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Paranoia - Hoer Auf Ihre Stimme

Paranoia - Hoer Auf Ihre Stimme

Titel: Paranoia - Hoer Auf Ihre Stimme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gregory Browne
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TEIL 1
    Die Frau,
die nicht ganz Myra war
    1
    Die Nacht verlief ziemlich ereignislos, bis die nackte Frau versuchte, ihn umzubringen.
    Dubosky hatte eine Zwanzig-Stunden-Taxischicht hinter sich und gerade ein paar Latino-Kids abgesetzt, die auf dem Rücksitz herumgealbert hatten. Er beschloss, auf die übliche letzte Runde durch die Nachbarschaft zu verzichten und direkt zum Taxistand zu fahren.
    Freddy, der Funker und außerdem die größte Platzverschwendung, die man sich überhaupt denken konnte, meldete sich.
    »Hey, Saftsack, hab noch 'ne Fahrt für dich.«
    Dubosky beachtete ihn nicht. Er wusste gar nicht mehr, wie oft er sie schon gehört hatte, diese verschleimte Stimme, die ihm sagte, er solle seinen Arsch in Bewegung setzen, er sei nur so kurz davon entfernt, arbeitslos zu werden, und wenn er auch nur eine Beule in die Karre fahre, könne er das aus eigener Tasche bezahlen. Wer war denn hier der Saftsack?
    Zur Hölle mit ihm. Und zur Hölle mit diesem Scheißjob.
    Dubosky wusste nicht, ob es am Alter lag oder einfach nur an der Erschöpfung. Doch nach achtzehn Jahren, die ihm vorkamen wie ein endloses Rundendrehen durch die Stadt, hatte er große Lust, diese dämliche Karre zu Schrott zu fahren, ein Gewehr zu nehmen und um sich zu ballern. Freddy war der Erste auf seiner Liste.
    Den größten Teil seines Lebens war Dubosky Zwölf-, Sechzehn-, Zwanzig-Stunden-Schichten gefahren. Seine Kinder würde er in keinem High-School-Jahrbuch erkennen, und es wäre ein Wunder, wenn sich seine bedauernswerte Frau noch keinen Lover gesucht hätte, denn er hatte nicht mal genug Kraft zum Essen, geschweige denn zum Vögeln. Selbst nach einer Handvoll extra starker Viagra-Pillen würde sich der Alte Willy nicht rühren.
    Du kommst im Leben an einen Punkt, sagte er sich, an dem du den gesunden Menschenverstand vergessen kannst. Da darfst du dich nicht mehr fragen, ob du das Richtige tust, sondern nur noch an einen einzigen Menschen denken: an dich.
    Genau das hatte er sich vorgenommen, als er zum Taxistand zurückfuhr. Freddy sagen, er solle sich diesen Job in seinen stinkenden, mickrigen Hintern schieben, und dann raus in die Welt und verdammt noch mal ein wenig frische Luft schnappen. Tief einatmen, immer wieder tief einatmen und einfach nicht mehr zurücksehen.
    Als er in die Avenue einbog, träumte er von einer Woche Kreuzfahrt um die griechischen Inseln. Er hielt Judy im Arm und schlürfte eine Pina Colada, und sie waren gerade auf dem Weg in ihre Kabine, um den Alten Willy auf die Probe zu stellen.
    Dubosky war vollkommen in den Traum vertieft, als ein Schatten in der Nähe einer Straßenlaterne vorbeihuschte. Noch ehe er wusste, wie ihm geschah, warf sich eine Gestalt vor seine Windschutzscheibe. Dubosky bremste scharf, das Heck geriet ins Schleudern, die Reifen quietschten schrill. Er kniff die Augen zusammen und wartete auf den unvermeidlichen dumpfen Aufprall.
    Aber er kam nicht. Stattdessen rutschte der Wagen weiter, bis er mitten auf der Straße zum Stehen kam. Dubosky sah sich um, konnte aber nichts erkennen, nichts außer Straßenlaternen, parkenden Autos und der tiefschwarzen Asphaltdecke, auf der erst kürzlich die Markierungen nachgezogen worden waren.
    Was zum Teufel …
    Unwillkürlich blickte er nach links. Zusammengekauert zwischen zwei parkenden Autos, zitternd in der nächtlichen Kälte, hockte eine jämmerliche Gestalt – im Augenblick mehr jämmerlich als Gestalt und dem Aussehen nach etwa dreißig und nackt wie eine Zweijährige, die in die Badewanne soll. Bis auf das Blut an den Händen und im Gesicht.
    Großer Gott. Hatte er sie angefahren?
    Dubosky zog die Handbremse, stieß die Tür auf und ging zögernd auf die Frau zu. »Alles okay, Lady?«
    Was für eine alberne Frage. Schließlich hockte sie so da, wie Gott sie geschaffen hatte, seit mindestens einem Jahr ungewaschen und voll frischem Blut, ein mageres kleines Ding, das man gelinde gesagt als desorientiert bezeichnen konnte. Als er sich ihr näherte, merkte er, dass es ziemlich egal war, was er sagte. Sie tickte auf einer ganz anderen Frequenz.
    Er war noch etwa einen Meter von ihr entfernt und versuchte, nicht auf ihre Titten zu starren – die zugegebenermaßen trotz der Umstände ziemlich beeindruckend waren. Plötzlich warf sie ihm einen wilden Blick zu. Und dann ging sie auf ihn los.
    Erst da erkannte Dubosky, dass sie eine Schere in der Hand hielt. Mitten in ihrer Ausholbewegung schlug Dubosky ihr instinktiv mit der Faust ins

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