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Magical Mystery

Magical Mystery

Titel: Magical Mystery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regener
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wir zurück waren, ging es ihm schon wieder besser. Die anderen standen immer noch vor dem Auto und streichelten am armen kleinen Bolek herum.
    »Und mit dem hier?«, sagte Rosa. »Was machen wir mit dem hier?«
    »Man könnte ein neues Meerschweinchen kaufen, dann wären es wieder zwei«, schlug Dubi vor.
    »Ach scheiße, und dann stirbt Bolek und dann habe ich wieder nur eins, ich meine, wenn Lolek jetzt an Altersschwäche gestorben ist, dann hat Bolek auch nicht mehr lange«, sagte Holger.
    Sigi fing an zu weinen.
    »Was ist denn mit dir los, Sigi?«, sagte Raimund.
    »Du bist doch voll der Arsch, Raimund!«
    »Also bitte, jetzt reiß dich mal zusammen, Sigi, ich meine, wie bist du denn drauf?! Was ist denn hier überhaupt los? Ich meine, freut euch doch lieber, dass Bolek noch am Leben ist, auch mal das Positive sehen!«
    »Ja, aber wir brauchen ein zweites Meerschweinchen«, ließ Dubi nicht locker. »Sonst ist das Tierquälerei. Oder warte mal: …« Er hob einen Zeigefinger. »Wir kaufen einfach zwei neue Meerschweinchen. So junge Meerschweinchen. Dann kann Bolek in Ruhe sterben und die anderen beiden können einfach weitermachen.«
    »Dann habe ich ja immer und ewig Meerschweinchen am Hals«, sagte Holger. »Ich kann doch nicht mein Leben lang immer wieder Meerschweinchen dazukaufen, da kannst du ja ewig warten, dass die genau gleichzeitig sterben, das ist doch Quatsch!«
    »Dann weiß ich auch nicht«, sagte Dubi. »Auf jeden Fall ist das Tierquälerei. Da muss jetzt auch immer einer bei dem dabeibleiben, den darf man jetzt nicht alleine lassen, das sind ganz gesellige Tiere sind das.«
    »Ich nehme ihn bis Hamburg erstmal so mit«, sagte Rosa.
    »Ja, oder ich«, sagte Anja, »ich nehme den auch mal gerne. Der Arme!«
    »Ich habe eine Idee«, sagte Raimund. »Wir bringen ihn auf einen Kinderbauernhof. Die haben doch immer so Meerschweinchen und Kaninchen und so.«
    »Nicht alle«, sagte Dubi, der mir langsam auf die Nerven ging. »Nicht Meerschweinchen. Die meisten haben nur Kaninchen. Eigentlich sind Meerschweinchen ja keine Bauernhoftiere. Oft nehmen die keine Meerschweinchen!«
    »Was ist los mit dir, Dubi?«, sagte Raimund. »Bist du heimlich im Tierschutzbund? Bist du so ein Tierschutzbund-Raver?«
    »Meine Mutter arbeitet auf einem Kinderbauernhof«, sagte Dubi.
    »Ich weiß, was wir machen können«, sagte ich. »Ich weiß, wo wir ihn hinbringen können.«
    »Der gute alte Charlie«, sagte Raimund. »Wohin denn?«
    »Ich habe in Hamburg eine Connection«, sagte ich. »Zu einem Kinderzoo in Othmarschen!«

59. Die Satanshexe vom Piz Palü
    »Und da hast du mal gearbeitet?!« Raimund starrte durch das Autofenster in den Regen und den hinter dem Regen verschwimmenden Eingang vom Kinderkurheim Elbauen. »Ganz schön idyllisch.«
    »Ja«, sagte ich. Ich hielt Holger einen Einkaufsbeutel aus Baumwolle hin, den ich am Vormittag in einem Schnäppchenmarkt für eine Mark gekauft hatte, und er legte Bolek mit beiden Händen vorsichtig hinein. Dann nahm ich das Buch, das ich mir für den Notfall von Dubi geliehen hatte, und steckte es in die Innentasche meiner Jacke.
    »Viel Glück«, sagte Rosa.
    Ich stieg aus und ging über die Straße zum Kinderheim. Ich wollte hintenrum reingehen, gleich durch die Werkstatt zum Zoo, Bolek integrieren und auf demselben Wege wieder abhauen, aber daraus wurde nichts, der Hintereingang war abgeschlossen, das war neu, wahrscheinlich eine Reform, die Herr Niemeyer vorgenommen hatte. Dumm nur, dass ich meinen Schlüssel nicht dabeihatte. Ich ging zurück und um das Haus herum zum Vordereingang. Und auch hier gab es eine Überraschung: Hartmut, der Erzieher, saß im kleinen Kabuff am Eingang und bewachte ihn.
    »Hallo Hartmut!«
    »Hallo Karl! Was machst du denn hier?«
    »Ich hab was vergessen.«
    »Ich dachte, du hast Urlaub.«
    »Ja, bin gleich wieder weg.«
    Ich lief die Treppen hinunter. Im Zoo waren die Tiere ziemlich aufgeregt, als ich reinkam. Jimmy und Johnny, die beiden Affen, fegten durch ihren Käfig, als ob sie auf Speed wären, und der Papagei plapperte blechern wie ein gestörter Langwellensender. Ich ging auf die Knie und öffnete den Zwergkaninchenkäfig, der unter dem Affengehege eingebaut war, und setzte Bolek hinein. Er flüchtete sofort in eine Ecke des Käfigs, während die Zwergkaninchen ihn neugierig beobachteten. Bolek fiepte und die Kaninchen rückten ihm langsam auf die Pelle.
    »Was machst du denn da mit dem Kaninchen?«
    Ich zuckte zusammen. Es war der

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