Magical Village 1 Zimt und Zauber
dir bestimmt gefallen. Soll ich dich auf die Liste setzen?«
Mitzi nickte und wich Lulus entsetztem Blick aus. »Das ist – ähm – sehr nett von euch.«
»Und«, fuhr Lobelia fort, nachdem Clyde die Gläser der beiden aufgefüllt hatte, »vielleicht möchtest du ja ein paar Quadrate für unsere Weihnachtsdecken stricken. Wir machen eine ganze Menge davon für die armen Leute im Ort.«
Mitzi nickte erneut. Wie lange würde es dauern, bis eine muntere ittvierzigerin mit einer aus beigen und grünlichen Flicken zusammengestückelten Decke an ihrer Tür klopfte?
»Und falls du merkst, dass die Rente nicht reicht«, fuhr Lavender fort und wankte unsicher auf das Kaminfeuer zu, »kannst du immer noch einen Untermieter ins Haus nehmen. Wir vermieten jetzt unser Gästezimmer, um unsere Renten ein bisschen aufzubessern, stimmt’s, Lobelia?«
»Genau«, bestätigte Lobelia. »Wir haben in der Arztpraxis einen Aushang angebracht. Wir bieten sogar Frühstück. Cornflakes und Toast. Wir wollten eine nette, berufstätige junge Frau. Eine, die sich zu benehmen weiß – aber dieser linksradikale Sturkopf von Doktor sagt, wir dürfen das – äh – Geschlecht nicht vorschreiben.«
Lavender sah verlegen drein. »Na ja, das durften wir nicht, weil es angeblich nicht politisch korrekt ist – so ein Quatsch! Deshalb mussten wir ›Person‹ schreiben. Höchst unbefriedigend. Na, jedenfalls kriegen wir jemanden aus der Medizinbranche, der uns bei unseren kleinen Zipperlein beistehen kann.«
Insgeheim mutmaßte Mitzi, dass Lav und Lob durch ihren Aushang in der Arztpraxis eher jemanden bekommen würden, der noch schwächer und gebrechlicher war als sie selbst. Außerdem würde jeder Untermieter, der das Pech hatte, bei ihnen einzuziehen, binnen vierzehn Tagen verhungern. Sie lächelte aufmunternd. »Das ist eine gute Idee, aber ich halte die Zimmer der Mädchen lieber für sie frei – nur für den
Fall des Falles -, daher habe ich keinen Platz für einen Untermieter.«
Die Bandings klapperten über diese Kurzsichtigkeit unisono mit ihren Gebissen.
»Ach, du findest auch ohne diesen Altweiberquatsch genug anregenden Zeitvertreib«, meinte Clyde gelassen. »Weitaus Besseres, wofür du deine Zeit verwenden kannst. In Hazy Hassocks gibt es genug Skandale und Gaunereien, die du als Vollzeitberufstätige, die die meiste Zeit gar nicht hier ist, bestimmt überhaupt nicht mitbekommen hast.«
»Ehrlich? Verwässern Otto und Boris im Pub das Bier? Oder verlangt Mrs Elkins von Patsy’s Pantry zu viel für ihr Kleingebäck?«
Clyde strich sich über den Schnurrbart. »Ja, mach nur deine Witze, junge Frau, aber unser Dorf ist nicht die Insel der Seligen, die es oberflächlich betrachtet zu sein scheint. Es gibt eine ganze Menge Missstände. Und es wäre nicht das Dümmste, wenn du dich in den Gemeinderat wählen lassen und anfangen würdest, die schlimmen Finger zur Ordnung zu rufen.«
»Ich? Aber ich war noch nie politisch -«
»Du warst auch noch nie arbeitslos«, erwiderte Clyde ungerührt. »Dem Gemeinderat täte ein bisschen frisches Blut gut, das die Schmiergeldbrigade ausräuchert, und du wärst wahrscheinlich froh um etwas, wofür du dich engagieren kannst, da du ja jetzt -«
»- so viel Freizeit hast«, beendete Mitzi an seiner Stelle den Satz, noch ehe er sämtliche Anwesenden mit seinen Geschichten einschläferte, in denen er Hazy Hassocks in gefährliche Nähe zu Watergate rückte. »Ja, ich weiß. Oh … ich glaube, ich habe die Haustür gehört. Das muss Doll mit dem Essen sein. Entschuldigt mich …«
Mitzi spurtete regelrecht aus dem Wohnzimmer und durch die Diele und zerrte ihre ältere Tochter durch die halb geöffnete Tür. Der dunkle, kalte Abend drang hinter ihr herein, begleitet von ein paar Spritzern Regen und etwas feuchtem Laub.
»Meine Retterin.« Mitzi küsste Doll überschwänglich und schlug mit einem Tritt die Tür zu. »Du hast mich gerade vor dem Versprechen bewahrt, meinen Lebensabend mit Stricken und Bingo zu verbringen, Untermieter aufzunehmen, mich im Gemeinderat zu langweilen, bis sich mir die Fußnägel aufrollen, und Hazy Hassocks von Gaunern zu befreien und -«
»Hast du was getrunken?« Doll musterte ihre Mutter, während sie ihren Wildledermantel und den langen Wollschal auszog und beides sorgfältig an die Flurgarderobe hängte. »Du hast etwas getrunken, oder? Mein Gott, doch nicht etwa eine von Clydes Mixturen?«
»Doch, schon, aber nur ein kleines Glas. Und ich bin ehrlich nicht
Weitere Kostenlose Bücher