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Magierdämmerung 01. Für die Krone - Perplies, B: Magierdämmerung 01 Krone

Titel: Magierdämmerung 01. Für die Krone - Perplies, B: Magierdämmerung 01 Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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Tage als Hirngespinst abgetan hätten. Das Boot war nicht nur ein einzigartiges Zeugnis von Bennetts immensem Reichtum, sondern auch von seiner nachgerade krankhaften Obsession für diesen französischen Jugendliteraten namens Jules Verne, der vor ungefähr einem Vierteljahrhundert mit allerlei Zukunftsgeschichten Reichtum und Ansehen erlangt hatte – darunter auch eine fantastische Tiefsee-Odyssee namens 20000 Meilen unter dem Meer , in der der Autor ein Tauchfahrzeug ersonnen hatte, das diesem hier als Vorbild gedient hatte. Vermutlich würde Verne vor Ergriffenheit seine französischen Schriftstellerhosen einnässen, wenn er wüsste, dass seine Spinnerei von einem kaum weniger großen Spinner in stählerne Wirklichkeit umgesetzt worden ist , ging es Duncan durch den Kopf.
    Duncan betrachtete sich selbst als einen Mann der Straße und einen Mann der Tat. Abenteuer, die in Magazinen oder Büchern abgedruckt waren, hatten ihn noch nie sonderlich interessiert. Daran hatte sich auch nichts geändert, als Meister Wellington und er an Bord der Nautilus gegangen waren, Bennetts in zwanzig Jahre währenden Bemühungen und unter strengster Geheimhaltung verwirklichtem Lebenstraum. Und während der knapp zehntägigen Seereise von der Südküste Englands bis hierher zum Mittelatlantischen Rücken war ihm dann genug Garn über Ballonreisende, Mondfahrer und einen ominösen Kapitän Nemo, als dessen legitimen Erben sich Bennett offenbar gerne sah, aufgetischt worden, dass es ihm für den Rest seines Lebens reichte.
    »Duncan, hören Sie mich?« Der etwas schärfere Tonfall Wellingtons holte Duncan ins Hier und Jetzt zurück.
    »Ich höre Sie, Professor«, bestätigte er.
    »Wie geht es mit der Suche voran?«
    Sein Meister – auch wenn Wellington diesen Titel einstweilen gegen den eines Gelehrten eingetauscht hatte – befand sich an Bord des Tauchboots und beobachtete ihn, vermutlich in der Gesellschaft von Bennett, durch das dickwandige Aussichtsfenster im Rumpf des Unterwassergefährts. Es war also eher unwahrscheinlich, dass er nicht über den Fortgang von Duncans Bemühungen im Bilde war. Doch Wellington hatte ein untrügliches Gespür dafür zu erkennen, wenn Duncan sich durch seine Gefühle von einer Aufgabe ablenken ließ, und die an sich überflüssige Frage mochte ein subtiler Fingerzeig an seinen Untergebenen sein, dass innerliches Abschweifen im Augenblick fehl am Platze war.
    »Nur sehr langsam«, erwiderte Duncan, der nicht daran dachte, sich einschüchtern zu lassen, unwillig. »Wie Sie wissen, habe ich Bennetts Stolz auf sein technisches Wunderwerk nie geteilt, und ich teile ihn auch jetzt noch nicht. Der Anzug ist schwerer zu bewegen als ein störrischer Esel, und man sieht ungefähr so viel wie im dicksten Londoner Nebel.«
    Er erwartete schon eine Zurechtweisung, doch unvermittelt vernahm er Wellingtons Lachen am anderen Ende der Telefonleitung, die zur besseren Verständigung zwischen Taucher und Schiff von seinem Helm durch den Verbindungsschlauch und die Eingeweide der Nautilus bis in den roten Salon mit dem irisverblendeten Aussichtsfenster gelegt worden war. »Ich werde ihm Ihre Beschwerde ausrichten, Duncan. Doch zumindest was die Sicht betrifft, kann ich für Abhilfe sorgen. Es ist Mister Furlong endlich gelungen, das elektrische Netz zwischen dem Antrieb und den Scheinwerfern zu reparieren. Wir haben wieder Licht, und zwar – jetzt.«
    Mit dem theatralischen Instinkt für den richtigen Zeitpunkt hatte Wellington kaum das letzte Wort gesprochen, als die starken Bogenlampen am Bug und am Heck des Tauchboots aufflammten und den unterseeischen Bergrücken, über den Duncan sich bewegte, in gelbes Licht tauchten.
    Der Anblick ließ ihm den Atem stocken.
    Eine versunkene Welt war mit einem Mal der Finsternis der Tiefsee entrissen worden. Überall um ihn herum ragten die Überreste von steinernen Gebäuden aus dem Grund des Ozeans hervor, umgestürzte und halb im Sand verborgene Säulen, Mauern und Triumphbögen, stumme Mahnmale einer vor undenklichen Zeiten untergegangenen Zivilisation. Tausende von Jahren hatte die Stadt, die sich vor seinen staunenden Augen ausbreitete, fast achtzig Faden tief unter den Wellen in der Dunkelheit des Meeres geschlafen, und die See hatte längst in Besitz genommen, was einst trockenes Land gewesen war. Algen und Seegras wuchsen zwischen den Ruinen, und Korallen hatten viele der Bauwerke so stark überwuchert, dass man beim besten Willen nicht mehr zu sagen vermochte,

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