Magie des Mondes - Vollmond
den See zu, während Julian einen Schlüssel aus der Außentasche seines Rucksacks zog, um damit das Vorhängeschloss, das mit einer Kette vor der Eingangstür des Häuschens befestigt war, zu öffnen.
Ich setzte mich auf den Steg und sah hinunter in das klare Wasser.
Ich hatte ihn nicht kommen sehen oder hören, aber wusste, dass er hinter mir stand und fragte schelmisch: „Willst du mich schon wieder ins Wasser schupsen?“
Lachend zog er mich an sich. „Nein, heute jedenfalls nicht in Kleidern… aber wir haben noch ein bisschen Zeit… wir könnten noch schwimmen gehen?“
Ich nickte. Es wäre bestimmt eine gute Ablenkung. „Okay.“
Dann fiel mir ein, dass ich meine Badesachen vergessen hatte. Na und! Noch nie etwas von Nacktbaden gehört? Es wäre sowieso witzlos, da ich eh schon alles an dir kenne! Darum geht’s nicht; wenn uns jemand anderes sieht… Hier sieht uns niemand! Niemand außer uns ist hier! Wo er Recht hatte, hatte er Recht.
Wir zogen uns aus und schwammen einige kleinere Runden im See. Da ich von der Wanderung und dem Tag vorher ziemlich müde war, ließ ich mich auf der Wasseroberfläche treiben.
Beschützend umschlang er meine Hüfte. Komm, wir legen uns noch ein bisschen hin. Du solltest dich noch ein wenig ausruhen. Die letzten zwei Tage waren anstrengend und heute Nacht wird’s auch nicht leicht. Ich nickte und schwamm mit ihm ans Ufer. Er holte mir mein Handtuch aus meinem Rucksack und ging dann erst zu seinem Rucksack, um seines zu holen.
Unsere Sachen nahm er kurzerhand einfach mit in die Hütte.
Zögernd folgte ich ihm.
Als ich die Hütte betrat, konnte ich meine Überraschung nicht verhehlen.
Ich hatte irgendwie eine sehr rustikale Einrichtung wie in einer Fischerhütte vermutet, womit ich allerdings völlig falsch lag.
Innen war es zwar bodenständig aber modern und gemütlich.
Es gab ein kleines Doppelbett, eine kleine behelfsmäßige Kochecke, so wie ein provisorisches Duschbad. Es war keine echte Dusche mit fließendem Wasser aus einer Leitung, sondern eine übergroße Gießkanne, in die man wohl mit dem Eimer aufgewärmtes Wasser einfüllen konnte. Diese Gießkanne war mit einer Vorrichtung versehen, an der man ziehen musste, wenn man Wasser zum Duschen haben wollte.
Während ich so gut es ging meine Haare trockenrubbelte, breitete er ein Laken auf der Matratze aus, das er zuvor aus seinem Rucksack gezogen hatte.
Anschließend zog er noch eine Decke und ein Kissen aus seinem großen Rucksack und legte sie aufs Bett. Er gab mir ein unmissverständliches Zeichen, dass ich mich hinlegen sollte.
Bevor er sich neben mich kuschelte, schloss er die Tür.
Fast gewohnheitsmäßig kuschelte ich mich an seine Schulter. Obwohl ich müde war, war ich gleichzeitig äußerst nervös.
Mir schwirrten noch so viele Fragen im Kopf herum. Was passiert denn dann später eigentlich? Also ich meine, geht das alles schnell oder langsam… Das ist bei jedem unterschiedlich. Du beginnst dich anders zu fühlen. Kribbelige Haut, du hörst auf einmal mehr oder siehst besser, riechst besser. Und dann verwandelt man sich? Nicht ganz. Schön wär’s. Zuerst streichelt die Magie des Mondes, bevor der anstrengende Teil anbricht. Mit dem Streicheln meine ich das Kribbeln. Den Rest musst du nicht wissen, da es bei dir anders, als bei mir sein wird! Weil es schlimm ist, dachte ich. Bei dir wird es anders sein... Hab keine Angst davor. Aber die hatte ich.
Wir konzentrierten uns darauf etwas zu schlafen.
…
Das Mondlicht fiel durch das kleine Fenster neben dem Bett und ließ mich langsam aus dem Reich der Träume zurückkehren.
Als ich nach Julian greifen wollte, bemerkte ich, dass er nicht da war.
Erschrocken ließ ich meinen Blick durchs Zimmer gleiten. Alles war normal. Naja fast alles, denn die Tür nach draußen stand offen.
Ein panisches Gefühl ergriff zunehmend Besitz von mir. Ängstlich rief ich seinen Namen, während ich aus dem Bett schlüpfte.
Plötzlich stand er in der Tür und sah mich fragend an. Offensichtlich hatte er bereits damit begonnen sich vorzubereiten. Er hatte sich einen blauen Umhang um den Körper geschlungen.
Unendlich erleichtert atmete ich aus, als ich ihn sah. „Gott sei Dank, ich dachte schon, du bist weg!“
„Und dich hier alleine lassen?“, fragte er ungläubig. „Wieso denkst du so etwas überhaupt?“
Ratlos zuckte ich mit den Schultern. „Hätte ja sein können, dass dich einmal zur Abwechslung jemand entführt…“
Er schüttelte lächelnd den Kopf und gab mir einen
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