Magie der Liebe
Dabei hatte er seine kleinen Fäuste geballt.
Nachdem man Mrs. Allgood wieder hereingerufen hatte, war auch Laura Beth bereit, ihr zu folgen. Vertrauensvoll legte sie ihre Hand in die der älteren Frau und sah zu ihr auf. »Sam und ich hätten gern Kekse.«
»Cuthbert macht die besten Kekse der Welt«, erklärte Mrs. Allgood, während sie mit den Kindern hinausging.
»Machen Sie sich keine Sorgen, Lily! Sie weiß, wie man mit Kindern umgeht«, versicherte Knight, weil Lily so skeptisch dreinsah. »Kommen Sie, setzen Sie sich! Ich werde Duckett bitten, uns Tee und Kekse zu bringen.«
Gehorsam sank Lily wieder in ihren Sessel und seufzte erleichtert. Nachdem Knight seine Anweisungen gegeben hatte, bemerkte er, daß Lily beinahe eingeschlafen war.
»Wenn Sie zu müde sind, können wir genausogut morgen vormittag über alles sprechen«, sagte er mit leiser Stimme.
»Oh, nein, das ist sehr freundlich, aber ich möchte Ihnen doch noch erklären, weshalb wir hier sind. Sie müssen begreifen -«
»Ah, Duckett, sehr schön! Fahren Sie den Teewagen zu Mrs. Winthrop! Danke, das ist alles.«
Duckett drückte sich noch eine Weile im Zimmer herum und verließ schließlich nur zögernd die Bibliothek.
»Ich glaube, er ist von diesem Überfall nicht gerade begeistert«, bemerkte Lily, während sie ihm nachsah.
»Das hat man davon, wenn einen die Bediensteten zu gut kennen! Aber denken Sie sich nichts dabei! Nun, Mrs. Winthrop - es klingt seltsam, da ich genauso heiße! -, ich bin also Knight Winthrop.« Bei diesen Worten verbeugte er sich leicht.
Lily neigte den Kopf. »Und ich bin Lily Winthrop, die Witwe von Tristan Winthrop. Es tut mir leid, daß ausgerechnet ich Ihnen die Nachricht überbringen muß. Er ist im vergangenen Monat in Brüssel gestorben.«
»Das tut mir entsetzlich leid! Wie ist es denn geschehen? War er krank?«
Lily wandte den Kopf zur Seite, doch Knight hatte längst den kummervollen Ausdruck ihrer Augen gesehen. »Nein, er wurde auf der Straße ermordet. Wahrscheinlich von Straßenräubern, jedenfalls war das die Meinung der Polizei. Sie wurden nicht gefaßt, und kurze Zeit später haben die Kinder und ich die Stadt verlassen.«
»Und wo sind Sie so lange gewesen? Jetzt haben wir doch beinahe Ende Oktober!«
Lilys Lächeln verschwand von ihrem Gesicht, als ob man einen Wasserhahn abgedreht hätte. »Wir waren zuerst bei Tristans Schwester in Yorkshire.«
»Ach, du Himmel, die Damsons habe ich ja total vergessen! So heißen sie doch, oder nicht?«
Im Flammenschein schimmerte ihr Haar wie flüssiger Honig. Verdammt, dachte Knight und schluckte heftig, dabei mochte er doch die Farbe gar nicht. »Dann haben Sie sicher auch Ugly Arnold kennengelernt, oder?«
»Ja, er ist Gertrudes Ehemann. Die beiden scheinen sich nicht sehr gut zu verstehen. Wir sind deshalb auch vor vier Tagen abgereist.« Da Lily befürchtet hatte, daß Gertrude möglicherweise Anspruch auf die Kinder erheben könnte, hatten sie sich im Morgengrauen leise davongeschlichen.
»Das ist eine lange Reise! Sie sind bestimmt mit der Postkutsche gekommen, nicht wahr?«
»Natürlich.«
»Um Sam oder Theos Mutter zu sein, sind Sie eindeutig zu jung. Wenn ich es mir genau überlege, dann eigentlich auch für Laura Beth.«
»Laura Beth ist meine Tochter. Sie ist vier Jahre alt. Theo und Sam sind meine Stiefsöhne. Tristans erste Frau ist vor ungefähr sechs Jahren gestorben.« Das war eine weitere Lüge, denn Elizabeth war bei der Geburt von Laura Beth gestorben.
»Aber selbst als Mutter einer vierjährigen Tochter scheinen Sie mir noch viel zu jung«, brummte Knight - immer noch ungläubig - vor sich hin. Dabei sprach er eigentlich mehr zu sich selbst.
»Ich bin dreiundzwanzig«, stellte Lily fest, um damit auch seine letzten Zweifel auszuräumen.
Knight beschloß, daß Thema fallenzulassen. »Bitte greifen Sie doch zu! Cuthberts Sandwiches sind wirklich nicht zu verachten. Verraten Sie mir den genauen Grund, weshalb Sie das Haus der Damsons verlassen haben?«
Im Grunde ahnte er die Antwort bereits. Man mußte Lily nur ansehen, um zu wissen, daß ein Mann in ihrer Gegenwart schnell den Kopf verlieren und alle seine Tugenden vergessen konnte. Eigentlich wußte Knight nicht einmal genau, weshalb er die Frage überhaupt gestellt hatte.
»Wir waren dort nicht besonders glücklich, denn wir waren nicht ausgesprochen willkommen. Und außerdem wegen Ugly Arnold. Tris hat immer gesagt, daß wir uns an die Damsons wenden sollten, falls ihm
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