Magische Verführung
Aufforderung nur allzu gern nach. »Doch er akzeptiert, dass ich für keine Seite Partei ergreife.«
»Zu dumm, dass er den wichtigsten Spieler außer Acht gelassen hat.«
»Nur ein Idiot vergisst einen Engel.« Janvier ging in die Hocke und legte eine Hand auf ihre Wade, als sie neben ihm stand.
Ashwini verzehrte sich nach seiner Nähe. Und so blieb sie, wo sie war. Sie erinnerte ihn nicht an den Kodex, der es ihr verbot, mit Vampiren auszugehen. Genoss einfach nur die Wärme, die von seiner Berührung ausging. Janvier war ein Mysterium.
Einmal war er eiskalt, ein Raubtier, dann wieder badete er im Sonnenlicht. Man könnte sich fragen, wer denn nun der wahre Janvier war, doch sie wusste es besser: Beide Seiten machten ihn aus.
»Liebst du sie immer noch?«, fragte sie plötzlich.
»Wen?«
»Die Vampirin. Shamiya.«
Sanft drückte er ihre Wade. »Eine unsinnige Frage, Cher! Du weißt doch, dass es ohne Hoffnung keine Liebe geben kann.«
Ja, da musste sie ihm zustimmen. »Wie war sie?«
»Warum willst du das wissen?«
»Ich frage mich nur, was für eine Frau wohl einen Mann wie dich an sich gebunden hat.«
»Aber ich war nicht der, der ich heute bin.« Janvier lehnte sich an sie. »Ich war unerfahren, ein grüner Junge. Ich habe dazugelernt.«
Zufrieden mit der Antwort, richtete sie nun den Blick auf den Teich, wo die Seerosen im fahlen Mondlicht schimmerten. Zum ersten Mal seit Jahren wurde ihr Geist ganz still, gehörte ihr allein. Und dieser innere Frieden war ganz erstaunlich.
Als sie Janvier durchs Haar strich, seufzte er, doch brach das Schweigen nicht.
Drei Stunden später war es mit dem Frieden vorbei, denn sie verbargen sich in einer Nische im Korridor, der zu dem Zimmer führte, in dem man Monique gefangen hielt. »Bist du ganz sicher, dass Callan noch in seinem Arbeitszimmer ist?«
Janvier nickte. »Ich habe ihn kurz zuvor hineingehen sehen.«
»Gut, aber selbst wenn es uns gelingen sollte, Monique aus dem Zimmer zu schmuggeln - wie kommen wir danach an den Wachen vorbei?«, murmelte sie und spähte vorsichtig um die Ecke.
Janvier hantierte mit seinen Dietrichen, die er aus dem Nichts hervorgezaubert hatte. »Alles wäre so viel leichter, wenn wir uns auf Nazarach berufen könnten.«
»Spielchen.« Herausfinden, wer die Oberhand gewinnt. »Nazarach spielt Antoine und Callan gegeneinander aus, und uns wiederum gegen Callan. Wir bedeuten ihm überhaupt nichts, nur dass wir die Achillesferse in Callans Plan freilegen.«
»Nazarach ist schnell gealtert.«
»Er sieht doch blendend aus.«
»Nein. Hier meine ich.« Janvier legte sich eine Faust aufs Herz. »Ich bin Favashi begegnet. Sie herrscht über Persien und ist über tausend Jahre alt. Doch Favashi hat ein Herz. Sie hat sich ihre Menschlichkeit bewahrt - was man von Nazarach nicht behaupten kann.«
Ashwini nickte zustimmend. »Das gibt es aber auch unter Vampiren.«
»Wenn ich jemals so herzlos werden sollte, Ashblade, dann mach mich kalt, und betrachte es als Gnadentod.«
»Psst.« Eben hatte sie Peridas schlanke Gestalt erkannt, die wohl zur Wachablösung kam. Ashwini bedeutete Janvier, sich zurückzuziehen. »Wir nehmen Perida als Geisel, um so Monique freizubekommen.«
»Callan wird Perida erschießen, nur um Monique zu behalten«, sagte Janvier. »Perida würde es zulassen, denn wenn Callan kein ganz miserabler Schütze ist, wird sie überleben.«
»Und dann behaupten die Leute immer, ich sei verrückt.« Ashwini hockte sich hin und atmete tief durch. »Wollen wir den Rauchmelder auslösen und damit Panik verbreiten?«
»Rauch kann Vampiren nichts anhaben. Wenn du sie in Panik versetzen willst, musst du schon etwas in Brand stecken«, murmelte Janvier, und seine Augen waren so grün wie der Bayou bei Nacht.
»Ich will keine Unschuldigen töten.«
»Kein Vampir über fünfzig ist unschuldig, Cherie«, entgegnete Janvier leichthin. »Wir könnten die Vorhänge am Ende des Flurs anzünden - damit würden wir niemanden in Gefahr bringen, die Zimmer liegen weit genug entfernt.«
Ashwini kramte in ihren Hosentaschen und förderte ein Feuerzeug zutage, das zu ihrer »Pfadfinderinnen-Ausrüstung« gehörte, wie Sara es immer so schön nannte. »Lenk du Perida ab.«
Er lächelte sündig, zeigte seine blitzend weißen Zähne. »Vergiss nicht, dass du mich darauf angesetzt hast.«
Aufmerksam beobachtete sie, wie Janvier einen Schlenker machte, um den Korridor von der gegenüberliegenden Seite zu betreten. Perida fing ihn sofort ab,
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