Magierlicht (Mithgar 08)
vertrauen, dass die Lian und jene anderen, die in Adonar kämpfen, uns den Tag retten.«
»Den Tag retten?«, erkundigte sich Linnet verwirrt.
»Den Krieg auf der Hohen Ebene gewinnen«, erklärte Aravan.
»So wie wir den Krieg hier gewinnen müssen«, bemerkte Rynna. Ihre Stimme klang entschlossen, ihre Miene war grimmig.
Das waren zwei bekümmernde Nachrichten, die von Galaruns Tod und dem Verlust des Silbernen Schwertes, und obwohl es bereits vor fünf Wochen geschehen war, hatten die Wurrlinge noch nichts davon gewusst. Sie weinten um den gefallenen Galarun und jene Elfen, die mit ihm gestorben waren.
Des ungeachtet, und wie Beau angemerkt hatte, auch trotz des Krieges: Das Leben geht weiter. Also gaben sich zwei Tage nach ihrer Ankunft, am Vorabend des Wintertages, Rynna und Tipperton, Beau und Linnet das Ehegelübde. Es war die Längste Nacht des Jahres und Coron Eiron saß den Feierlichkeiten vor. Nix und Melli und Lark und Alor Aravan wie auch andere Alori und Darai nahmen ebenfalls an der Hochzeit teil, obwohl die meisten Lian die Grenzen des Darda Galion bewachten oder aber mit den Châkka von Kraggen-cor fochten und kleine Nester der Rûpt ausrotteten, die von der Belagerung der Zwergenfeste noch übrig geblieben waren.
Elfen und Wurrlinge versammelten sich in der Coron-Halle, Nix stand neben Melli. Sie hielt Lark in den Armen, die von den Darai mit entzückten Blicken beinahe verschlungen wurde. Das Kind war jetzt fast zwanzig Monate alt. Coron Eiron stand vor ihnen. Tipperton und Rynna, Beau und Linnet standen dem Elfenkönig gegenüber, Aravan und Velera und Riatha und Talar neben und hinter ihnen. Es wurde ganz ruhig in der Halle, als Coron Eiron die Hände hob. Bis auf Lark, die kicherte, als ihr eine Dara hingerissen zublinzelte.
Doch noch bevor der König die formalen Schwüre rezitierte, sprach er lange darüber, dass man nicht nur die Liebe miteinander teilen sollte, sondern auch die Arbeit. Außerdem sprach er von dem Gewöhnlichen, dem Alltag, der die Grundlage einer solchen Liebe bildete und den man pflegen musste, sollte sie überleben.
»Der Satz: ›Bis dass der Tod uns scheidet‹ wird in den Eheschwüren, die wir Elfen kennen, nicht genutzt, denn der Tod war für unsere Elfenrasse schon immer ein Fremder. Dennoch, auch unsere Schwüre sind würdig, ungeachtet unserer Sterblichkeit oder Nicht-Sterblichkeit.«
»Würdig«, plapperte Lark, »würdig, würdig, würdig.« Melli flüsterte dem Kind etwas ins Ohr, worauf es verstummte.
Coron Eiron lächelte und fuhr dann fort: »So wie dieses Kind wächst und lernt und sich verändert, so ändern sich auch alle anderen Dinge im Verlauf der Jahreszeiten; denn Veränderung ist eine unabdingbare Tatsache des Lebens. Einige Veränderungen mögen kaum wahrnehmbar sein, andere dagegen vollziehen sich schnell, manche verheißen Gutes für das Leben, etliche dagegen sind Vorboten des Todes.«
»Leben«, sagte Lark. Und dann: »Saol.« Nix sah sie überrascht an, denn sie hatte in der Feensprache gesprochen. Saol war das Wort für Leben. Doch dann konzentrierte sich Nix wieder auf die Zeremonie, denn Coron Eiron sprach weiter.
»Auch Einzelwesen ändern sich mit dem Fortgang der Jahreszeiten, und Schwüre, die geleistet wurden, sollten einen nicht in eine Beziehung binden, in der die gemeinsame Grundlage nicht mehr stimmt, ganz gleich, was für ein Schwur das war, sei es der zur Paarung, zur Lehnstreue, zur Vergeltung oder zu irgendetwas anderem. Denn so wie der Tod einen von einem Schwur befreit, so schafft dies auch der Verlust der gemeinsamen Grundlage. Wenn Ihr aus diesem Grund Eure Beziehung kräftigen wollt, so müsst Ihr ebenfalls den gemeinsamen Grund stärken und die Gelübde nähren, Ihr müsst die Pflichten aufteilen und die anderen bereitwillig und mit Freude gemeinsam erfüllen.«
Lark zischte, wie der Wind in den Blättern raschelte, und erneut flüsterte ihr Melli etwas ins Ohr. Wieder verstummte das Kind.
Eiron trat zu Beau und Linnet. »Habt Ihr die Bedeutung dessen verstanden, was ich eben sagte?«, fragte er sie leise.
»Ja«, antwortete Beau und sah Linnet an. »Ja«, antwortete auch sie, mit Tränen in den Augen.
Dann trat Eiron vor Tipperton und Rynna und stellte ihnen dieselbe Frage. »Habt Ihr die Bedeutung dessen verstanden, was ich gerade sagte?«
Tipperton nahm Rynnas Hand. »Ja.«
»Ja«, antwortete nun auch Rynna und drückte Tippertons Finger.
Daraufhin trat Eiron zurück und hob die Stimme. »Dann
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