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Maigret - 29 - Maigret und sein Toter

Maigret - 29 - Maigret und sein Toter

Titel: Maigret - 29 - Maigret und sein Toter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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provençale?«
    »Und wie! Ich vertrage es zwar nicht, aber ich esse es trotzdem, sooft ich Gelegenheit dazu habe.«
    »Interessant. Kocht es dir deine Frau oft?«
    »Nein. Es macht zu viel Arbeit. So was lässt sich nur schwer zu Hause zubereiten.«
    »Du isst es also im Restaurant, wenn es das Gericht dort gibt.«
    »Ja.«
    »Steht es oft auf der Speisekarte?«
    »Ich weiß es nicht. Warten Sie … Ja, manchmal am Freitag.«
    »Und gestern war Mittwoch … Verbinde mich mit Doktor Paul.«
    Der Arzt, der gerade dabei war, seinen Bericht zu schreiben, war über Maigrets Frage nicht erstaunt.
    »Könnten Sie mir sagen, ob das Stockfischpüree mit Trüffeln garniert war?«
    »Bestimmt nicht. Ich hätte sonst Spuren davon gefunden.«
    »Ich danke Ihnen … Siehst du, Janvier. Es waren keine Trüffeln drin. Das schließt die Luxusrestaurants aus, wo man gewöhnlich Trüffeln dazugibt. Geh ins Inspektorenbüro hinunter. Torrence und zwei, drei andere sollen dir helfen. Der Telefonist wird zwar meckern, weil ihr die Leitungen eine Zeitlang besetzen werdet. Ruft also ein Restaurant nach dem andern an, und fangt mit denen an, die sich in den Vierteln befinden, wo du gestern nachgeforscht hast. Frag, ob es in einem von ihnen auf der Abendkarte Stockfischpüree gegeben hat … Warte. Frag zuerst alle, die einen südländisch klingenden Namen haben, weil du da am meisten Aussicht auf Erfolg hast.«
    Janvier ging hinaus. Er war von dieser Aufgabe weder sonderlich beglückt noch begeistert.
     
    »Hast du ein Messer, Moers?«
    Der Morgen verging, und Maigret war noch immer mit seinem Toten beschäftigt.
    »Steck die Spitze in den Riss im Regenmantel. Gut. Halt jetzt ganz still.«
    Er hob den Mantel vorsichtig hoch, um die Jacke darunter zu sehen.
    »Die Risse an den Kleidungsstücken stimmen nicht überein. Mach es jetzt anders. Stell dich links hin … Stell dich rechts hin … Stich von oben zu … Und von unten.«
    »Ich verstehe …«
    Ein paar Techniker und Angestellte, die ihre Arbeit in dem riesigen Labor aufgenommen hatten, beobachteten die beiden aus den Augenwinkeln und wechselten belustigte Blicke.
    »Es stimmt noch immer nicht. Zwischen dem Riss in der Jacke und dem im Regenmantel sind mindestens fünf Zentimeter Abstand. Hol mir einen Stuhl. So, und jetzt hilf mir.«
    Sie setzten die Puppe hin, was sich nur mit unendlicher Vorsicht bewerkstelligen ließ.
    »Gut. Wenn ein Mensch sitzt, an einem Tisch zum Beispiel, kann es passieren, dass der Mantel hochrutscht. Probier das mal aus.«
    Sie versuchten jedoch vergeblich, die beiden Risse, die logischerweise genau übereinander hätten liegen müssen, aufeinanderzubringen.
    »Na also!«, rief Maigret, als hätte er soeben eine schwierige Gleichung gelöst.
    »Wollen Sie damit sagen, dass er seinen Regenmantel nicht anhatte, als er ermordet wurde?«
    »Das ist so gut wie sicher.«
    »Er hat aber doch einen Riss, wie von einem Messerstich?«
    »Er ist hinterher zerrissen worden, um uns etwas vorzumachen. In einem Haus oder einem Restaurant behält man den Mantel nicht an. Dadurch, dass man sich die Mühe machte, den Riss im Mantel künstlich herzustellen, wollte man uns glauben machen, der Mann sei im Freien erstochen worden. Wenn man sich aber diese Mühe gemacht hat …«
    »… dann ist das Verbrechen in einem Haus verübt worden«, vollendete Moers.
    »Aus dem gleichen Grund haben sie auch das Risiko auf sich genommen, die Leiche zur Place de la Concorde zu schaffen, wo der Mord nicht stattgefunden hat.«
    Maigret klopfte seine Pfeife am Schuhabsatz aus, ging seine Krawatte holen und betrachtete wieder die Puppe, die jetzt im Sitzen noch lebendiger wirkte. Wenn man sie nur von hinten oder von der Seite betrachtete, wenn man das farb- und ausdruckslose Gesicht nicht sah, konnte man sich täuschen lassen.
    »Hast du Indizien gefunden?«
    »Bisher so gut wie nichts. Aber ich bin noch nicht fertig. An den Schuhsohlen befinden sich immerhin kleine Mengen eines ziemlich eigenartigen Schmutzes. Es ist von Wein durchtränkte Erde, wie man sie in einem Weinkeller auf dem Land finden würde, wo man gerade ein Fass angezapft hat.«
    »Mach weiter. Ruf mich dann in meinem Büro an.«
    Als er das Zimmer des Chefs betrat, empfing ihn dieser mit den Worten:
    »Nun, Maigret, was macht Ihr Toter?«
    Es war das erste Mal, dass dieses Wort ausgesprochen wurde. Wahrscheinlich hatte man dem Leiter der Kriminalpolizei erzählt, dass der Kommissar seit zwei Uhr morgens unentwegt diese Spur

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