Magierlicht (Mithgar 08)
zittern.«
Ilea sah Tipperton scharf an. »Wenn sie noch am Leben sind, dort an diesem finsteren Ort, dann, vielleicht, zittern sie nicht.«
Beau keuchte. »Oh, sagt nicht so etwas, Ilea. Denkt es nicht einmal, bitte.«
Tipperton seufzte. »Beau, du weißt, dass der Wald nicht so schlimm ist. Immerhin haben wir viel Zeit dort verbracht, ohne dass uns etwas zugestoßen ist.«
Beau nickte zögernd.
Dediana schaute erneut nach Westen, aber trotz des Sichelmondes, der die Sonne verfolgte, obwohl sie längst untergegangen war, konnte man den Wald nicht sehen. »Was habt Ihr denn dort gesehen?«
Tipperton zuckte mit den Schultern und hob die Hand. »Bäume, Elfen …«
»Schatten, die einem folgen«, warf Beau ein. »Hügel, die sich bewegen. Dinge im Unterholz, wo Füchse bellen. Etwas, das im Boden ächzt.« Beau erschauerte, und den Kriegsbräuten lief es offenbar ebenfalls kalt über den Rücken. »Das habe ich in diesem verwunschenen Wald gesehen und gehört: Verborgenes und die Verborgenen. Das lauert dort.«
»Ach Beau«, meinte Tipperton. »Ich glaube nicht, dass diese Wälder verwunschen sind. Und außerdem, selbst wenn, warum sollte man dann vor Schatten, Phantomen und Gespenstern Angst haben?«
Beau deutete mit dem Finger auf Tipperton. »Das musst du gerade sagen, Wurro. Ich meine …«, er griff in den Rucksack an seiner Seite, zog sein rot eingebundenes Buch heraus und hielt es Tipperton hin. »Warum sollte man Angst vor Magie haben?«
Tipperton keuchte und wich vor dem Buch zurück. »Weil Magie wirklich ist, Beau«, brachte er heraus.
»Dasselbe glaube ich von Geistern«, konterte Beau und stopfte das Buch wieder in den Sack zurück.
Die jordische Brigade reiste weiter, über freies Gelände, in Richtung der Eryn-Furt und des Rissanin. Kurz vor Sonnen-Untergang des dreiundzwanzigsten Tages des April kamen sie zu einer Biegung des Flusses, wo sich die Wasserstraße kurz nach Norden wendete, bevor sie wieder ihre ursprüngliche Richtung nach Süden nahm. Hier lagerten sie unter den Bäumen eines Gehölzes, das dicht am Wasser stand. Tipperton und Beau tröstete das Rauschen des Flusses und das Rascheln des Windes in den Blättern der Bäume. Aber ihr Wohlbehagen war nur von kurzer Dauer, denn in der Nacht kursierten Gerüchte um die Lagerfeuer, die Kundschafter seien nicht zurückgekehrt.
Als die Brigade ihr Lager am nächsten Morgen abbrach, hielten sich die Gerüchte noch immer hartnäckig. Offenbar hatte sich kein einziger Kundschafter in der Nacht zurückgemeldet. Während sie sich darauf vorbereiteten weiterzuziehen, kam der Befehl vom Hrosmarshal, besonders aufmerksam zu sein. Denn das Gerücht war kein Gerücht, sondern die Wahrheit.
Wieder schärften Ilea und Dediana Tipperton und Beau ein, im Falle eines Kampfes von den Wagen zu springen und sich hinterher wieder abholen zu lassen. Also schnallten sich die beiden Wurrlinge ihre Habseligkeiten auf den Rücken und behielten ihre Waffen zur Hand.
Dann brachen sie auf, in Richtung Süden.
Sie entfernten sich von der Biegung des Flusses, schlugen den Weg quer durch das offene Gelände ein, direkt zur Eryn-Furt. Die lag etwa acht Werst in südwestlicher Richtung von ihrem Lager am Fluss. Immer noch hatten sich die Kundschafter nicht gemeldet, obwohl neue ausgeschickt worden waren.
Die Sonne erhob sich am Himmel, erreichte ihren Zenit und ging wieder unter, während die Brigade nach Süden marschierte. Schließlich kamen Melder angeritten und gaben in Valur Befehle weiter, der Kriegssprache der Vanadurin.
Jetzt konnten sie im Westen den Darda Erynian wiedersehen, dessen Gipfel näher kamen, als sich die Brigade der Furt näherte.
Bei Anbruch der Dämmerung marschierte der Tross der Harlingar durch eine niedrige Hügelkette, als sie etwa eine Meile vor sich den Wald sahen, der an den Fluss grenzte. Jenseits der Bäume lag wie glänzendes, mattes Eisen der Fluss in den Strahlen der untergehenden Sonne.
Tipperton merkte, dass er schneller atmete. »Selbst wenn Hrosmarshal Hannor glaubt, dass die Brut verschwunden ist, an der Furt könnte uns ein Hinterhalt erwarten, falls sie einen gelegt haben. Jedenfalls war das so an der Hâth-Furt auf der anderen Seite des Grimmwall.«
»Vielleicht sollte ich Euch hier schon absetzen«, schlug Ilea vor.
»Nein«, widersprach Tipperton. »Wenn es zum Kampf kommt, werden meine Pfeile und Beaus Geschosse gebraucht.«
Ilea sah ihre Zwillingsschwester an. »Ich glaube mittlerweile an den Wert
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