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Maigret verteidigt sich

Maigret verteidigt sich

Titel: Maigret verteidigt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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saubere Hauptstadt sein, und dazu ist es unerläßlich, einen eisernen Besen zu benutzen. In den letzten Jahren haben sich zu viele Leute und zu viele Privatinteressen…« Fünf nach elf… Zehn nach elf… Viertel nach elf… An seinem kleinen Tisch dämmerte der Bürodiener mit der silbernen Amtskette vor sich hin, wobei er bisweilen dem Kommissar einen gleichgültigen Blick zuwarf. Dabei war dieser Mann fast ebenso lange im Hause wie Maigret. Ein schrilles Klingeln. Der Bürodiener erhob sich mißmutig, öffnete die Tür einen Spalt breit, machte Maigret ein Zeichen, und der Kommissar betrat endlich das große Büro, das mit einem grünen Teppich ausgelegt und im Empirestil eingerichtet war.
    »Setzen Sie sich, Herr Kommissar.«
    Eine sanfte Stimme mit angenehmem Timbre. Ein schmales, sehr junges, von blondem Haar umrahmtes Gesicht. Alle wußten aus den Zeitungen, daß der Polizeipräfekt jeden Morgen, ehe er in seinem Sessel Platz nahm, ins Roland-Garros-Stadion ging, um sich bei ein paar Tennispartien in Form zu bringen. Er wirkte gesund und kräftig und auch sehr gepflegt in seinem Anzug, der gewiß in London geschneidert war. Er lächelte. Auf allen Fotos lächelte er. Sein Lächeln galt freilich niemandem. Er lächelte sich selbst mit schamhafter Befriedigung an.
    »Sagen Sie…«
    Wie Pardon neulich, nur daß der Polizeipräfekt statt einer Zigarre eine Zigarette rauchte. Vielleicht, weil seine Frau nicht anwesend war?
    Lächelte er in ihrer Gegenwart ebenso zufrieden?
    »Sie sind, glaube ich, schon sehr jung zur Polizei gekommen.«
    »Mit zweiundzwanzig Jahren.«
    »Wie alt sind Sie heute?«
    »Zweiundfünfzig.«
    Immer noch wie Pardon, aber wahrscheinlich aus anderen Gründen. Maigret setzte seine brammigste Miene auf und spielte mit seiner leeren Pfeife, ohne daß er sie zu stopfen wagte. Als wollte er das Schicksal ein wenig herausfordern, fügte er hinzu:
    »Noch drei Jahre bis zur Pensionierung.«
    »Das stimmt. Kommt Ihnen das nicht lang vor?«
    Er spürte, daß er rot wurde, und um nicht seiner Wut freien Lauf zu lassen, starrte er auf die Bronzebeschläge an den Füßen des Schreibtisches.
    »Haben Sie gleich bei der Kriminalpolizei angefangen?«
    Die Stimme war immer noch von der gleichen Sanftheit, einer unpersönlichen, vielleicht angelernten Sanftheit.
    »Zu meiner Zeit fing man nicht bei der Kriminalpolizei an. Wie meine damaligen Kollegen habe ich in einem Kommissariat, dem des 11. Arrondissements, angefangen.«
    »In Uniform?«
    »Ich war Sekretär des Kommissars. Später habe ich eine Weile Streifendienst getan.«
    Der Polizeipräfekt musterte ihn mit einer Neugier, die weder wohlwollend noch aggressiv war.
    »Und dann sind Sie durch verschiedene Abteilungen gegangen?«
    »Ja. Unter anderem war ich im Sitten- und Spieldezernat!«
    »Das scheint Ihnen in angenehmer Erinnerung geblieben zu sein.«
    »Meine Jahre im Gymnasium auch.«
    »Ich habe das nur gesagt, weil Sie gern darüber sprechen.«
    Diesmal war Maigret dunkelrot geworden.
    »Was soll das heißen?«
    »Es sei denn, daß nicht die anderen für Sie darüber sprechen. Sie sind sehr bekannt, Monsieur Maigret, sehr populär.«
    Die Stimme blieb so sanft, als hätte der Polizeipräfekt ihn nur deshalb bestellt, um ihm seine Glückwünsche auszusprechen.
    »Ihre Methoden sind, wie die Zeitungen schreiben, ziemlich einmalig.«
    Manitu erhob sich, ging zum Fenster und betrachtete einen Augenblick die Wagen und Autobusse, die am Justizpalast vorüberfuhren. Als er in die Mitte des Zimmers zurückkam, war sein Lächeln, das heißt seine Selbstzufriedenheit, stärker geworden.
    »Auf der höchsten Sprosse der Leiter angelangt, als Kriminalkommissar, haben Sie die Gewohnheiten von früher abgelegt. Sie verbringen wenig Zeit in Ihrem Büro, habe ich mir sagen lassen.«
    »Ja, ziemlich wenig, Herr Präfekt.«
    »Sie lieben es, sich persönlich mit Aufgaben zu befassen, die normalerweise Ihren Inspektoren zufallen.«
    Schweigen.
    »Darunter, was Sie Überwachungen nennen…«
    Diesmal stopfte Maigret mit zusammengebissenen Zähnen entschlossen seine Pfeife.
    »Man kann Sie so stundenlang in kleinen Bars, in Cafés, an vielen Orten sehen, wo man nicht erwarten würde, einen Beamten Ihres Ranges zu treffen.«
    Sollte er sich die Pfeife anstecken oder nicht? Er wagte es nicht. Er beherrschte sich, saß in diesem Sessel, während der schlanke und elegante Polizeipräfekt hinter dem Mahagonischreibtisch auf und ab ging.
    »Das sind überlebte

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