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Magical Mystery

Magical Mystery

Titel: Magical Mystery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regener
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irgendwann um. Ich meine, schaut euch doch mal an, ihr seht doch scheiße aus!«
    »Aber wir raven doch gar nicht zwei Wochen durch«, sagte Raimund. »Wir haben doch auch freie Tage. Heute zum Beispiel. Und gestern!«
    »Ja, aber das ist ja noch schlimmer«, sagte Spaka HNO. »Freie Tage, das bricht so einer Tournee das Genick, da kannst du jeden Rocker fragen. Man soll die Sachen nicht vermischen, Raimund. Der Rocker geht auf Tournee und der Raver legt am Wochenende auf, so sieht’s aus.«
    »Vielleicht sollte Ferdi mal was dazu sagen«, sagte Raimund. »Ferdi, sag du doch mal was?!«
    »Ich hätte auch gerne so einen Apfelwein«, sagte Ferdi. »Aber pur.«
    »Sag ich doch!«, sagte Schöpfi.
    »Ich hol dir ein Glas«, sagte Raimund und stand auf. »Ich geh rüber und hol dir ein Glas. Aber dann musst du auch mal was dazu sagen, ich kann das nicht, das ganze theoretische Zeug.«
    »Da bin ich aber mal gespannt«, sagte Frido. Raimund ging derweil in die Tiefe der Gaststätte, um den Kellner zu suchen. Von draußen fiel das fahle Tageslicht durch die Butzenscheiben und verwandelte das staubige Innere der Alten Eiche in eine gelbe Unterwasserwelt, und darin wie gemalt an einem langen Tisch die beiden Frankfurter und wir, die BummBumm-Leute, ein schönes Tableau war das in diesem unwirklichen Licht, dazu Raimund, der zurückkommend kurz vor seinem Stuhl stehend innehielt und Ferdi auffordernd ansah, der gerade seinen Kaffee mit weit in den Nacken geworfenem Kopf aus trank, es hätte auch ein flämisches Gemälde aus dem 17. Jahrhundert sein können, Titel vielleicht »Der Kaffeetrinker« oder »Rauer beim Apfelwein« oder »Das Gipfeltreffen«, und das gefiel mir natürlich, das versöhnte mich mit meiner Müdigkeit und der stumpfen Idiotie der Apfelsafttrinkerei, und alle warteten nun auf Ferdi, auch Holger und Basti und Rosa und Sigi und Anja und Dubi, sie waren alle aus ihrer Lethargie erwacht und schauten erwartungsvoll auf Ferdi, der seine Tasse auf die Untertasse stellte und von sich wegschob, gerade rechtzeitig, um das Glas von Raimund entgegenzunehmen und sich da hinein von Frido aus einem großen Bembel Apfelwein eingießen zu lassen. Er nahm einen Schluck, dann noch einen, ließ das Getränk im Mund herumrollen, schluckte es herunter, schaute nach links, schaute nach rechts, und dann sagte er:
    »Ich finde es schade, dass wir nicht bei euch im JLH spielen durften, das mal gleich vorweg, Spaka, ich war enttäuscht und ich bin es noch! Magical Mystery wäre gut bei euch gelaufen und eigentlich kann man keine Ravetour machen, ohne nach Frankfurt zu kommen. Und ich war deswegen sauer auf euch und bin es noch und eigentlich wollte ich heute gar nicht hierherkommen. Na gut, andererseits ist das mit diesem Äppelwoi-Kram und den Schäufelchen und den Leiterchen eine gute Sache und ihr liegt auf dem halben Wege zwischen München und Hamburg. Aber ich muss mal eins sagen: Es ist nicht richtig, dass ihr, bloß weil ihr ein schlechtes Gewissen habt, jetzt mit so fadenscheinigen Argumenten um die Ecke kommt von wegen Raver machen dies, Rocker machen das, das ist doch alles nur vorgeschobener Scheiß. Die Wahrheit ist doch, dass ihr arrogant seid, und Arroganz hat auch immer was mit Angst zu tun. Ihr glaubt, oder ihr behauptet jedenfalls immer zu glauben, wir hätten das alles neu erfunden und dass es da keinen Zusammenhang gibt zwischen unserem Ding und allem, was früher mal lief, sagen wir mal: den Beatles und diesem Magical-Mystery-Ding, das bei ihnen voll in die Hose ging, so wie bei uns ja irgendwie auch, aber auch irgendwie nicht, denn ehrlich mal, man kann ja sagen, dass Magical Mystery bei den Beatles in die Hosen ging, aber dabei kam ein Film raus und eine Platte und da sind nicht die schlechtesten Lieder von den Beatles drauf. Aber ich weiß schon«, Ferdi hob eine Hand, um jede mögliche Unterbrechung im Keim zu ersticken, »ich weiß schon, das hat ja mit uns alles nichts zu tun, weil wir ja das große neue Ding sind und so, aber das ist nur die halbe Wahrheit, weil nämlich alles irgendwo einen Halt braucht, auch und gerade das Neue, denn neu an sich ist keine große Sache, Spaka, der heiße Scheiß von heute ist der kalte Scheiß von morgen, und wenn wir den Leuten nichts geben, woran sie sich innerlich aufrichten können, dann wird von uns nichts bleiben, und deshalb haben wir instinktiv immer dieses psychedelische Hippie-Ding am Start gehabt, von Anfang an, viel mehr, als wir selbst immer wahrhaben

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