Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Magma

Magma

Titel: Magma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
Vom Netzwerk:
eilte sie den Hang hinunter.
    Alexej, der erst jetzt zu begreifen schien, was sie vorhatte, schrie hinter ihr her: »Warten Sie, Ella. Gehen Sie nicht. Der Wagen ist zu heiß. Er könnte explodieren!«
    »Das ist ein Diesel, der explodiert nicht so leicht. Abgesehen davon sind wir auf das Auto angewiesen. Kommen Sie, beeilen Sie sich.«
    Sie hatte den Lada erreicht und fummelte den Schlüssel aus ihrer Hosentasche. Die Karosserie war so heiß, dass man ein Spiegelei darauf hätte braten können. Der Geruch nach verschmorter Elektrik drang ihr in die Nase. Sie konnte nur hoffen, dass keine wichtigen Teile beschädigt waren, sonst hatten sie ein mächtiges Problem. Den Handschuh überstreifend, öffnete sie die Tür und setzte sich hinters Lenkrad. Die Luft im Inneren war ein wenig kühler. Allerdings stank es bestialisch nach Gummi und Dieselöl. Ohne darüber nachzudenken, was alles passieren konnte, steckte sie den Schlüssel ins Lenkradschloss und drehte ihn herum. Der Motor startete augenblicklich. Ella gab einen Seufzer der Erleichterung von sich, dann legte sie den Rückwärtsgang ein und fuhr den Wagen unter dem Baum hervor. Sie wendete und öffnete die Beifahrertür. »Kommen Sie«, rief sie. »Steigen Sie ein. Wir müssen hier weg.«
    Der Fallensteller zögerte. »Was ist mit Ihrem Begleiter? Wollen Sie denn nicht auf ihn warten?«
    »Machen Sie Witze?« Ella traute ihren Ohren nicht. »Haben Sie schon vergessen, was heute Nacht geschehen ist?«
    Er schüttelte den Kopf. Augenscheinlich fiel es ihm schwer, das Chaos in seinem Kopf zu ordnen.
    »Versuchen Sie nicht, sich einzureden, Sie hätten sich das alles nur eingebildet«, erwiderte Ella. »Den Fehler habe ich beim ersten Mal auch gemacht. Sie haben es gesehen, und ich habe es gesehen. Alles andere ist nebensächlich. Und jetzt steigen Sie ein.«
    Der Fallensteller wirkte immer noch unschlüssig. »Aber er ist Ihr Freund. Wenn wir ihn hier zurücklassen, ist er verloren. Er wird hier draußen nicht überleben.«
    »Er wird es schon schaffen. Ich will nur weg von hier, können Sie das nicht verstehen?«
    In diesem Moment bemerkte Ella eine Bewegung auf dem Hügelkamm. Es war Martin. Einen Augenblick hielt er inne, als müsse er sich erst orientieren, doch dann setzte er sich in Bewegung und kam schwankend auf sie zu.
    Ella erfasste nacktes Grauen. »Steigen Sie doch endlich ein.
Bitte
. Ich flehe Sie an.«
    Doch Alexej verschränkte die Arme vor der Brust und schüttelte den Kopf.
»Njet.«
    Der Professor war immer noch schwach, doch es schien ihm schon wieder besser zu gehen. Er war jetzt nah genug, dass Ella sein Gesicht erkennen konnte. Er hob die Hand und lächelte zu ihr herüber. Es war ein freundliches, warmherziges Lächeln. Ella wandte sich ab und presste die Lippen aufeinander. Dann trat sie aufs Gas.

[home]
    Teil  5 Das Leuchten
    34
    Montag, 13 . April
    H elène Kowarski hielt sich selbst für einen Menschen, der nicht leicht aus der Fassung zu bringen war. Wenn man sie gefragt hätte, was sie selbst als ihre hervorstechendste Eigenschaft betrachtete, so hätte sie geantwortet, dass sie über Nerven wie Drahtseile verfüge. Doch was in den letzten Tagen an Meldungen über die Nachrichtenkanäle hereinflutete, war schier unglaublich. Wenn man den Meldungen trauen durfte, so stand der gesamte pazifische Raum im Begriff, sich in einen Hexenkessel zu verwandeln. Wohin man auch blickte, überall gab es neue Erdbeben und Vulkanausbrüche. Dabei handelte es sich nur um kleine Aktivitäten. Kein Beben war stärker als drei auf der Richterskala, und die Vulkanausbrüche waren so schwach, dass man sie auf den Satellitenbildern kaum von natürlichen Wolkenformationen unterscheiden konnte. Nicht einer von ihnen war spektakulär genug, um es in die Abendnachrichten zu schaffen. Aber darum ging es nicht. Es war die Summe aller Aktivitäten, die Helène Kopfschmerzen bereitete. Dieser vermehrte Ausstoß von Stickoxiden hatte bereits Veränderungen in der Atmosphäre bewirkt. Manche Quellen sprachen davon, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis die Anreicherung der Luft mit Stickoxiden zu einer merklichen Erwärmung führen würde.
    Nun war Helène nicht die Frau, die externen Messergebnissen traute. Sie bestand auf Informationen aus erster Hand. Darum hatte sie eine Sondersitzung mit allen führenden Mitarbeitern ihres Stabes anberaumt.
    Sie blickte auf die Uhr. Noch fünf Minuten. Das halb aufgegessene Croissant zurück auf den Teller legend, trank

Weitere Kostenlose Bücher