Magical Village 1 Zimt und Zauber
Schürzenjäger verlassen worden, den du geheiratet hast, da dachten wir, dass du womöglich völlig verzweifelst, wenn du auch noch deinen Job verlierst. Viele Leute begehen in deinem Alter Selbstmord, weißt du, vor allem wenn sie sich überflüssig fühlen.«
»Deshalb sind wir gekommen, um dich aufzumuntern«, sagte Lobelia mit strahlendem Lächeln. »Und um auf dich aufzupassen – ach, und wir haben dir ein paar schöne Sandwiches gemacht. Mit Fischpaste.«
Mitzi biss auf die Innenseiten ihrer Wangen, um sich das Lachen zu verkneifen. »Vielen Dank … oh, das ist wirklich nett von euch, aber mir geht es gut. Doll ist schon unterwegs mit Fish and Chips, also bin ich gar nicht allein. Und ich habe auch keine Selbstmordgedanken, ehrlich nicht. Ein bisschen geknickt bin ich natürlich, aber ich komme schon klar.«
»Das ist der Schock«, sagte Lavender nickend, während sie die Alufolie wegzog und herzhaft in ein Fischpasten-Sandwich biss. »Jetzt bist du noch vollgepumpt mit Adrenalin, aber warte nur, bis dich die schonungslose Wirklichkeit überfällt.«
»Ähm – ja, ich werd’s mir merken. Aber wollt ihr denn nicht reinkommen? Es ist ganz schön kalt draußen, und -«
Die Bandings brauchten keine zweite Aufforderung. In einem Wirbel aus mausgrauen langen Röcken und verwaschenen Strickjacken huschten sie an Mitzi vorüber und stellten sich vor den Kaminofen.
»Lass die Tür offen, Mitzi«, ertönte Flos Stimme über den Zaun. »Ich hab den Eintopf warm gestellt. Clyde und ich dachten, du möchtest vielleicht einen Schluck Holunder-Rhabarber-Wein zu Dolls Fish and Chips.«
Leicht perplex wartete Mitzi, bis Flo und deren Mann den Gartenweg entlanggeeilt waren.
»Offen gestanden haben wir Lav und Lob kommen sehen«, erklärte Clyde schroff und drückte ihr mit seinem kratzigen Schnurrbart einen Kuss auf die Wange, wobei die Weinflaschen in seinen Armen klirrend aneinanderschlugen. »Wir dachten, du kannst vielleicht jemanden brauchen, der dich auf andere Gedanken bringt, als dir die Pulsadern aufzuschneiden.«
»Schön warm hier bei dir, Mitzi«, zwitscherten die Banding-Schwestern beglückt, als die Spraggs ins Wohnzimmer marschierten. »Aber pass bloß auf, du wirst jeden Penny umdrehen müssen, jetzt, wo du keine Arbeit mehr hast. Lange kannst du nicht mehr so kräftig einheizen. Wir wissen, wie es ist, wenn man sich im Haus dick einmummeln muss und die Heizung erst nach Coronation Street anmachen kann …
»Ooooh, Mr Spraggs! Ihr hausgemachter Fruchtwein! Herrlich!«
»Ich hole Gläser«, sagte Mitzi matt. »Und vielleicht rufe ich in der Praxis an und bitte Doll, mehr Fish and Chips mitzubringen, nachdem das hier allmählich zu einer Art Party ausartet.«
»Das wäre mal ein seltener Genuss«, sagte Lavender und stopfte sich das letzte Sandwich in den Mund, als Lobelia gerade danach greifen wollte. »Wir essen nie auswärts. Können wir uns von unseren Renten gar nicht leisten. Wie du auch noch feststellen wirst, liebe Mitzi. Du musst das Beste daraus machen.«
In der Küche grinste Mitzi Richard und Judy an, die sich in den Wäschekorb zurückgezogen hatten und sie mit riesengroßen Augen musterten. »Ja, ich weiß. Ich weiß. Und da habe ich befürchtet, ich würde einsam sein … Guter Gott, was ist denn das jetzt?«
Krachend war die Haustür aufgeflogen. Das Geplapper aus dem Wohnzimmer verstummte.
Mitzi trat in die Diele und schaute verdutzt auf den Haufen Plastiktüten, der nun den Eingang komplett blockierte, und anschließend auf ihre jüngere Tochter in ihrem Afghanenmantel, die mit roten Augen am Türrahmen lehnte.
»Hallo, Mum«, schniefte Lulu verheult durch einen Wust aus blonden Zöpfen. »Ich habe Niall verlassen. Diesmal ist er zu weit gegangen – ich kehre nie, nie mehr zu ihm zurück. Niemals! Ich hoffe, du hast nichts dagegen, aber ich ziehe wieder zu dir.«
2. Kapitel
M itzi musterte die überquellenden Sporttaschen, die Müllsäcke und die vollgestopften Waitrose-Tüten, die verstreut in der Diele lagen, und hatte das Gefühl, das alles schon einmal erlebt zu haben.
»Ach du liebe Zeit – nicht schon wieder«, sagte sie und lächelte ihre jüngere Tochter aufmunternd an. »Du weißt doch, dass ich mich riesig freue, wenn du wieder zu mir ziehst, Schätzchen. Dein Zimmer wartet nur auf dich. Aber wir wissen ja beide, dass du spätestens morgen wieder zu Niall zurückkehrst, also lass dein Gepäck doch einfach liegen, wo es ist, und komm rein zur Party.«
»Eine
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