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Magische Zeiten - Ploetzlich verzaubert

Magische Zeiten - Ploetzlich verzaubert

Titel: Magische Zeiten - Ploetzlich verzaubert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Henkel
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einen Schubs. Aus den Augenwinkeln sah ich noch, wie sie zu Janina lief, wahrscheinlich, um ihr zu sagen, dass sie die CD mit meinem Song einlegen sollte. Und so kletterte ich auf die Bühne und nahm Marli das Mikro aus der Hand. Ich glaub nicht, dass ich schon einmal im Leben so viel Erleichterung in einem Gesicht gesehen habe. Wie der Blitz jagte sie von der Bühne. Ich schlang beide Hände ums Mikrofon. Das tat weh, ich glaube, dass meine Hände noch immer etwas bluteten. Ich spürte auch die Lippe, die mir inzwischen so dick vorkam wie ein zu fest aufgeblasener Schwimmflügel. Janina legte meine CD ein. Als ich meine Musik hörte, erstarrte ich.
    Das kann nicht gut gehen, dachte ich. Ich stand mit verdreckten Klamotten, Gummiboot-Lippe und blutigen Händen auf der Bühne. Und das sollte mein perfekter Auftritt sein? Fast wäre ich einfach abgehauen. Doch dann spürte ich es wieder, dieses Kribbeln. Ja, ich wollte singen, jetzt und hier! Ich begann, mit den Fingern einer Hand im Takt zu schnipsen.
    Ich sah meine Eltern, die zu mir hochguckten, ziemlich verblüfft und besorgt, Tante Jenny, Opa und Greg. Tom, der sich bestimmt mindestens genauso wunderte über meinen Aufzug wie alle anderen, aber sein Blick war wie eine Umarmung. Und seitlich an der Wand, nahe der Bühne standen Gloria, Rosalie und Alenya mit in die Höhe gerissenen Armen. Lea und Fritzi johlten mir zu. Daneben Marli mit einem schiefen Lächeln, sie streckte die Fäuste vor sich, die Daumen gedrückt. Und dann Suse. Sie grinste. Und sie sah mich an wie früher.
    So mit diesem Egal-was-du-treibst-ich-hab-dich-lieb-Blick, den ich so lange nicht mehr gesehen hatte und von dem ich gar nicht gemerkt hatte, wie sehr ich ihn vermisst hatte. Dann legte ich los.
    Notiz an mich selbst: Merken! Wahre Freundschaft kann mich überhaupt nicht kreuzweise.

18. Kapitel
    Den ersten Preis gewannen an dem Abend die Depris!. Henris Vater, der Musikproduzent, überreichte der Band einen Scheck über fünfhundert Euro, außerdem einen Gutschein für eine Studioproduktion. Den zweiten Platz machte eine Mädchenband, die sich »4Sweets« nannte, und den dritten griff tatsächlich Matthias ab. War mir egal. Ich stand während der Siegerehrung vor der Bühne zwischen Suse und Tom, beide hatten einen Arm um mich geschlungen. Die Welt war in Ordnung.
    Ich klatschte gerade den anderen zu, als Henris Vater mich auf die Bühne bat. Er hätte, sagte er, spontan beschlossen, noch einen Sonderpreis zu vergeben für den tollsten selbst geschriebenen Song. An mich. WOW!
    Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass das Publikum ausflippte, als ich auf die Bühne sprang. Am liebsten hätte ich eine Dankesrede gehalten, so eine richtig coole wie bei den Brit Awards: Ich danke meinen Eltern, die heute Abend hier sind, und Tom, ich liebe dich, ich liebe euch alle, Suse und meinen Opa, I love you, man, danke Tante Jenny, danke Greg für Jill Valentine, danke Rosalie, dass du schon so lange meine Freundin bist, Alenya für deine Psychotipps und Gloria für deine Witze, Fritzi und Lea, danke für alles, und Marli, ohne dich der heutige Abend gar nicht passiert wäre… DANKE!
    Aber das Mikrofon war schon längst ausgestellt. Während die Leute in der Aula noch immer klatschten wie irre und die Konfettikanone losging, streckte ich die Hand aus und zog Marli auf die Bühne. Da sprangen alle auf. Standing Ovations und so weiter. Ich legte Marli den Arm um die Schulter und genoss den Applaus, bis das Saallicht anging.
    Da kam meine lädierte Erscheinung natürlich noch mal richtig und vor allem farbiger zur Geltung. Rote und dreckige Hände, blaue Lippe, zerrissene Strumpfhose. Ich konnte meiner Mutter an der Nasenspitze ablesen, dass sie mich am liebsten in einen dunklen Keller geschleppt hätte, mein Gesicht angestrahlt von einer grellen Lampe, um mich zu verhören. Was, wo, warum, wie lange, woher, wer und so weiter. Aber sie riss sich zusammen und verschob ihre Millionen W-Fragen auf ein anderes Mal. Ich war auch wirklich todmüde und wollte nur noch schnell unter die Dusche und dann ins Bett.
    Am nächsten Morgen, ich rechnete aus Gewohnheit schon halb damit, dass Suse bereits wieder unterwegs war, um mit Marli zu trainieren, wurde mir die Bettdecke weggerissen.
    »Mann, siehst du vielleicht beschissen aus«, rief Suse und hielt mir einen Spiegel vors Gesicht.
    Jetzt sah meine Lippe nicht nur aus wie ein aufgeplatztes Kissen, die Haut drum herum hatte sich lila und grün verfärbt. Stöhnend

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