ausflug werden, zu schön für meinen Geschmack, das war das Problem, sowas erinnerte einen dann gleich wieder an die Sonntagsausflüge von Clean Cut 1 und das war nicht gut, wenn man dabei ganz allein und obendrein obenrum nicht ganz beieinander war, denn so blöd diese Clean-Cut-1-Sonntagsausflüge auch immer gewesen waren, man war da nie allein gewesen, und auch wenn die anderen ein Haufen Blödmänner waren, allein ist allein und nicht allein ist nicht allein und deshalb hatte ich, wenn schon nicht Angst, so doch jedenfalls keine Lust darauf, das war mir nicht geheuer, so alleine bei schönem Wetter durch Oberbayern zu gondeln und dabei Heimweh nach Altona zu kriegen, das war heikel, da wollte ich lieber noch ein bisschen Zeit schinden und auf schlechteres Wetter warten, also blieb ich erst einmal im Hotel und trank auf meinem Zimmer
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