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Magie der Liebe

Magie der Liebe

Titel: Magie der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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respektvoll behandeln!«
    »Mama«, sagte Laura Beth noch einmal. Dann kletterte sie auf Lucys Schoß und schmiegte sich in ihre Arme. Zufrieden verschwand der Daumen wieder im Mund, während eine Hand die Puppe Czarina Catherine fest umklammert hielt.

1. Kapitel
    London, England Oktober 1814
    Es war Donnerstag abend, und es regnete. Gegen acht Uhr saß Knight Winthrop, Viscount Castlerosse, in seinem ledernen Lieblingssessel in der Bibliothek von Winthrop House am Portland Square. Voltaires
Candide
lag aufgeschlagen auf seinem Schenkel, während er träumerisch in die Glut des Kaminfeuers starrte und langsam den Brandy in einem bauchigen Glas kreisen ließ. Der größte Teil des getäfelten Raums lag im Dunkel. Nur direkt neben Knights Arm stand ein vielarmiger Kerzenleuchter, der ausreichend Licht zum Lesen spendete. Knight fühlte sich herrlich entspannt und war mit sich und der Welt zufrieden.
    Leise lächelnd erinnerte er sich an den Augenblick, als sein kastanienbrauner Berberhengst Allegory mit vielen Längen Vorsprung die Ziellinie des Four Horse Clubs in Hounslow Heath überquert hatte. Knight hatte eine große Summe auf den Sieg gewettet und eintausend Pfund auf Kosten von Sir Edward Brassby einstreichen können. Genüßlich nippte er an seinem Brandy, lehnte dann den Kopf zurück und schloß die Augen. Er war rundherum mit seinem Leben zufrieden. Er war gesund, und bisher fehlten ihm weder Haare noch Zähne. Von Zeit zu Zeit amüsierte er sich mit einer Geliebten, doch er ließ sich die Damen nicht zu nahe kommen. Nur der Kauf eines neuen Rennpferdes konnte ihm gelegentlich Herzklopfen verursachen.
    »Mylord.«
    Beim Klang von Ducketts leiser Stimme riskierte Knight ein Auge. Selbst bei absoluter Stille konnte man den Butler niemals kommen hören. Duckett war klein, ziemlich rundlich und fast kahl. Er war mit Knights Eigenheiten vertrauter als selbst der Kammerdiener Stromsoe und räumte seinem Herrn mit Hingabe jeden Stolperstein aus dem Weg.
    »Was gibt es, Duckett? Hoffentlich nicht Unangenehmes?«
    »Das kann ich nicht sagen, Mylord.«
    Knight riß die Augen auf und glotzte seinen Butler an. »Wie bitte?«
    »Eine junge Person und drei sehr junge Personen möchten Sie sprechen, Mylord.«
    »Sagen Sie, daß ich das Land verlassen habe! Ihr? Ihm?«
    »Ihr, Mylord.«
    »- oder daß ich in die Nordsee gefallen bin. - Wer ist
sie
eigentlich?«
    »Sie hat sich als Witwe Ihres Vetters vorgestellt.«
    »Meines Vetters?
Tris?« Fassungslos starrte Knight Dukkett an. War Tristan tatsächlich tot? Sekundenlang überlegte er, wann er ihn zum letzten Mal gesehen hatte. Oh, du lieber Himmel, das war bestimmt schon fünf Jahre her! Rasch sprang Knight auf. »Bitten Sie sie herein, Duckett! Mrs. Allgood soll sich um die drei sehr jungen Personen kümmern - ich nehme an, daß es Tristans Kinder sind. Sie wird schon wissen, was sehr junge Personen um acht Uhr abends brauchen.«
    »Sehr wohl, Mylord.«
    Schmerzhafte Traurigkeit überkam Knight, als er sich an seine Jugend erinnerte. Tris war zehn Jahre älter gewesen, und Knight hatte ihn zutiefst verehrt. Der fröhliche, draufgängerische Tris, dem die Frauen ohne großes Zutun zu Füßen lagen!
    »Mrs. Tristan Winthrop, Mylord.«
    Zögernd betrat eine junge Frau die Bibliothek. Sie war vom Kopf bis zu den Stiefeln in einen praktischen, braunen Wollmantel gehüllt.
    »Guten Abend«, begrüßte Knight seine Besucherin höflich.
    »Guten Abend«, erwiderte Lily mit müder Stimme. »Sind Sie Lord Castlerosse?«
    »Ja. Geben Sie mir den Mantel. Am Feuer ist es warm. Ein scheußlicher Abend, nicht wahr?«
    »Das stimmt. Ich bin sehr erleichtert, daß ich Sie angetroffen habe.«
    Knight half ihr aus dem Mantel, und Sekunden später wünschte er, daß er besser nicht an der Verpackung gerührt hätte. Einige Augenblicke lang starrte er sie nur an, doch dann riß er sich mit aller Kraft zusammen und schob ihr einen Sessel zum Kamin. Seine Besucherin war blaß und machte einen erschöpften Eindruck, doch trotz ihres biederen, strengen Haarknotens und des einfachen, etwas mitgenommen aussehenden Kleids war sie so unglaublich schön, daß schon der bloße Anblick beinahe schmerzte. Irgendwann gelang es Knight, seine Augen loszureißen. »Bitte setzen Sie sich und sagen Sie mir, was ich für Sie tun kann.«
    Dankbar sank Lily in den Sessel.
    Bestimmt lag es am Licht, dachte Knight, denn so schön konnte einfach keine Frau sein! Jedenfalls nicht bei Tageslicht. »Ich werde uns Tee

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