Magisches Spiel
der Verstohlenheit und der Kraft der Jägerin auf den Bildern festhalten, im Gegensatz zu der verspielten und mütterlichen Persönlichkeit.
In der Ferne durchbrach das dumpfe Knattern eines Hubschraubers die Stille der Nacht; die Rotorblätter drehten sich schnell, als er im ersten Morgengrauen am
Himmel näher kam. Die Berglöwin erstarrte und duckte sich, so dass die wenigen Sträucher und Grashalme, die auf dem Felsen wuchsen, sie verbargen. Sie entblößte die Zähne zu einem leisen Fauchen, als sie den Blick nach oben richtete. Tansy ließ langsam ihre Kamera sinken und verhielt sich genauso still wie die Katze. Das unerklärliche Gefühl, gejagt zu werden, sandte ihr einen Schauer über den Rücken. Ihr stockte der Atem, und im ersten Moment war sie irritiert, ein verängstigtes Wesen auf diesem schmalen Felsvorsprung mit einem wilden Puma dicht vor sich, nur wenige Schritte entfernt.
Sie wandte ihr Gesicht zum Himmel, als der Hubschrauber direkt über sie flog. Allein schon der Anblick und der Klang beunruhigten sie, und sie biss sich fest auf die volle Unterlippe, als sie aufblickte, um den Hubschrauber zu identifizieren. Sie machte sich Sorgen, ihre Eltern hätten jemanden hinter ihr hergeschickt, obwohl sie darauf beharrt hatte, dass sie genau da war, wo sie sein wollte. Sie hatte diese Wildnis gewählt, um vollständig von jedem Kontakt mit Menschen abgeschnitten zu sein, und der Hubschrauber über ihr gehörte eindeutig dem Militär und nicht dem Forstamt – und einer der Hubschrauber ihres Vaters war es erst recht nicht.
Am Rumpf des Hubschraubers schimmerten grüne Lichter, als er sich schnell über ihr bewegte, ein großer Raubvogel, der auf die hohen Bäume herabstieß und dann plötzlich außer Sicht sank, wobei die Geräusche rasch verklangen. Sie lag ganz still auf dem schmalen Vorsprung und hörte ihren Herzschlag laut in ihren Ohren. Sie zwang sich, zu atmen, als die Lichter verschwanden. Ihre Fantasie war nicht zu bremsen – vielleicht war sie doch zu lange allein gewesen.
Aus dem Augenwinkel nahm sie eine Bewegung wahr, und ihre Aufmerksamkeit richtete sich sofort wieder auf die Katze, die mit der Zunge ein letztes Mal nahezu verächtlich das Fell an ihrem muskulösen gelbbraunen Bein leckte und dann mit einem einzigen Satz auf den Felsen über ihrem Ruhebereich sprang. Tansy wusste, dass dort ihr Bau war. Die Berglöwin hatte sich eine kleine Höhle ausgesucht, um dort ihre Jungen zu gebären.
Tansy war es gelungen, sich in zwei Höhlen einzuschleichen, die der Großkatze schon früher als Bau gedient hatten, und dort in der Hoffnung, das Ereignis auf irgendeine Weise filmen zu können, ihre Ausrüstung aufzustellen. Zu ihrer Enttäuschung war die Höhle, die die Berglöwin gewählt hatte, vollkommen unzugänglich, und das bedeutete, Tansy würde ein oder zwei weitere Jahre damit verbringen müssen, die Gattung zu beobachten und den nächsten Wurf abzuwarten, wenn diese Jungen aufgezogen waren. Bis dahin waren die Bilder der heutigen Nacht ein Vermögen wert und würden ihr das notwendige Geld einbringen, um ihre Arbeit fortzusetzen.
Tansy hatte sich ein ausgedehntes Bad in dem von der Natur geschaffenen Becken und ein noch längeres Nickerchen in der Nachmittagssonne verdient. Mit großer Behutsamkeit streckte sie ihre müden, schmerzenden Muskeln. Wo vorher nur Taubheit geherrscht hatte, setzte jetzt ein heftiges Kribbeln ein. Demnächst würden die Krämpfe folgen und ihre Waden und Oberschenkel befallen, ein Aufbegehren gegen die langen Stunden der Bewegungslosigkeit. Da der Felsvorsprung so schmal war, konnte sie sich dort kaum rühren. Sie setzte dem Kribbeln und den Krämpfen tiefe, gleichmäßige Atemzüge entgegen und machte sorgfältige Dehn- und Streckübungen,
bis sie sicher war, dass sie die steile Felswand bewältigen konnte, wie sie es an den meisten Tagen tat.
Es gab winzige Felsspalten, in die sie ihre Finger und Zehen zwängen konnte. Schon vor langer Zeit hatte sie eine Sicherheitsleine gespannt. Oft kostete es sie Mühe, an den Gebrauch des Seils zu denken, denn sie hatte sich längst an die Klettertour gewöhnt. Heute dagegen war sie dankbar für das Vorhandensein der Leine. Sie war viel müder als sonst. Sie freute sich enorm auf das Schwimmen in dem natürlichen Becken, und nichts würde sie von ihrem mühsam verdienten Nickerchen abhalten.
Tansy verstaute ihre kostbare Kamera und die Speichermedien in der robustesten Metallkiste in ihrem Lager, gemeinsam
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