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Magie der Worte

Magie der Worte

Titel: Magie der Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Basilissa
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magisch-sympathetische Rezeptesammlung des Abraham von Worms (geb. um 1362, Todesjahr unbekannt) bereits 1725 gedruckt. Der Spruch gegen Viehdiebe lautet:
    Ich gebe dir dein Blutstropfen,
jung und gut sie sein mögen!
Wer dich stiehlt, dem
Blut und Fleisch vertrocknen!
Wenn Blut und Blut
In deinem Bauch wird sein,
Feuer und Feuer und großes Feuer
Jeden verzehre und verzehre
Der dich verzehren will.
    Altenglischer Bienensegen
    Bienen waren – neben dem Nutzvieh – für die Leute auf dem Land besonders wichtig. Ohne ihren Honig konnte man nicht süßen, ohne ihr Wachs gab es kein Kerzenlicht. Kein Wunder also, dass es gerade zu diesem Thema viele überlieferte Segens- und Zaubersprüche gibt. Im altenglischen Bienenspruch (aufgezeichnet um 1100 u.Z.) finden sich keinerlei christliche Elemente. Das ist für die damalige Zeit nicht sehr typisch. Deshalb geht man davon aus, dass die geschilderte Handlung mit ziemlicher Sicherheit zum gewünschten Resultat führen musste, also eine Art „Fachwissen“ darstellt. Denn heute noch ist bekannt, dass man das Ausschwärmen eines Bienenvolkes einschränken kann: Der Imker bestreut den Schwarm mit Sand und zwingt die Bienen damit, sich schützend um die Königin zu Boden zu lassen. Damit sorgt man dafür, dass das Bienenvolk sich in einem der nahegelegenen Bienenkörbe ansiedelt und der Schwarm nicht abhanden kommt. Im Zauberspruch ist dies vermerkt – hier die deutsche Übersetzung:
    Zu einem Bienenschwarm nimm Erde,
wirf sie mit deiner rechten Hand
von unter deinem rechten Fuß und sprich:
Greife ich unter den Fuß, finde ich es.
Ja, die Erde hat Macht gegen jedes Wesen
und gegen den Ärger und gegen die Vergesslichkeit
und gegen die Zunge des mächtigen Mannes.
Und nun wirf Sand über sie,
wenn sie schwärmen, und sprich:
Setzt euch, siegreiche Frauen, sinkt zu Boden!
Niemals sollt ihr wild zum Wald fliegen.
Seid ebenso bedacht meines Besitzes,
wie ein jeder Mensch ist der Speise und der Heimat.
    Auffallend an diesem Spruch ist die klare Gliederung von genauer Handlungsanweisung und der Beschwörung:
Im ersten Teil will man die Kraft der Erde gewinnen: Man wirft sie empor und spricht von der Macht, die sie über jedes Lebewesen hat.
Im zweiten Teil dagegen wird genau gesagt, dass man das Ausschwärmen verhindern will.
    Auch der Grund könnte angesprochen sein: Sprachforscher vermuten, dass mit dem Ausdruck „Zunge des mächtigen Mannes“ eine Anspielung auf den Honig stehlenden Bären gemeint ist. Dann wäre dieser Spruch sogar ein Gegenzauber.
    Der Lorscher Bienensegen
    Einer Handschrift des Klosters Lorsch (etwa 10./11. Jahrhundert) entstammt der so genannte Lorscher Bienensegen . Wie der altenglische Spruch soll er das Bienenvolk am Ausschwärmen hindern. Hierbei wurden wohl zwei alte Formeln miteinander verbunden: Zum einen wird das ganze Bienenvolk angesprochen, zum anderen die einzelne Biene, die nicht weiter fliegen soll. Bina , als einzelne Biene, wird hier als Stellvertreter für das ganze Volk angesehen. Interessant ist die Vermischung von heidnischer Beschwörung und christlichem Glauben. Wobei beim Lorscher Bienensegen auffällt, dass neben der Jungfrau Maria eine gewisse „Steigerung“ enthalten ist: Am Schluss sollen die Bienen sich nach Gottes Willen verhalten.
    Christ, das Bienenvolk ist hinaus!
Nun flieg du, mein Vieh, hierher,
in heiligem Frieden im Schutze Gottes
heim zu kommen gesund.
Sitze, sitze, Biene: gebot dir die heilige Maria.
Die Erlaubnis sollst du nicht haben:
in den Wald sollst du nicht fliegen,
du sollst mir weder entrinnen,
noch sollst du mir entwischen.
sitze ganz still, und führe Gottes Willen aus.
    Aus dem oben erwähnten „magisch-sympathetischen Hausschatz“ stammen noch etliche Bienensegen, die man wohl bis in unsere Zeit hinein kannte und verwendete:
    Liebe Bienenmutter, bleibe hier!
Ich will dir geben ein neues Haus,
Darin sollst du bauen Honig und Wachs,
damit alle Kirchen und Klöster gezieret werden!
    Oder:
    Schwarm, ich gebiete dir
Dass du dir setzest auf Zweig oder Gras
Und bringst Honig oder Wachs,
den Honig zu der Menschen Speis’,
das Wachs zu Gottes Ehr und Preis.
    Oder:
    Wo Maria mit Jesu saß
Ihr Bienen und Wiesen
Ihr sollt nicht weiter reisen,
setzt euch ins grüne Gras,
wo Maria mit Jesu saß.
    Oder:
    Bleibet hier
und traget mir
Euren Honig und Wachs
Von Laub, Blumen und Gras.
    An Wespen richtete sich dieser Spruch, der vor einem Stich bewahren sollte:
    Wispi, Wespi, vergiss dein Stachel
Wie Gott einen Mann

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