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Maigret - 43 - Hier irrt Maigret

Maigret - 43 - Hier irrt Maigret

Titel: Maigret - 43 - Hier irrt Maigret Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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hatte.
    »Treten Sie ein. Ich wollte nichts anrühren, bevor Sie kämen. Ich habe noch nicht einmal die Putzfrau verhört.«
    Sie gingen zusammen durch den Flur, in dem nur ein Kleiderständer und zwei Stühle standen, und betraten einen Salon, in dem Licht brannte.
    »Der Putzfrau ist sofort aufgefallen, daß Licht brannte.«
    In der Ecke eines gelben Sofas war eine brünette junge Frau merkwürdig in sich zusammengesunken; auf ihrem Schlafrock war ein großer, dunkelroter Fleck zu sehen.
    »Sie hat einen Kopfschuß erhalten. Scheint von hinten gekommen zu sein, von ganz nah. Wie Sie sehen, ist sie nicht zu Boden gefallen.«
    Sie war nur nach der rechten Seite abgesackt; ihr Kopf hing herab, die Haare berührten fast den Teppich.
    »Wo ist die Putzfrau?«
    »In der Küche. Sie hat mich um Erlaubnis gebeten, sich eine Tasse Kaffee zu kochen. Sie sagt, sie sei um acht Uhr hierhergekommen, wie jeden Morgen. Sie hat einen Wohnungsschlüssel. Sie ist hereingekommen, hat die Leiche gesehen und sagt, sie hätte nichts angerührt und mich sofort angerufen.«
    Jetzt erst wußte Maigret, was ihm schon bei seiner Ankunft aufgefallen war. Normalerweise hätte er sich schon auf dem Trottoir durch einen Haufen von Neugierigen hindurchzwängen müssen. Gewöhnlich waren auch in den Gängen die Hausbewohner auf der Lauer. Hier jedoch war alles so ruhig, als sei nichts geschehen.
    »Ist die Küche dort drüben?«
    Am Ende des Flurs fand er die Küchentür; sie stand offen. Neben dem Gasherd saß eine dunkelgekleidete Frau mit schwarzen Haaren und schwarzen Augen. Sie trank eine Tasse Kaffee und blies darauf, um die Flüssigkeit abzukühlen.
    Maigret hatte das Gefühl, ihr schon irgendwo begegnet zu sein. Er musterte sie mit gerunzelten Brauen, aber sie hielt seinem Blick stand und fuhr fort zu trinken. Sie war sehr klein. Wie sie so dasaß, berührten ihre Füße kaum den Boden. Ihre Schuhe waren zu groß, und ihr Kleid war zu weit und zu lang.
    »Ich glaube, wir kennen uns«, sagte Maigret.
    »Kann leicht sein«, antwortete sie, ohne eine Miene zu verziehen.
    »Wie heißen Sie?«
    »Désirée Brault.«
    Der Vorname brachte ihn auf die richtige Spur.
    »Sind Sie nicht früher einmal wegen Ladendiebstahls verhaftet worden?«
    »Deswegen auch.«
    »Und weswegen sonst noch?«
    »Ach, ich bin so oft verhaftet worden!«
    Ihr Gesicht drückte nicht die geringste Angst aus. Eigentlich drückte es gar nichts aus. Sie sah ihn an. Sie beantwortete seine Fragen. Aber es war unmöglich zu erraten, was sie dachte.
    »Sind Sie im Gefängnis gewesen?«
    »Das können Sie alles aus meiner Akte ersehen.«
    »Prostitution?«
    »Warum nicht?«
    Das war freilich schon lange her. Jetzt mußte sie fünfzig oder sechzig sein. Sie war ausgemergelt. Ihr Haar war zwar nicht weiß geworden, ja nicht einmal grau, aber so schütter, daß man die Kopfhaut sah.
    »Früher war ich so hübsch wie sonst eine!«
    »Seit wann arbeiten Sie hier in dieser Wohnung?«
    »Nächsten Monat wird es ein Jahr. Ich habe im Dezember angefangen, kurz vor Weihnachten.«
    »Haben Sie den ganzen Tag hier zu tun?«
    »Nur vormittags von acht bis zwölf.«
    Der Kaffee roch so gut, daß sich Maigret ebenfalls eine Tasse einschenkte. Kommissar Dupeu stand schüchtern im Türrahmen.
    »Möchten Sie auch welchen, Dupeu?«
    »Nein, danke. Ich habe vor nicht einmal einer Stunde gefrühstückt.«
    Désirée Brault erhob sich, um sich eine zweite Tasse einzuschenken; ihr Kleid hing lose an ihrem Körper herab. Sicherlich wog sie nicht mehr als eine Vierzehnjährige.
    »Arbeiten Sie sonst noch bei jemandem?«
    »Ja, bei drei oder vier anderen Leuten. Das ist von Woche zu Woche verschieden.«
    »Leben Sie allein?«
    »Mit meinem Mann.«
    »Hat er auch schon im Gefängnis gesessen?«
    »Nein. Trinken genügt ihm.«
    »Arbeitet er nicht?«
    »Seit fünfzehn Jahren hat er nicht einen einzigen Tag gearbeitet, nicht einmal einen Nagel in die Wand geschlagen.«
    Sie sagte es ohne Bitterkeit; aus ihrer gleichbleibenden Stimme war keine Ironie herauszuhören.
    »Was ist eigentlich heute morgen passiert?«
    Sie deutete mit dem Kopf auf Dupeu.
    »Hat er es Ihnen nicht gesagt? Also schön. Ich war um acht hier.«
    »Wo wohnen Sie?«
    »In der Nähe der Place Clichy. Ich habe die Metro genommen. Ich habe die Tür aufgeschlossen und bemerkt, daß im Salon Licht brannte.«
    »Stand die Tür zum Salon offen?«
    »Nein.«
    »War denn Ihre Arbeitgeberin gewöhnlich nicht wach, wenn Sie kamen?«
    »Sie stand erst

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