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Magical Mystery

Magical Mystery

Titel: Magical Mystery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regener
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denen den Lauch auch noch geben, so sieht’s aus, Raimund! Da kann man schon mal nachfragen, wenn der tot ist, ob du dem vielleicht irgendwas Falsches gegeben hast!«
    »Ich finde das nicht in Ordnung, dass du hier so einen Aggro reinbringst, Basti«, sagte Raimund. »Das ist ziemlich uncool jetzt, da hab ich keinen Bock drauf.«
    »So einer stirbt doch nicht einfach so«, sagte Basti.
    »Doch«, sagte Holger, während er Lolek weiter streichelte. »Die beiden sind schon ziemlich alt. Acht Jahre oder so, ich hab die mit zwölf bekommen.«
    »Wieso du? Ich dachte, die sind von deiner Schwester!«, sagte ich.
    »Nein, ja, ich hatte ihr die geschenkt, als ich zu Hause ausgezogen bin«, sagte er. »Ich dachte, die sind besser bei meiner kleinen Schwester aufgehoben. Aber eigentlich sind sie natürlich meine, ich meine, man darf doch was nicht weiterverschenken, was man selber geschenkt bekommen hat, ich hab das nur so gesagt, damit sie sich kümmert. Und jetzt ist der erste schon tot. So schnell geht das.« Jetzt liefen richtige Tränen seine Wangen hinunter.
    »Ja«, sagte Raimund, »daran merkt man, dass irgendwie die Kindheit vorbei ist.«
    Alle schauten ihn an. Er hob abwehrend die Hände. »Ich mein ja bloß.«
    Holger gab mir den toten Lolek zurück und wischte sich mit der Hand die Tränen aus dem Gesicht. Dann holte er ein gebrauchtes Tempotaschentuch aus der Hosentasche und schnaubte hinein.
    »Vorsicht, du hast doch jetzt Leichengift an den Händen«, sagte Basti. »Du solltest dir erstmal die Hände waschen gehen!«
    »Quatsch«, sagte Holger.
    »Klar«, sagte Basti. »Da kann man von draufgehen.«
    »Soso«, sagte ich. »Und ich? Bei mir ist das egal, oder was?«
    »Ihr müsst euch die Hände waschen. Mein Vater ist Arzt!«
    »O Mann«, sagte Holger und schaute auf seine Hände.
    Jetzt kamen auch noch Dubi, Anja und Sigi dazu.
    »Was ist denn los?«, wollte Sigi wissen.
    »Das Meerschweinchen ist tot«, sagte Rosa.
    »Hab ich mir schon gedacht, dass das nicht gutgeht«, sagte Sigi.
    »Das ist ganz schlecht«, sagte Dubi. »Die dürfen doch auf keinen Fall allein sein! Dann gehen die ein. Oder werden jedenfalls traurig. Die dürfen auf keinen Fall allein sein. Das gilt als Tierquälerei, wenn die allein sind. Die müssen immer mindestens zu zweit sein.«
    »Wusste ich gar nicht«, sagte Holger. »Das haben die mir damals nicht gesagt.«
    »Vielleicht wusste man das damals noch nicht«, sagte Dubi, »aber die müssen immer mit anderen zusammen sein.«
    »Was sollen wir denn jetzt machen?« sagte Holger verzweifelt und hielt dabei seine Hände in die Höhe wie ein Chirurg, der auf die Gummihandschuhe wartet.
    »Vielleicht sollten wir erstmal Lolek begraben«, sagte ich und hielt ihn hoch. »Oder willst du ihn mitnehmen, Holger?«
    »Nein, den müssen wir begraben.«
    »Aber wo denn?« Ich schaute mich um. Um uns herum standen LKWs und Wohnmobile und es gab zwar gelegentlich kleine Beete auf Verkehrsinseln zwischen den Parkplatzabschnitten, aber die waren dicht mit dornigen Büschen bepflanzt.
    »Also mitnehmen können wir den auf keinen Fall, das ist ja irgendwie eklig«, sagte Sigi.
    »Hat jemand eine Schaufel?«, fragte Raimund.
    Keiner meldete sich.
    »Hab ich mir schon gedacht. Was meinst du denn, Holger?«
    »Keine Ahnung, ich hab damit doch keine Erfahrung, begraben, also ich würde schon ein Loch buddeln, aber was bringt das?«
    »Sollen wir ihn einfach in einen Mülleimer schmeißen?«
    Holger kämpfte mit den Tränen. »Ich weiß nicht«, presste er hervor. »Das ist doch irgendwie scheiße!«
    »Ich frag mal Ferdi«, sagte Raimund. »Ferdi muss das mal entscheiden, okay?«
    Holger nickte.
    »Was Ferdi sagt, wird gemacht, okay?«
    Holger nickte. Und alle anderen auch.
    Raimund verschwand im Auto. Nach einer Weile kam er wieder.
    »Ferdi sagt: Wegschmeißen.«
    »Das ist irgendwie fies«, sagte Rosa.
    »Ja, sagt Ferdi auch. Das klingt fies, sagt Ferdi, aber Meerschweinchen brauchen keine feierliche Bestattung, sie selber würden es auch nicht anders machen.«
    »Was ist das denn für eine bescheuerte Argumentation.«
    »Die Meerschweinchen würden ihn einfach liegenlassen, sagt Ferdi«, sagte Raimund, »deshalb sollte man ihn, wenn man ihn nicht liegenlassen kann, meerschweinchengerecht wegschmeißen.«
    »Das hat Ferdi gesagt?«
    »Das hat Ferdi gesagt.«
    »Na dann …«
    Wir packten Lolek in eine Tüte und warfen ihn in den nächsten Mülleimer. Dann gingen Holger und ich uns die Hände waschen. Bis

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