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Magical Mystery

Magical Mystery

Titel: Magical Mystery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regener
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Lolek
    Kurz vor Hamburg, am Maschener Kreuz, mussten wir an der Raststätte halten, weil Schöpfi und Holger und Dubi noch einmal unbedingt aufs Klo mussten, und Anja und Rosa und Sigi gingen gleich mit, was kaufen und vielleicht auch mal aufs Klo, wer weiß, und kaum waren sie weg, entschlossen sich Basti und Raimund, hinterherzugehen und nachzugucken, was die da so vorhatten, und so saß ich praktisch alleine im Auto, nur Ferdi lag oben auf dem Komabrett und schlief, und ich freute mich darauf, dass der Tag bald vorbei sein würde und ich ins Fluxi Budget Harbor Nobistor Hamburg einchecken und mich hinlegen konnte, mit allem anderen war ich durch, egal ob grüner Tee (Raststätte Kassler Berge), schwarzer Kaffee (Raststätte Klangheim), Kakao mit Sahne (Raststätte Niederburgen), Ananas in Stücken, frisch (Empfehlung von Ferdi »zur Entgiftung«, Raststätte Postenbüttel), Currywurst (Empfehlung von Raimund, »Ess ich hier immer!«, Raststätte Zweiklang), Hustenbonbons (Raststätte Froberge) oder Fernfahrerteller extra (Raststätte Freiwilde), ich hatte mein Konsumentenleben für diesen Tag gelebt und war mittlerweile so müde und zermürbt und abgenervt von den seit ihrer Frankfurter Apfelweinerfahrung immer noch fröhlicher werdenden Knalltüten hinter und neben mir, dass ich mich schon jetzt, im Schein gelber Parkplatzleuchten, eingerahmt von Lastwagen und Wohnmobilen, gerne hingelegt hätte, jedenfalls beneidete ich in diesem Moment Ferdi, dessen Schnarchen leise durch das Einstiegslock des Komabretts zu mir herunterschwebte.
    Die erste, die zurückkam, war Rosa, und als ich sie näherkommen sah, schämte ich mich ein bisschen für meine schlechten Gedanken, jedenfalls, was Rosa betraf, du warst nicht gemeint, Rosa, dachte ich, du bist keine Knalltüte, du bist okay, und wenn doch Knalltüte, dann eine gute, und schon von weitem schwenkte Rosa wie zum Beweis ein paar Salatblätter, die hatte sie wohl für Lolek und Bolek ergattert, denn als sie am Wagen ankam, ging sie gleich nach hinten und öffnete die rückwärtige Tür.
    »O«, hörte ich sie rufen. »O Gott, Charlie, komm mal schnell.«
    Ich stieg aus und ging zu ihr nach hinten. Sie zeigte auf den Käfig.
    »Schau mal, der rührt sich nicht.«
    Lolek lag auf dem Käfigboden und rührte sich allerdings nicht. Bolek stand dabei und mümmelte ohne Begeisterung an einem Salatblatt.
    Ich steckte die Hand in den Käfig und holte Lolek raus. Er war tot. Ich hielt ihn in der Hand und wusste nicht weiter.
    »Was soll ich denn jetzt tun?«, fragte ich ratlos. »Zurücklegen?«
    »Nein, das wäre ja fies!« Rosa nahm Bolek aus dem Käfig und streichelte ihn. Bolek fiepte ein bisschen, aber das tat er ja immer.
    »Aber irgendwo muss er ja hin. Ich kann ihn ja nicht wegschmeißen, bevor wenigstens Holger zurück ist, das wäre irgendwie nicht richtig«, gab ich zu bedenken.
    »Da kommt er ja!«, sagte Rosa. Holger, Basti und Raimund kamen durch die Nacht getänzelt, sie waren gut drauf, das war mal sicher.
    »Holger, komm mal«, rief ich.
    Sie kamen alle drei herüber.
    »Hier«, sagte ich, und hielt Holger den toten Lolek hin. »Der ist tot.«
    »O Scheiße, Mann«, sagte Holger und nahm mir den toten Lolek aus der Hand. Er hielt ihn sich in dem trüben, orangenen Licht vor die Augen und streichelte ihn ein bisschen. »O Mann«, sagte er, und seine Stimme klang zittrig. »Scheiße.«
    »Tut mir leid«, sagte ich.
    »Schau dir das an«, sagte Raimund. »Ist der einfach tot! Wie schnell sowas geht! Der war doch noch ganz munter vorhin!«
    »Woher willst du das wissen?«, sagte Basti.
    »Ich hab mir die vorhin mal angeguckt, bei der anderen Raststätte.«
    »Hast du dem irgendwas zu fressen gegeben?«, sagte Basti.
    Holger streichelte immer weiter den kleinen Lolek und drehte ihn hin und her und schaute ihm in die toten Augen.
    »Wieso sollte ich dem was zu fressen gegeben haben, Basti? Was ist das überhaupt für eine Frage?«
    »So einer stirbt doch nicht einfach so«, sagte Basti. »Da hat dem doch irgendeiner was Falsches zu fressen gegeben.«
    »Ich hab dem gar nichts gegeben. Wie bist du denn drauf?! Außerdem wissen diese Tiere doch ganz genau, was sie fressen dürfen und was nicht. Hast du doch neulich selber erzählt, dass er zum Beispiel die Karotte gefressen hat, die Petersilienwurzel aber nicht. Hast du selber gesagt!«
    »Ich habe gesagt, dass man ihnen den Lauch nicht geben darf, der da bei dem Suppengrün dabei war. Das habe ich gesagt! Du wolltest

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