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Magical Mystery

Magical Mystery

Titel: Magical Mystery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regener
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aufeinandertrafen, »Von wegen nicht weit!«, »Ja, von wegen um die Ecke!«, »Ich dachte, du kennst dich aus!«, so schnatterten sie durcheinander, das nervte, aber es machte auch frisch, es war wie die Tasse Kaffee, die im Fluxi-Hotel nicht zu bekommen gewesen war, Kaffeemaschine kaputt oder sowas, »Wozu haben wir denn das Auto?«, »Entschuldigung mal, aber ab jetzt immer lieber fahren!«, »Mein Rücken!«, sie gackerten durcheinander wie Hühner bei Gewitter, bis Ferdi die Hände hob und sagte: »Hauptsache, wir halten den Plan ein, mal ein bisschen zusammenhalten jetzt, verdammt noch mal!«, da waren sie still und fingen an zu rauchen, das gab mir ein bisschen Ruhe für das Kartenstudium.
    Wie sich herausstellte, mussten wir nur über die große Straße am Ende der Blumenstraße und dann war es nicht mehr weit, ein bisschen geradeaus, ein bisschen links-rechts und wir waren da oder wären da gewesen, denn als wir auf die große Straße, den Ostertorsteinweg, kamen, hatten alle Hunger und wir steuerten unter Raimunds Führung, der mit den Worten »Jetzt weiß ich auch wieder, jetzt weiß ich wieder, ich kenn mich hier auch aus!« voranpreschte, nach links auf eine große Kreuzung zu, die auch mir wieder bekannt vorkam und wo es »Gyros und so Zeug gibt, mit Kraut und so!«, wie Raimund rief, der zu rennen anfing, nachdem er das gesagt hatte und der Rest der Herde im Schweinsgalopp hinter ihm her, sodass Ferdi und ich plötzlich ganz hinten waren.
    »Hauptsache, wir halten den Plan ein«, sagte Ferdi.
    Ich sagte: »Ferdi, was ist das mit dem Plan? Warum muss der unbedingt eingehalten werden?«
    »Ich war dagegen, das sind hier so Leute, wo wir gleich spielen, das geht dann ewig oder was, außerdem ist das ein komischer Laden, das ist so ein Raimund-Ding, das musste unbedingt sein, auf jeden Fall Bremen, das sind so Kumpels von ihm oder jedenfalls denkt er das, wegen mir hätten wir das ruhig auslassen können, ich meine, hast du dir den Plan mal angesehen?!«
    »Ja. Hab aber nicht alles verstanden.«
    »Das hat keiner. Das ist ein weltweit neues Experiment, Rave als Rocktournee, könnte man sagen. Oder umgekehrt. Und das ist das Problem: Sowas klappt ja nur, wenn man den Plan einhält.«
    Wir waren im Gyros-Imbiss angekommen und Raimund stand am Tresen, wo ein Mann mit einem ratternden Moulinex-Messer von einem Gyrosspieß Fleischfetzen heruntersäbelte und zusammen mit Krautsalat in aufgeschnittene Schrippen stopfte, und Raimund nahm jede Gyrosschrippe einzeln mit beiden Händen entgegen wie ein Samuraischwert und reichte sie mit großer Geste weiter, »hier und hier und hier«, das ging so eine Weile und dann mampften wir alle Schrippen mit Gyros und Krautsalat, während Raimund uns einen Vortrag darüber hielt, dass das das Beste überhaupt sei und das Gyrosbrötchen eigentlich der Urdöner und dass alle gleich noch mal eins essen sollten.
    Ferdi zog mich zur Seite, um mir weiter von seinen Sorgen zu erzählen: »Das ist ja alles gut und schön mit Magical Mystery, aber man muss auch den Plan einhalten, sonst läuft uns das völlig aus dem Ruder, das wollte ich mit dir sowieso noch mal besprechen, Charlie, du musst uns morgen früh um acht Uhr auf jeden Fall abholen und darfst nicht lockerlassen, am besten kommst du mit dem Auto und sperrst sie da alle wie du sie findest rein, bis du alle zusammen hast, mich auch, sonst schaffen wir das nicht, wir müssen doch alle noch chillen und pennen, bevor wir weiterfahren, diese Typen, die den Club machen, die sind gnadenlos, da sind auch ein paar Journalisten, da können wir uns nicht als Weicheier outen, die um acht Uhr morgens schon ins Bett gehen, nur weil es wieder hell wird oder was, das ist ja das Problem, das ist ja hier der Magical-Mystery-Kick-off, Charlie, ich meine, hier geht’s los, ausgerechnet!«
    »Verstehe ich nicht so richtig, Ferdi!«
    »Das ist ein Image-Problem, Charlie, das läuft hier alles über Gigantic E, das sind so Macho-Raver, da sehen wir wie Spaßbremsen und Partypuper aus, wenn wir morgen früh schon gehen, verstehst du? Dabei ist bloß nicht genug Zeit auf dem Plan, aber erklär denen das mal! Wir hätten Bremen einen Tag früher machen müssen, bloß dass die auf Montagabend keinen Bock hatten, was weiß ich, warum, und in Köln haben wir ja nicht einmal ein Hotel, bevor wir in den Club gehen oder was.
    »Ja, das wollte ich noch fragen«, sagte ich, »wo soll ich da in Köln eigentlich schlafen?«
    »Das klären wir schon noch, aber

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