Magierkrieg - Mithgar 07
Mauer spähte, still dastand oder lief oder ritt. Sie schossen auf Ziele, die weit entfernt und nah waren, hoch und tief, standen und sich bewegten, groß und klein. Sie redeten über die besten Körperstellen, an denen man einen Feind zu Fall bringen oder ihn direkt töten konnte. Obwohl Tipperton rasch lernte, musste er zugeben, dass der Umgang mit einer Schleuder weit schwieriger war, als er vermutet hätte.
Am nächsten Tag bereiteten sich Valk und seine restlichen Krieger auf ihren Aufbruch nach Kachar vor, und die Magier vom Schwarzen Berg auf ihre Reise nach Pellar. Phais und Loric dagegen würden zunächst noch bleiben, hofften jedoch, König Agron von seinem Plan abbringen zu können, nach Gron einzumarschieren und sich stattdessen ebenfalls nach Pellar zu begeben. Bekki wollte bei Tipperton bleiben. Er hatte zwar sein Versprechen erfüllt, den Wurrling sicher nach Dendor zu geleiten, aber er fühlte sich dennoch seinem Châk-Sol verpflichtet. Und außerdem, an welchem Ort würde er leichter Grg finden, die er massakrieren konnte, als in Gron?
Sie verabschiedeten sich ausgiebig; Tipperton, Beau, Phais, Loric und Bekki wünschten Valk und den Magiern Lebewohl. Imongar humpelte zu Tipperton, umarmte den Bokker und flüsterte ihm ihren Dank ins Ohr, obwohl er ihr mit einem seiner spitzen Pfeile ins Bein gepiekst hatte.
Als sie schließlich abrückten, die Zwerge nach Norden, die Magier nach Süden, schmetterten die Hörner von den Wällen von Dendor und verkündeten allen und jedem, dass an diesem Tag Helden über die Steppen von Aven ritten.
Am dritten Tag ihrer Schießübungen mit der Schleuder betrachtete Beau etwas in einiger Entfernung und runzelte die Stirn. »Sag mal, Tipperton, was ist das da? Das ist schon der vierte, den ich heute gesehen habe.«
Tipperton drehte sich herum. Ein weißer Planwagen mit einem weiß gekleideten Kutscher rumpelte über die gepflasterte Straße. »Das ist ein Wagen für die Kranken, Beau. Er bringt sie ins Gefängnis.«
»Ins Gefängnis?«
»Aye. In der Stadt tobt eine dunkle Seuche. Modru hat sie uns gebracht. Als er die Leichenteile über die Wälle schleuderte …«
»Dunkle Seuche?«
Tipperton nickte grimmig. »Schrecklich. Sie macht Beulen, aus denen Eiter fließt. Dunkle …«
»Schwarze Knötchen in den Achselhöhlen und den Lenden?«, unterbrach ihn Beau. »Mit Fieber?«
»Von den Knötchen weiß ich nichts, aber Fieber bringt sie mit sich, ja, und dunkle Ringe unter tief liegenden Augen.«
»Meiner Seel!«, stieß Beau hervor. »Das klingt wie die Pest.«
»Pest? Aber ich dachte, die Pest wäre äußerst ansteckend, während sich dies hier nicht allzu sehr verbreitet. Es scheinen sich nur diejenigen angesteckt zu haben, die die Leichen zu den Scheiterhaufen …«
Erneut fiel ihm Beau ins Wort. »Mag sein, dass sie sich noch nicht über die ganze Stadt ausgedehnt hat«, Beau nahm seine Jacke und seinen Umhang, »aber wenn es das ist, was ich glaube, wird diese Seuche die ganze Stadt vernichten, sofern ihr nicht Einhalt geboten wird.«
»Wo willst du hin?«
»In dieses Gefängnis, wo es auch sein mag. Ich muss es mir selbst ansehen. Außerdem können sie dort meine Hilfe gebrauchen.«
Tipperton zog sich ebenfalls die Jacke an. »Ich bringe dich hin. Aber ob du ihnen helfen kannst, weiß ich nicht, Beau. Der Heiler, mit dem ich gesprochen habe, schien nicht zu glauben, dass viele überleben.«
»Meiner Treu, ich habe gehofft, so etwas nie wieder sehen zu müssen!« Beaus Miene war düster.
»Also ist es die Pest?«
Beau nickte. »Auch wenn ich sie selbst nie zuvor gesehen habe, die Symptome passen auf die Beschreibungen, von denen ich las, vor allem auf jene in meinem roten Heilerbuch.«
Phais warf Loric einen vielsagenden Blick zu. »Hier wird unsere Hilfe benötigt, Chier.«
Loric nickte nur stumm.
Beau seufzte. »Sie haben zwar genügend Silberwurz, aber nichts von dem goldenen Kraut.«
Bekki sah von seinem Teller auf. »Goldenes Kraut?«
»Ja, Güldminze. Ich dachte, eine Prise Güldminze gemischt mit Silberwurz könnte bei der Heilung der Pest helfen. Aber ich habe keine Güldminze mehr. Wisst Ihr, wo es welche geben könnte?«
Bekki zuckte die Achseln. »Möglicherweise. Als ich irgendwann einmal den Grimmwall oberhalb des Nordsees durchkämmte, sah ich sehr viel von diesem goldenen Kraut in den Spalten und Klüften der Steilhänge wachsen. Aber ob es auch das Kraut ist, das du suchst, weiß ich nicht.«
»Viel? Meiner
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