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Maigret zögert

Maigret zögert

Titel: Maigret zögert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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Seufzer der Erleichterung aus. Lapointe hatte nicht angerufen. Also war nichts passiert in der Avenue Marigny. Er trank eine halbe Tasse Kaffee, stand frohen Muts auf und ging ins Badezimmer. Er hätte gleich beim Eintreffen des ersten Briefs merken müssen, dass es keine ernste Sache war. Er schämte sich jetzt ein bisschen, weil er sich wie ein Kind, das noch an Gespenstergeschichten glaubt, hatte ins Bockshorn jagen lassen.
    »Hast du gut geschlafen?«
    »Herrlich.«
    »Kommst du zum Mittagessen heim?«
    »Heute wohl schon, ja.«
    »Wäre dir Fisch recht?« »Rochen in brauner Butter, wenn du welchen bekommst.«
    Er war verwundert und peinlich berührt, als er eine halbe Stunde später die Tür zu seinem Büro aufstieß und Lapointe dort in einem Sessel sitzen sah. Der arme Junge sah ein bisschen blass und übernächtigt aus. Anstatt ihm einen Bericht dazulassen und nach Hause ins Bett zu gehen, hatte er es vorgezogen, auf ihn zu warten, zweifellos, weil der Kommissar sich gestern so große Sorgen gemacht hatte.
    »Nun, mein kleiner Lapointe?«
    Der Inspektor erhob sich, während Maigret sich an seinen Schreibtisch setzte, auf dem ein Stapel Post lag.
    »Einen Augenblick noch, ja?«
    Er wollte sich erst vergewissern, ob kein neuer anonymer Brief dabei war, »Gut! Erzähl...«
    »Ich kam kurz vor sechs Uhr gestern Abend dort an und machte mich gleich mit Lamure, dem Pförtner, bekannt, der darauf bestand, dass ich mit ihm und seiner Frau zu Abend esse. Der erste, der nach mir das Haus betrat, zehn Minuten nach sechs, war der junge Parendon, der, den sie Gus nennen...«
    Lapointe holte ein Notizbuch aus seiner Tasche, in dem er alle Einzelheiten notiert hatte.
    »War er allein?«
    »Ja. Er trug ein paar Schulbücher unterm Arm. Wenige Minuten später kam ein ziemlich weibisch wirkender Mann mit einer Ledertasche. Der Friseur der Peruanerin, wie mir Lamure sagte.
    >Sicher findet irgendwo eine Galaveranstaltung oder eine große Abendgesellschaft statt<, erzählte mir Lamure, während er in aller Ruhe sein Glas roten Landwein austrank. Nebenbei, er hat allein eine ganze Flasche geleert, und er war erstaunt und fast beleidigt, weil ich nicht mithalten wollte.
    Nun weiter! Um sieben Uhr fünfundvierzig traf mit einem Auto, das von einem Chauffeur gelenkt wurde, eine Frau ein. Der Pförtner nennt sie Madame Hortense.
    Sie ist eine von Madame Parendons Schwestern, die, mit der sie am meisten ausgeht. Sie ist mit einem Monsieur Benoit-Biguet verheiratet, einem reichen und bedeutenden Mann. Der Chauffeur ist Spanier...«
    Lapointe lächelte.
    »Entschuldigen Sie, dass ich diese unwichtigen Details nenne, aber da ich sonst nichts zu tun hatte, schrieb ich mir alles auf. Um halb neun Uhr hielt die Limousine der Peruaner in der Einfahrt, und ich sah das Ehepaar aus dem Aufzug kommen, er im Frack, sie im Abendkleid und mit einer Chinchillastola... Sachen, die man heute nicht mehr oft sieht.
    Fünf Minuten vor neun verließen Madame Parendon und Madame Hortense das Haus. Später erfuhr ich, wo sie waren. Wenn die Chauffeure zurückkehren, kommen sie gewöhnlich in die Loge, um mit Lamure einen Schluck zu trinken, der immer einen Krug Roten zur Hand hat.
    Sie waren im >Crillon< bei einem Wohltätigkeitsbridge und kehrten kurz nach Mitternacht zurück. Die Schwester ging mit hinauf und blieb eine halbe Stunde oben. Währenddessen war der Chauffeur bei uns und trank seinen Wein.
    Ich wurde gar nicht beachtet. Man hielt mich wohl für einen Bekannten Lamures. Das Schwierigste war, all die Gläser abzulehnen, die man mir anbot...
    Mademoiselle Parendon, sie nennen sie Bambi, kam gegen ein Uhr früh nach Hause.«
    »Wann hatte sie das Haus verlassen?«
    »Das weiß ich nicht. Ich sah sie nicht Weggehen. Das bedeutet, dass sie zum Abendessen nicht in der Avenue Marigny war. Sie war in Begleitung eines jungen Mannes, der sie unten an der Treppe küsste. Sie genierte sich nicht vor uns.
    Ich fragte Lamure, ob sie es immer so machte. Er sagte ja, und es sei immer derselbe junge Mann, aber er wüsste nicht, woher er komme. Er trug einen Anorak und ausgetretene Mokassins, und seine Haare waren ziemlich lang.«
    Lapointe berichtete, als hielte er einen Vortrag, während er, den Blick ins Notizbuch geheftet, gegen seine Müdigkeit ankämpfte.
    »Du hast mir nicht gesagt, wann Mademoiselle Vague, Tortu und Julien Baud das Haus verlassen haben.«
    »Richtig, ich habe das nicht notiert, weil ich angenommen habe, dass es zur Routine gehört. Sie

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