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Magier unter Verdacht

Magier unter Verdacht

Titel: Magier unter Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Pfeiffer
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hole ich mir noch ein Interview.“
    „Jetzt“, flüsterte Ağan, während er dem rasenden Reporter hintersah, „ist der Glücks-Dschinn wieder da!“
    „Und wie“, fügte Jenny hinzu. „So ein Glück muss ein Mensch erst mal haben.“
    „Oh ja“, fügte Addi hinzu. „Das vergessen die alle bestimmt nie wieder.“
    Und damit drehten die Unsichtbar-Affen sich um und tauchten ein in die Berliner Straßen.



Illustrationen von Stefani Kampmann
    KOSMOS

Obwohl Jenny Schneider an der Landsberger Allee aufgewachsen war und die Straße besser kannte als jede andere Straße in Berlin; obwohl sie die Gesichter der Menschen, die hier täglich an der Tramhaltestelle warteten, alle schon einmal gesehen hatte und obwohl Jenny alle Hundebesitzer und ihre Hunde, die hier lebten, hätte malen können: An diesem Donnerstag geschah etwas, was Jenny niemals für möglich gehalten hätte. Und es war schrecklich.
    Gerade als Jenny mit zwei schweren Einkaufstüten, die ihr die Arme lang zogen, über die Fußgängerampel ging und das Ampelmännchen mit seinem viel zu großen Hut grün vor dem grauen Himmel leuchtete, schleuderte aus einer breiten Nebenstraße ein Auto auf die noch viel breitere Fahrbahn der Landsberger Allee und schoss dort mitten auf der Straße auf sie zu.
    Das Auto war kreischend gelb und fuhr schneller als jedes andere Auto, das Jenny je gesehen hatte. Der Motor brummte wie eine wütende Wespe, die gegen ein geschlossenes Fenster fliegt. Und der Fahrer machte keine Anstalten zu bremsen. Im Gegenteil: Er hielt genau auf Jenny zu und gab auch noch Gas.
    Zuerst sah Jenny das Auto nur aus dem Augenwinkel. Aber jetzt drehte sie ihm den Kopf zu.
    Das kann doch nicht sein!, dachte sie und ging schneller.
    Aber da wechselte auch das Auto die Spur.
    Der jagt mich!, dachte Jenny und blieb vor Angst stehen.
    Im selben Moment war der Wagen auch schon da. Orangerote Flammen züngelten auf der grellgelben Lackierung.
    Zum Glück, dachte Jenny noch, geht hier gerade außer mir keiner über die Ampel!
    Das Auto war jetzt ein fies dröhnender, viel zu schneller Feuerblitz, der genau auf sie zuraste. Jenny wollte irgendetwas machen, wollte aus dem Weg. Aber das ging nicht. Das gelbe Auto war bereits viel zu nah, wie eine finstere, schwarze Gewitterwolke, die immer größer wurde und die nichts mehr aufhalten konnte.

    Jenny streckte abwehrend die Arme aus. Und dann machte das Auto einen kleinen Schlenker und hupte dabei. Etwas traf Jenny. Es war ein unausweichlicher Zusammenstoß, wie damals, als sie als kleines Mädchen beim Bockspringen noch nicht drüberkam und aus vollem Anlauf mit dem Bauch gegen das alte Leder klatschte. Es war wie die Ohrfeige, die ihr ihr Vater einmal gegeben hatte, kurz bevor er und ihre Mutter sich getrennt hatten.
    Im nächsten Augenblick wurden ihr die Henkel der Plastiktüten aus den Händen gerissen. Eine unglaubliche Gewalt stieß sie zur Seite. Direkt vor ihrem Gesicht zog das gelbe Auto mit der leuchtenden Flammenspur vorbei. Jenny drehte sich einmal um sich selbst wie ein Kreisel. Dann wurde sie nach vorn geschleudert.
    Ihre Hände und Knie stießen auf harten Asphalt. Jenny sah, dass sie sich die Haut an den Handballen aufschürfte. Ihr langes Haar fiel ihr vor die Augen. Konservendosen kullerten unter ihrer Nase über die Straße und das Glas mit Apfelmus für ihre Großmutter, die Kartoffeln, die Petersilie, der Quark. Eine Flasche mit Pflaumensaft zerbrach, als sie gegen den Rinnstein krachte.
    Jenny schrie auf. Aber da hupte der Fahrer schon wieder. Laut und anhaltend und mit voller Lautstärke, als würde er lachen und sich, so fies er nur konnte, über sie lustig machen. Wieder brummte der Motor laut auf.
    Und dann war es auf einmal still, ganz still.
    Jennys Handflächen, ihre Ellbogen, ihre Knie brannten. Sie merkte, wie sich ihre Augen mit Tränen füllten. Alles tat weh. Sie fühlte sich wie ein zerplatzter Regentropfen, der unter einem dreckigen Autoreifen zerquetscht wird. Am liebsten wollte sie liegen bleiben. Sie wollte die Arme ihrer Mutter um sich spüren, die sie aufhoben und an sich drückten. Sie wollte weinen und ihren Kopf an die Schulter ihrer Mutter legen. Sie wollte getröstet werden und sich ankuscheln.
    Aber Jennys Mutter war auf Arbeit. Und um sie herum lagen nur Scherben. Niemand war da. Niemand stand an der Tramhaltestelle. Niemand hatte sie gesehen, und eine Saftpfütze breitete sich über den Teer aus und Kartoffeln rollten in sie hinein.
    Erst jetzt fiel

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