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Magma

Magma

Titel: Magma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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werteten aus. Auf der Website des USGS gab es kaum noch ein anderes Thema. Alle rätselten über die unvermittelten Aktivitäten und ihre Ursachen. Kaum jemand schien noch daran zu glauben, dass es sich um zufällige Einzelerscheinungen handelte. Es würde nicht mehr lange dauern, bis sie auf die Sache mit den Kugeln stießen.
    Ein Fluch entrang sich seinen Lippen. Er griff nach seinem Medaillon und umschloss es mit seinen Händen. Wie in Trance bewegte er sich vor und zurück, während er über das Unheil nachdachte, das Helène Kowarski und ihr Team von unersättlich neugierigen Wissenschaftlern auf die Menschheit herabbeschworen hatten. Der Wissensdurst und der mangelnde Respekt vor den Gesetzen des Kosmos hatten das Unheil erst möglich gemacht. Jetzt war die Grenze überschritten und der schlafende Riese geweckt. Warum nur hatten sie nicht auf ihn gehört? Hätte man die Forschungen am Herzen des Berges eingestellt und die Marianenkugel unangetastet gelassen, wäre das alles nicht geschehen. Lag es an ihm? Hatte er etwas falsch gemacht? Tatsache war, dass er es nicht geschafft hatte, sie zu überzeugen. Seine Argumente schienen angesichts ihrer grenzenlosen Begeisterung für das fremde Objekt wirkungslos verpufft zu sein. Seine Sorgen, seine Befürchtungen, seine Skepsis, alles umsonst. Er war einfach kein guter Redner. Sei’s drum. Die Zeit der Worte war ohnehin vorbei.
    Obwohl Elias Weizmann äußerlich vielleicht nicht den Eindruck machte, so war er doch durch und durch eine Kämpfernatur, ausgebildet und trainiert in einer der besten Armeen, die es auf der Welt gab. Dass man ihn scherzhaft
Oberst
nannte, hatte einen durchaus realen Hintergrund, auch wenn er heutzutage nicht mehr gern darauf angesprochen wurde. Er war kein Mann, der gleich die Flinte ins Korn warf, wenn es mal brenzlig wurde.
    Gut, Helène hatte einen Fehler gemacht. Einen verhängnisvollen Fehler. Aber das hieß nicht automatisch, dass dieser gleich in einem Verhängnis münden musste. Weizmann hatte den Posten als Leiter der Kowarski-Labors damals aus persönlichen Gründen abgelehnt. Ein Fehler, den es nun zu korrigieren galt. Helène musste das Feld räumen, so viel war klar. Ihre Faszination für das fremde Objekt war nicht nur Weizmann suspekt. Es gab noch andere außer ihm, die diese Dinger am liebsten zerstört gesehen hätten. Auch ihr Führungsstil war nicht unumstritten. Sie besaß viele Feinde innerhalb der eigenen Reihen, von denen einige zu Elias’ engstem Freundeskreis zählten. Seit Jahren schon lagen sie ihm in den Ohren, er solle in die Chefetage zurückkehren, wieder mehr Verantwortung übernehmen und Madame Kowarski Paroli bieten. Jetzt schien der geeignete Augenblick gekommen zu sein. Helènes Macht begann zu bröckeln, das Bild von der makellosen Tochter des Firmengründers hatte Risse bekommen. Die Reaktion auf Schmitts Tod, die Kaltschnäuzigkeit und Pietätlosigkeit, mit der sie über den Verlust dieses geschätzten Mitarbeiters hinweggegangen war, hatte ihrem Ansehen schweren Schaden zugefügt. Hinzu kam, dass die Zeit auf seiner Seite stand. Mit jedem Tag, der ohne einen brauchbaren Lösungsansatz verstrich, schrumpfte Helènes Macht – und seine wuchs. Wenn jetzt noch ein weiterer Fehlschlag hinzukam, würde das Kartenhaus endgültig in sich zusammenfallen. Freiwillig würde sie nicht abtreten, daher musste er die Möglichkeit ins Auge fassen, sie aus dem Weg räumen zu lassen. Mittlerweile war er zu allem bereit. War sie nicht mehr am Ruder, ließ sich das Verhängnis vielleicht noch abwenden. Aber der Eingriff musste schnell und konsequent erfolgen. Es war nicht damit getan, hier und da eine dieser Kugeln zu zerstören. Nein, es musste ein koordinierter Gegenschlag erfolgen, einer mit globalen Ausmaßen. International vernetzt und mit höchstmöglicher Effizienz. Elias Weizmann war der Richtige, um eine solche Aktion ins Leben zu rufen. Er besaß die entsprechenden Kontakte, sowohl innerhalb als auch außerhalb des Berges, und der Augenblick, sie auszuspielen, schien gekommen. Zugegeben, der Anschlag auf die
Shinkai
war ein Fehlschlag gewesen, aber das letzte Wort in dieser Sache war noch nicht gesprochen.
    Einen Stolperstein galt es allerdings so bald wie möglich aus dem Weg zu räumen.
Martin.
Er war die große Unbekannte in dieser Gleichung. Elias hatte die medizinischen Berichte über den Mann gelesen, lange bevor Helène die Akten hatte verschwinden lassen. Er wusste, dass mit diesem Mann irgendetwas

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