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Magnolia Steel – Hexennebel

Magnolia Steel – Hexennebel

Titel: Magnolia Steel – Hexennebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Städing
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Was Runa dann tat, erstaunte sie dennoch. Die Watthexe schob die Ärmel zurück, erhob die Arme zum Himmel und rief dreimal: »Phoca Vitulina!« Kurz darauf streckten fünf Seehunde ihre runden Köpfe aus dem Wasser. »Schnappt sie euch und bringt sie sehr weit weg«, befahl Runa und deutete auf Libussa. Sofort wurde die Hexe von den Seehunden gepackt und in das Wasser gezerrt. Im nächsten Augenblick war sie zwischen den glitzernden Wellen verschwunden.
    »Wird sie sterben?«, fragte Magnolia entsetzt.
    Runa schnaubte verächtlich. »Nicht, wenn sie eine gute Schwimmerin ist. Mit etwas Pech werfen sie sie schon in Schottland wieder an Land.«
    Mit diesen Worten machte die Watthexe kehrt und marschierte zurück ins Haus. Magnolia warf einen besorgten Blick in Richtung Himmel. Der Tornado war fort, aber der Sturm war geblieben. Ihr selbst konnte er nichts anhaben, aber für die anderen könnte der Rückflug gefährlich werden.
    »Du hast recht«, bestätigte Runa und hielt ihr die Tür auf. Sie hatte schon wieder ihre Gedanken gelesen! »Deshalb ist es das Beste, wenn ihr heute Nacht bei mir auf der Hallig bleibt. Deine Tante würde mich in einen Frosch verwandeln, wenn ich dich in Gefahr brächte.«
    Magnolia traute ihren Ohren nicht. Das musste ein schlechter Scherz sein. Runa konnte nicht ernsthaft von ihnen verlangen, die Nacht in dieser stinkenden, kalten Hütte zu verbringen. Ärgerlich stellte sie ihren Besen in die Ecke, als auch schon Applaus ertönte. Ihre Mitschüler hatten alles mit angesehen, und vor allem Jörna geizte nichtmit Lob. »Es war unglaublich, wie du dich auf dem Besen gehalten hast!«, rief sie.
    »Kunststück, wenn ich eine Wetterhexe wäre, könnte ich das auch«, sagte Eugenie.
    »Du bist bloß neidisch«, piepste Ronda und fing sofort heftig an zu zwinkern, weil Eugenie versuchte, sie anzustarren.
    Runa klatschte in die Hände. »Hört auf zu streiten, dazu ist später noch Zeit. Ihr werdet heute Nacht hierbleiben. Die Wetterverhältnisse lassen eine sichere Reise nicht zu. Manche von euch sind noch ziemlich wackelig auf ihren Besen unterwegs.«
    »Manche? Sie meinen Eugenie«, schimpfte Nemo.
    »Keine Namen!«, sagte Runa. Die übrigen Schüler verdrehten genervt die Augen.
    »Ja, aber warum müssen wir alle hierbleiben, bloß weil Eugenie zu blöd zum Besenreiten ist?«, wollte jetzt auch Jörna wissen.
    »Weil ihr eine Klasse seid. Da gibt es keine Extrawürste, basta!« Jetzt wurde Runa sauer, und das war nicht ungefährlich. »Undankbares Volk!«, schimpfte sie. »Ich biete euch Obhut, dabei könnte ich euch einfach an den blanken Hans weiterreichen. Zur Strafe üben wir jetzt noch einmal das Blockieren von Gedanken.«
    Eugenie zeigte ihr unergründliches Lächeln.
    »Wenn sie wenigstens nicht dauernd so hämisch grinsen würde«, beklagte sich Magnolia wenig später bei Jörna. Sie saßen nebeneinander im Schulzimmer und hörten Runa seit über einer Stunde beim Blockieren ihrer Gedanken zu   – eine langweilige Angelegenheit, wie man sich unschwer vorstellen kann.
    Dann hatte die Watthexe selber genug und beendete den Unterricht. »Schluss für heute!«, verkündete sie. »Kommt mit in die gute Stube. Ich will schnell bei euren Familien anrufen und ihnen mitteilen, dass ihr heute Nacht auf der Hallig bleibt.«
    In Runas guter Stube war es genauso zugig und kalt wie im restlichenHaus. Der Kamin qualmte, aus dem alten zerschlissenen Sofa quoll das Rosshaar heraus, und eine einzige Petroleumlampe sorgte für spärliches Licht.
    »Schöne Gesellschaft, in der sie sich wohlfühlt«, flüsterte Jörna und deutete mit dem Kopf auf die präparierten Schlangen, Molche und Nachtfalter, die in einem gläsernen Schaukasten lagen. Runa fühlte sich hier zweifellos wohl. Sie pfiff ein kleines Lied und stellte ihre Kristallkugel schwungvoll auf den Tisch. Linette war die Erste, die sie anrief, und Magnolia hoffte inständig, dass ihre Tante darauf bestehen würde, sie auf der Stelle nach Hause zu bringen. Vor allem, wenn sie von der Sache mit dem Wirbelsturm erfuhr. Nachdem sich der weiße Rauch in der Kugel verflüchtigt hatte, erschien auch schon Tante Linettes erhitztes, rundes Gesicht. Eine Haarsträhne fiel ihr wirr ins Gesicht, und der Rußfleck auf ihrer Stirn erinnerte an ein Einschussloch.
    »Zieht dein Kamin bei diesem Wetter auch so schlecht?«, fragte Runa. Und ohne eine Antwort abzuwarten, fuhr sie fort: »Wollte dir nur sagen, dass ich die Bälger heute Nacht lieber auf der Hallig

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