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Magyria 01 - Das Herz des Schattens

Titel: Magyria 01 - Das Herz des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
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Seufzer der Erleichterung erkannte sie, dass der blutige Wolf ein anderer war als jener, der Mattim auf den Fersen war. Dies waren andere Wölfe. Das hieß aber auch, dass hier ein ganzes Rudel war. Für sie und vielleicht auch für Mattim gab es kein Entkommen.
    Mirita griff über die Schulter und zog einen zweiten Pfeil heraus. Wenn die Wölfe jetzt sprangen! Aber die Tiere beäugten sie nur mit ihren hellen, glänzenden Augen und warteten.
    »Bleibt, wo ihr seid«, sagte sie leise und machte ein paar Schritte rückwärts, bis sie mit dem Rücken gegen einen Baumstamm stieß. »Bleibt bloß dort.«
    Der Fluss war so nah. Das war vielleicht das Schlimmste. Dass die schützende Stadt fast zum Greifen nahe war. Und dass sie nicht wusste, ob Mattim die Flucht gelungen war. Wie konnte sie hier sterben, ohne zu wissen, ob er die Brücke erreicht hatte?
    »Ihr werdet sehen, was ihr davon habt«, sagte sie, während sie nach einem Ziel für die tödlich harte Spitze ihres Pfeils suchte. »Na los, spring. Willst du nicht springen?« Sie stampfte mit dem Fuß auf und schrie das Tier an. »Spring!«
    Der Wolf mit der blutigen Schnauze glitt mit einer einzigen geschmeidigen Bewegung aus dem Dickicht heraus. Mirita erwischte ihn mitten im Sprung. Singend bohrte sich der Pfeil in seinen Hals. Im selben Augenblick, während seine Gefährten aus dem Gebüsch brachen, ließ sie den Bogen fallen und zog ihren Dolch. Nahezu gleichzeitig stürmte der Junge mit dem goldenen Haar herbei, in der Hand ein langes, leuchtendes Schwert. Er traf einen der Wölfe am Rücken. Der dritte tauchte unter der Waffe hindurch und warf Mirita um, bevor sie zustechen konnte. Fauchend rasierte die Klinge ihm den wehenden, langen Pelz, dann verschwand er im Wald.
    Mattim half Mirita hoch. »Komm, schnell. Der Große ist
immer noch hinter mir her.« Er ließ ihre Hand nicht los, während sie liefen. In der anderen hielt er das Schwert, mit dem er das Gestrüpp, das ihnen den Weg versperrte, gnadenlos niederhackte.
    Obwohl sie um ihr Leben rannten, konnte Mirita nicht umhin, den festen Griff, mit dem er sie hinter sich herzog, zu genießen. Seine warme Hand gab ihr die Kraft, so schnell zu laufen, wie sie nur konnte, obwohl die Beine fast unter ihr nachgaben und Gewichte sich an ihre Knöchel zu hängen schienen. Aber sie wollte ihn nicht behindern. Sie wollte nicht daran schuld sein, wenn sie die Brücke zu spät erreichten. Durch die schwarzen Baumstämme schimmerte bereits das Blau des Flusses.
    Ein Heulen hinter ihnen ließ Mirita so zusammenfahren, dass sie erschrocken vorwärtstaumelte. Mattim fing sie auf, als sie gegen ihn prallte; er war stehen geblieben.
    Vor ihnen wartete der silbergraue Wolf auf sie. Mit lautlosen, mühelosen Sprüngen musste er sie überholt haben. In seinem fast menschlichen Blick lag ein höhnisches Lächeln, als er ihnen den Weg zum Fluss versperrte. Hinter ihnen verstärkte sich das Geheul des Rudels, das ihnen auf den Fersen war.
    »Da ist schon die Brücke«, sagte Mattim. »Wir werden sie erreichen, das schwöre ich dir. Glaubst du daran?«
    Sie wagte einen Blick in seine rauchdunklen Augen. Wenn sie schon zu den Schatten gehen sollte, dann wollte sie es mit dieser Erinnerung tun, dann wollte sie, dass das Licht ihr Herz füllte und ihr Kraft gab, bevor sie ins Dunkel stürzte.
    »Glaubst du daran? Sie werden uns nicht kriegen. Sag Ja.«
    »Ja«, stammelte Mirita.
    »Dann lass uns kämpfen. Wer ist die beste Bogenschützin von Magyria?«
    »Ich.«
    Seine leuchtende Entschlossenheit steckte sie an. Sie griff
nach einem Pfeil und erinnerte sich dann an ihren Bogen, den sie fallen gelassen hatte.
    Mattim fasste das Schwert mit beiden Händen. »Gib mir Deckung.«
    Sie stellte sich mit dem Rücken zu ihm. In ihrer Hand lag, wertlos ohne den dazugehörigen Bogen, der schlanke, befiederte Pfeil. Darauf hatte sie ihr Geheimnis geschrieben. Zwei Runen, zwei Namen. »Mirita« stand da. Und »Mattim«. Aber sie konnte ihn nicht fliegen lassen. Nichts konnte sie tun, außer den Dolch ziehen und warten. Zuversicht ausstrahlen. Und nicht verraten, dass sie so gut wie unbewaffnet war.
    »Da sind sie«, sagte sie leise, als die ersten Wölfe sichtbar wurden. Hinter ihnen bemerkte sie ein paar große, schlanke Gestalten und wollte schon vor Freude jubeln, denn im ersten Augenblick dachte sie, es wären die Flusshüter. Dann schnürte die Furcht ihr die Kehle zu.
    Schatten.
    Die Feinde waren da, beobachteten sie. Wesen, die wie Menschen

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