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Maigrets Nacht an der Kreuzung

Maigrets Nacht an der Kreuzung

Titel: Maigrets Nacht an der Kreuzung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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Leidet er?«
    »Schweinerei!« stieß Michonnet zwischen den Zähnen hervor, der seit Beginn dieser Untersuchung erschöpft geschwiegen hatte.
    Maigret blickte ihn an, wandte sich an den Werkstattbesitzer:
    »Und was ist mit dem?«
    »Haben Sie noch nicht kapiert?«
    »Beinahe. An der Kreuzung stehen drei Häuser. Jede Nacht herrschte ein merkwürdiges Kommen und G e hen. Lastwagen, die Gemüse nach Paris gefahren hatten, kamen mit Diebesgut zurück. Wegen des Hauses der Drei Witwen brauchten Sie sich keine Sorgen zu m a chen. Aber da war noch die Villa.
    Außerdem fehlte Ihnen ein seriöser Mann, der gewisse Dinge in der Provinz absetzen konnte.
    Hatte Else den Auftrag, Michonnet zu überzeugen ?«
    »Sie brauchte ihm nicht einmal schöne Augen zu machen. Er war ganz hingerissen von ihr. Eines Abends brachte sie ihn mit zu uns. Alles weitere besorgte dann der Champagner. Ein andermal nahmen wir ihn nach Paris mit, und wir feierten eines unserer tollsten Feste, während seine Frau glaubte, er sei geschäftlich unte r wegs … Er war reif! Er bekam seine Aufgabe zugeteilt. Am schönsten war, daß er tatsächlich glaubte, was Else ihm vormachte, und eifersüchtig wie ein Pennäler wurde … Ist das nicht zum Totlachen? Der mit seiner Kassi e rervisage!«
    Ein undefinierbares Geräusch klang von oben herab, und Maigret sah, wie Else kreideweiß wurde und die Ohren spitzte, während sie jedes Interesse an dem Ve r hör verlor.
    Man hörte die Stimme des Chirurgen:
    »Haltet ihn fest!«
    Über den hellen Kiesweg im Park hüpften zwei Spatzen.
    Maigret stopfte seine Pfeife und blickte die Gefangenen noch einmal nacheinander an.
    »Bleibt nur noch zu erfahren, wer getötet hat … Ruhe!«
    »Für meine Hehlerei riskiere ich nur …«
    Der Werkstattbesitzer verstummte, als der Kommissar eine ungeduldige Bewegung machte.
    »Else schließt aus Zeitungsberichten, daß der in London gestohlene Schmuck im Wert von zwei Millionen vermutlich im Besitz Isaac Goldbergs ist, den sie kennengelernt hat, als sie noch zu der Kopenhagener Bande gehörte. Sie schreibt ihm, bittet ihn um ein Treffen in der Werkstatt und verspricht ihm, die Diamanten zu e i nem guten Preis zu kaufen. Goldberg, der sich an sie erinnert, wird nicht mißtrauisch und kommt in seinem Wagen.
    In der Wohnung wird Champagner getrunken. Alle sind eingeweiht. Mit anderen Worten, die ganze Bande ist versammelt. Die Schwierigkeit liegt darin, die Leiche nach dem Mord loszuwerden.
    Michonnet ist gewiß nervös, denn es ist das erstemal, daß er an einem richtigen Verbrechen beteiligt ist. Aber wahrscheinlich wurde ihm mehr zu trinken eing e schenkt als den anderen.
    Oscar ist bestimmt der Meinung, die Leiche müsse nur in einem nicht allzu nahegelegenen Graben landen.
    Doch da hat Else eine Idee … Ruhe! … Sie hat es satt, tagsüber eingesperrt zu sein und nachts Verstecken spielen zu müssen. Sie hat genug von den Vorträgen über die Tugend, Güte und Schönheit. Und sie hat auch genug von dem kärglichen Leben, genug davon, jeden Pfennig zweimal umdrehen zu müssen …
    So hat sie Carl Andersen allmählich hassen gelernt. Aber sie weiß, seine Liebe zu ihr ist groß genug, daß er sie eher töten würde, als sie freizugeben.
    Sie trinkt! Sie spielt sich auf! Sie hat eine großartige Idee! Das Verbrechen soll Carl in die Schuhe geschoben werden! Carl, der sie nicht einmal verdächtigen wird, so blind ist er in seiner Liebe …
    Ist es so, Else?«
    Zum erstenmal wandte sie den Kopf ab.
    »Der umgespritzte Minerva wird weit weg von hier wiederverkauft oder einfach abgestellt. All die wahren Schuldigen müssen vor jedem Verdacht bewahrt werden.
    Michonnet hat die meiste Angst. Also wird beschlossen, sein Auto zu nehmen, das wohl beste Mittel, um ihm zu einer weißen Weste zu verhelfen. Er wird als erster Anzeige erstatten, wird wegen seines verschwundenen Sechszylinders Lärm schlagen. Aber die Polizei soll die Leiche ja bei Carl finden. Und so kommt man auf den Gedanken, die Autos zu vertauschen.
    Die Leiche wird an das Steuer des Sechszylinders gesetzt. Andersen, von den Tabletten betäubt, schläft tief wie jede Nacht. Man fährt den Wagen in seine Garage. Und den kleinen 5 CV stellt man in Michonnets Schu p pen.
    Die Polizei wird nicht schlau daraus! Und es kommt noch besser! Der allzu reservierte Carl Andersen gilt in der Gegend als halb verrückt. Die Bauern lassen sich von seinem schwarzen Monokel abschrecken …
    Man wird ihn beschuldigen! Und alles an dieser

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