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Maigret - 43 - Hier irrt Maigret

Maigret - 43 - Hier irrt Maigret

Titel: Maigret - 43 - Hier irrt Maigret Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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Sie gar nicht versucht hätte, Sie dazu zu überreden?«
    »Wenn sie es auch versuchte hätte – erreicht hätte sie es nicht.«
    »Weil Sie Ihre Frau nicht verlassen wollen?«
    »Weil ich alle diese Komplikationen einfach lächerlich finde. Ich spreche offen mit Ihnen, weil ich Sie für fähig halte, mich zu verstehen.«
    »Haben Sie Ihrer Frau davon erzählt?«
    »Sonntag nachmittag, wenn ich mich recht erinnere. Ja, es war am Sonntag. Ich verbrachte einen Teil des Nachmittags zu Hause.«
    »Warum haben Sie es ihr erzählt?«
    »Ich habe es auch meiner Assistentin erzählt.«
    »Ich weiß.«
    »Warum fragen Sie dann?«
    Er hatte recht, wenn er annahm, daß Maigret ihn verstand. In der Art, wie er von den Menschen oder vielmehr von den Frauen sprach, lag etwas entsetzlich Hochmütiges und zugleich Tragisches. Er nahm sie, wie sie waren, ohne die geringste Illusion, und verlangte von jeder nur soviel, wie sie zu geben imstande war. In seinen Augen waren sie kaum mehr als unbeseelte Gegenstände.
    Er nahm sich auch nicht die Mühe, in ihrer Gegenwart seine Gedanken zu verschweigen. Welche Bedeutung hatte das schon? Er konnte laut denken, ohne sich um ihre Reaktionen zu kümmern und noch viel weniger darum, was sie selbst dabei dachten und empfanden.
    »Was hat Ihre Frau dazu gesagt?«
    »Sie wollte wissen, was ich zu tun gedächte.«
    »Sagten Sie ihr, daß Sie das Kind anerkennen würden?«
    Er nickte.
    »Sind Sie nicht auf den Gedanken gekommen, daß diese Enthüllung sie außer sich bringen könnte?«
    » Vielleicht. «
    Diesmal glaubte Maigret bei seinem Gesprächspartner etwas wahrzunehmen, das bisher noch nicht durchgeschimmert war, oder das er, Maigret, bisher noch nicht hatte enträtseln können. Bei diesem »vielleicht« hatte aus der Stimme des Professors heimliche Genugtuung geklungen.
    »Haben Sie es mit Absicht getan?« ging er zum Angriff über.
    »Sie meinen, daß ich es ihr sagte?«
    Maigret war sicher, daß es Gouin jetzt lieber gewesen wäre, wenn er nicht gelächelt und sich gleichgültig gezeigt hätte. Aber er konnte nicht anders, und zum erstenmal verzogen sich seine Lippen zu einer seltsamen Grimasse.
    »Kurz, es war Ihnen nicht unangenehm, Ihre Frau und Ihre Assistentin durcheinanderzubringen?«
    Die Art, wie Gouin jetzt schwieg, war ein Geständnis.
    »Hätte nicht die eine oder die andere den Entschluß fassen können, Louise Filon aus der Welt zu schaffen?«
    »Mit diesem Gedanken dürften sie sich schon seit längerem getragen haben. Beide haßten Louise. Ich kenne keinen Menschen, der nicht irgendeinmal den Tod eines anderen Menschen herbeigesehnt hätte. Nur daß die Menschen, die ihre Gedanken in die Tat umsetzen, selten sind. Zum Glück für Sie, Herr Kommissar!«
    All das stimmte. Das war ja gerade das Verwirrende an diesem Gespräch. Alles, was der Professor bisher gesagt hatte, entsprach im Grunde Maigrets eigenen Anschauungen. Ihre Ansichten über die Menschen und deren Beweggründe waren gar nicht so verschieden.
    Verschieden war nur ihre Haltung diesem Problem gegenüber. Gouin bediente sich dabei ausschließlich dessen, was Maigret »kühle Vernunft« nannte. Er, der Kommissar, dagegen versuchte …
    Was er eigentlich versuchte, hätte er nur schwer zu definieren vermocht. Daß er versuchte, die Menschen zu verstehen, rief in ihm vielleicht ein Gefühl wach, das nicht nur Mitleid, sondern eine Art Zuneigung war. Gouin betrachtete sie von oben herab. Maigret stellte sich auf die gleiche Stufe mit ihnen.
    »Louise Filon ist ermordet worden«, sagte er langsam.
    »Das ist eine Tatsache. Jemand ist bis zum Äußersten gegangen.«
    »Haben Sie sich nicht gefragt, wer es war?«
    »Das ist Ihre Aufgabe, nicht meine.«
    »Haben Sie sich überlegt, daß Sie selber es sein konnten?«
    »Natürlich. Ich wußte noch nicht, daß meine Frau mit Ihnen gesprochen hatte, und war erstaunt, daß Sie mich nicht verhörten. Die Concierge hatte mich darüber informiert, daß man Ihnen von mir erzählt hatte.«
    Sie also auch! Und Gouin nahm es entgegen, als ob es ihm von Rechts wegen gebührte!
    »Montag abend sind Sie also ins Krankenhaus Cochin gefahren, aber nur eine halbe Stunde am Bett Ihres Patienten geblieben.«
    »Ich ging in ein mir zur Verfügung stehendes Zimmer im vierten Stock hinauf, um mich auszuruhen.«
    »Sie befanden sich allein in dem Zimmer, und nichts hinderte Sie daran, das Krankenhaus unbemerkt zu verlassen, im Taxi hierherzufahren und dann wieder in das Zimmer

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