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Maigret zögert

Maigret zögert

Titel: Maigret zögert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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man mich deshalb für verrückt hält, es würde meine Meinung nicht ändern.«
    »Selbst wenn es um Ihre Frau geht?«
    »Selbst wenn es um sie geht.«
    »Selbst wenn sie Mademoiselle Vague getötet hätte?«
    Einen Augenblick lang schien sich sein Gesicht aufzulösen, sein Blick zu verschwimmen.
    »Selbst dann!«
    »Sie glauben, dass sie dazu fähig wäre?«
    »Ich beschuldige niemanden.«
    »Vorhin hatte ich Sie etwas gefragt. Ich frage Sie jetzt ein zweites Mal, und Sie können mir mit ja oder nein antworten... Der anonyme Briefschreiber ist nicht unbedingt der Mörder. Jemand, der das Drama ahnte, hat vielleicht geglaubt, er könne es verhindern, indem er die Polizei ins Haus ruft.«
    »Ich sehe schon, was Sie fragen wollen. Nein, ich habe die Briefe nicht geschrieben.«
    »Könnte es das Opfer getan haben?«
    Er überlegte eine Weile.
    »Es wäre nicht unmöglich. Aber es passt nicht recht zu ihrem Charakter. Sie war direkter. Ich sprach ja vorhin von ihrer Spontaneität... Freilich, vielleicht hätte sie sich nicht an mich gewandt, da sie genau wusste...«
    Er biss sich auf die Lippe.
    »Was genau wusste?«
    »Dass ich, wenn ich mich bedroht gefühlt hätte, nichts unternommen hätte.«
    »Aus welchem Grund?«
    Er blickte Maigret zögernd an.
    »Es ist schwer zu erklären. Eines Tages habe ich meine Wahl getroffen...«
    »Ihre Heirat betreffend?«
    »Meine Karriere betreffend... und meine Heirat. Einen bestimmten Stil zu leben... Folglich bin ich es, der die Konsequenzen zu tragen hat.«
    »Spricht das nicht gegen Ihre Vorstellungen von der menschlichen Verantwortlichkeit?«
    »Vielleicht. Jedenfalls hat es den Anschein...«
    Man spürte, dass er ratlos und kaum noch zu klaren Gedanken fähig war. Man erriet, dass hinter der gewölbten Stirn alles in Aufruhr war und er sich bemühte, Ordnung in seine Gedanken zu bringen.
    »Monsieur Parendon, glauben Sie, der Verfasser der Briefe wusste, dass Ihre Sekretärin das Opfer sein würde?«
    »Nein.«
    Obwohl die Tür geschlossen war, hörte man im Salon eine Stimme, die schrie:
    »Wo ist mein Vater?«
    Und fast im selben Moment wurde die Tür aufgestoßen, und ein sehr großer junger Mann mit struppigem Haar stürzte zwei, drei Schritte ins Zimmer, blieb vor den beiden Männern stehen.
    Sein Blick glitt von einem zum anderen, fixierte dann, fast drohend, Maigret.
    »Werden Sie meinen Vater verhaften?«
    »Beruhige dich, Gus. Kommissar Maigret und ich...«
    »Sind Sie Maigret?«
    Sein Blick wurde neugierig.
    »Wen werden Sie verhaften?«
    »Im Augenblick niemanden.«
    »Wie auch immer, ich kann Ihnen schwören, dass mein Vater nicht...«
    »Wer hat Sie informiert?«
    »Zuerst der Pförtner, der mir aber keine Einzelheiten nannte, dann Ferdinand...«
    »Haben Sie nicht vielleicht ein wenig damit gerechnet?«
    Parendon nutzte die Gelegenheit, seinen Platz hinter seinem Schreibtisch einzunehmen, als wollte er dort an seinem gewohnten Platz Haltung gewinnen.
    »Ist das ein Verhör?«
    Der Junge wandte sich ratsuchend an seinen Vater.
    »Meine Aufgabe, Gus...«
    »Wer hat Ihnen gesagt, dass man mich Gus nennt?«
    »Jeder im Haus. Ich stelle Ihnen Fragen, wie ich sie allen gestellt habe, aber es handelt sich nicht um ein offizielles Verhör. Ich habe Sie gefragt, ob Sie nicht ein bisschen damit gerechnet haben.«
    »Womit?«
    »Mit dem, was heute Vormittag geschehen ist.«
    »Wenn Sie damit meinen, dass man Antoinette die Kehle durchschneiden würde, nein.«
    »Sie nannten sie Antoinette?«
    »Schon lange. Wir waren gute Freunde.«
    »Womit haben Sie also gerechnet?«
    Er bekam plötzlich rote Ohren.
    »Mit nichts Bestimmtem.«
    »Aber mit einem Unglück?«
    »Ich weiß nicht.«
    Maigret bemerkte, dass Parendon seinen Sohn aufmerksam beobachtete, als würde auch er sich eine bestimmte Frage stellen oder als hätte er eine Entdeckung gemacht.
    »Sie sind fünfzehn Jahre alt, Gus?«
    »Im Juni werde ich sechzehn.«
    »Wollen Sie lieber in Gegenwart Ihres Vaters sprechen oder mit mir in Ihr Zimmer oder in einen anderen Raum gehen?«
    Der Junge zögerte. Wenn seine Erregung auch abgeklungen war, so war er doch immer noch sehr nervös. Wieder wandte er sich an den Anwalt.
    »Was ist dir lieber, Vater?«
    »Ich glaube, ihr werdet euch beide in deinem Zimmer wohler fühlen... Einen Augenblick, mein Sohn... Deine Schwester wird auch jeden Moment hier sein. Ich wünsche, dass ihr beide wie immer zu Mittag esst und euch nicht um mich kümmert. Ich werde nicht zu Tisch kommen.« »Du

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