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Magyria 01 - Das Herz des Schattens

Titel: Magyria 01 - Das Herz des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
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werden die Brücke halten«, sagte sie leise. »Kein Wolf wird je seine Krallen auf unsere Seite des Ufers setzen. Und die Mauer am Fluss können sie nicht überwinden. Wir lassen sie nicht nach Akink. Mach dir keine Sorgen, Farank.« Sie legte ihm die Hand auf den Arm, und er wandte ihr sein sorgenvolles Antlitz zu. Sie war schön wie der Morgen, rötliches Licht spielte um ihr Haar und ihr weißes Gewand. Ihre hellen Augen strahlten wie am ersten Tag, als er in ihr seine Seelengefährtin erkannt hatte.
    »Jeden Morgen wird es hell«, hörte er sich sagen. »Aber nicht hell genug. Es kommt mir immer so vor, als wäre es nicht hell genug. Tag für Tag bringen wir das Licht in die Gassen unserer Stadt, und trotzdem habe ich das Gefühl, dass es nicht reicht. Es ist nicht genug Licht. Ich komme mir vor wie ein Kaminfeuer, das langsam erlischt. Liegt es an meinem Alter? Oder sind es die Schatten, die immer näher rücken, so nah, dass ich glaube, ersticken zu müssen?«
    »Akink wird nicht fallen«, versicherte Elira ihm, doch auch in ihrer Stimme schwang eine Müdigkeit mit, die nicht zu dem frischen, aufleuchtenden Morgen passte.
    »Und was ist mit Magyria? Wir wissen ja nicht einmal, wie es im Osten aussieht. Wir hocken hier und klammern uns an diese Burg, während draußen das Dunkel immer näher heranschleicht. Wie können wir Akink halten, wenn das ganze Land von den Schatten verseucht ist?«
    »Ich weiß es nicht.« Elira sah ernst in das Gesicht des Königs und schüttelte den Kopf. Das Licht flimmerte und zitterte in unruhigen Kreisen, als hätte jemand einen Stein in einen Teich geworfen. »Aber Mattim kämpft. Und er wird nicht aufhören zu kämpfen. Er ist stark, Farank. Da ist viel mehr in ihm, als du ihm zutraust.«

    Farank lächelte schmerzlich, als sie Mattim erwähnte. Er war das letzte ihrer Kinder. Alle ihre Söhne und Töchter hatten sie an die Finsternis verloren, an die Schatten und das Nichts. Nur diesen Sohn nicht. Den jüngsten. Diesen einzigen. »Er müsste längst wieder da sein«, sagte er. »Mir ist, als käme er jedes Mal später zurück. Sie halten ihn dort im Wald fest, mit List und Tücke, und irgendwann, wenn er seine Kraft überschätzt, werden sie ihn sich holen. Ich weiß nicht, wie ich diesen Tag ertragen soll. Er ist das Kostbarste, was uns geblieben ist, was Akink und ganz Magyria geblieben ist.«
    »Weißt du, wie oft ich an die Kinder denke?«
    Der König schüttelte den Kopf. »Sprich nicht von ihnen. Ihre Namen sind vergessen. Sie sind in die Dunkelheit getaucht.« Er wiederholte es noch einmal, mit rauer Stimme: »Sprich nicht von ihnen.«
    Die Königin lachte leise. »In jenen Tagen dachte ich nie, wir könnten je unterliegen. Wir waren so stark, so hell, unbesiegbar, und die Schatten mussten sich in die Ecken verkriechen.« Sie lehnte sich an Farank. »Mattim wird den Wölfen entkommen. Glaub daran. Hör nicht auf, daran zu glauben. Der Nebel ist gleich fort. Dann werden auch die düsteren Gedanken dich verlassen. Akink wartet auf einen neuen Tag, es ist immer noch unser, und das wird es auch bleiben. Das verspreche ich dir.«
     
    Mattim duckte sich hinter die Steine. Sie waren nicht sehr groß, kaum höher als ein zusammengekauertes Kind, doch mehrere übereinander gaben wenigstens das Gefühl von Schutz. Er umklammerte das Schwert so fest, dass seine Hand schmerzte, und verharrte reglos.
    »Sie werden heute nicht kommen«, flüsterte Mirita. »Lass uns nach Hause gehen.«
    »Noch nicht«, flüsterte er zurück.
    Sie hatten die ganze Nacht hier gewartet. Der Trupp der
Flusshüter aus Akink patrouillierte weiter östlich; falls es Angriffe gegeben hatte, hatten sie hier jedenfalls nichts davon mitbekommen. Sie hatten nur gewartet, den Atem bei jedem Geräusch angehalten und immer wieder vorsichtig in die Dunkelheit gespäht. Aber aus den Höhlen war nichts herausgeschlichen.
    »Es ist die falsche Stelle«, vermutete Mirita.
    »Kann sein«, gab Mattim zu, und sie zog überrascht die Brauen hoch, weil er seinen möglichen Irrtum so schnell und ohne Streiterei eingestand. »Trotzdem werde ich jeden Ort, der als Übergang infrage kommt, so lange beobachten, bis ich Gewissheit habe.«
    »Du musst es nicht selbst tun«, erinnerte ihn Mirita. »Bei allem, was glänzt, wenn dein Vater wüsste, was du hier treibst, er würde dich auf der Stelle enterben.«
    »Das kann er gar nicht.« Mattim lächelte triumphierend.
    Selbst wenn er so lächelte wie jetzt, über eine Tatsache, die

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