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Make it count - Gefühlsgewitter (German Edition)

Make it count - Gefühlsgewitter (German Edition)

Titel: Make it count - Gefühlsgewitter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Taylor
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erkenne sie in seinen Augen, in seinen bebenden Nasenflügeln und der tiefen Falte zwischen seinen Brauen.
    „Du hast alles!“, brüllt er und schubst Andrew unvermittelt gegen die Hauswand. „ALLES!“
    Ich mache einen vorsichtigen Schritt auf sie zu, will dazwischen gehen, aber Dillen schiebt mich weg. Er sieht einen Moment zu mir und schluckt hart. „Deine Familie hat mir alles genommen!“ 
    „Wovon sprichst du, verdammt noch mal?!“
    „Du weißt ganz genau , wovon ich spreche...“
    „Nein, das tue ich nicht!“
    Andrew versucht sich zu befreien, aber Dillens Wut hat ihn fest im Griff. 
    „Dein Dad hat uns vernichtet !“ 
    „Also, wenn jemand euch vernichtet hat, dann DEIN Dad...“, sagt Andrew atemlos. „Niemand hat ihn dazu gezwungen, Geld zu veruntreuen und Klienten zu bestehlen, Dillen... Und niemand hat ihn dazu gezwungen deine Mom wie ein Stück Dreck zu behandeln!“
    „Ich warne dich, Andrew...“ Dillens Stimme vibriert. Er zittert und ballt die Fäuste.
    „Andrew, hör auf“, flüstere ich beschwörend.
    „Weißt du, Dillen, ich frage mich das schon seit Jahren... war es nun eigentlich ein Unfall oder ist sie damals absichtlich von der Klippe gefahren?“
    Ich sehe nicht einmal seine Hand, so plötzlich schnellt Dillens Faust in Andrews Gesicht. 
    „Fuck! FUCK!“, brüllt Andrew und drückt die Hand auf sein Auge.
    „Ich habe keine Ahnung“, knurrt Dillen durch zusammengebissene Zähne. „Aber ich weiß, warum sie tot ist...“
    „Lass mich raten...“, sagt Andrew, während er noch immer sein Auge zuhält. „Mein Dad...“
    „Ganz genau. Dein Dad .“
    „Okay, dann hat also mein Dad deine Mom von der Klippe gefahren... und er hat deinen Dad dazu gezwungen zu trinken...“ Andrew nickt. „Ja, das macht Sinn... Lass mich raten... er hat ihn auch dazu gezwungen deine Mom zu schlagen...“, sagt Andrew gehässig. 
    „Brian hat meinen Dad erpresst... du weißt das und ich weiß das...“
    „ Blödsinn .“
    „Mein Dad hat nie getrunken... er hat meine Mom früher nicht ein einziges Mal angefasst...“
    „Mein Dad hat deinen ausbezahlt ... und das nach ALLEM, was er sich geleistet hat... nach dem ganzen Geld, das er gestohlen hat, nach all den Lügen!“ Andrew schüttelt abschätzig den Kopf. „Aber wenn du einen Schuldigen brauchst, bitte, tu dir keinen Zwang an...“
    „Das hat er gesagt?“, fragt Dillen herablassend. „Dass er meinen Dad ausbezahlt hat?“ 
    „Ja, das hat er.“
    „Und das glaubst du?“
    „Ja, das tue ich...“
    „ Gott , Andrew...“
    „Was?!“, fragt Andrew aufgebracht. „Was ist?“
    „Frag ihn noch einmal. Und schau ihm in die Augen. Dein Dad hat genau dasselbe getan wie meiner... er tut es noch... “
    „Du lügst... ich glaube dir kein Wort...“
    „Mein Dad wollte aussteigen, aber Brian wollte das nicht... ein paar Tage später ist mein Dad plötzlich nicht nur kein Partner mehr, er verliert auch noch seinen Job. Seine Kunden . Alles.“
    „Dann ist dein Dad also unschuldig?“, fragt Andrew sarkastisch. „Ist es das, was du mir sagen willst?“
    „Nein, ganz bestimmt nicht...“ Dillen lacht bitter. „Mein Dad ist ein Arschloch... er ist ein Säufer und ein beschissener Vater... Ich weiß nicht mehr, wie oft er meine Mom und mich verprügelt hat... Ich wünschte, er wäre tot. Ich wünschte, es hätte ihn getroffen. Ich wünschte, sie wäre noch da.“ Dillen sieht mich eine Sekunde an. Er kennt meine Gedanken. Weiß, wie sie sich anfühlen. Dann sieht er wieder zu Andrew. „Seit sie tot ist, bezahle ich die Miete und die Rechnungen mit meinen drei Nebenjobs, weil er keinen länger halten konnte als ein paar Wochen ...“  Dillens Blick ist leer. „Ich hole ihn drei, vier, manchmal fünf Mal im Monat aus der Ausnüchterungszelle und ich kann nicht mehr sagen, wie oft ich ihn schon in seiner eigenen Kotze gefunden habe...“
    Ich will atmen, aber es geht nicht. So als läge ein Gürtel um meine Brust, der mit jedem seiner Sätze enger wird. Mein Brustkorb bebt und meine Nase läuft. Ich merke nicht, dass ich weine. Ich spüre mich nicht mehr. Nur den Schmerz, der sich kriechend durch meine Adern schiebt. Dillens Schmerz. 
    „Andrew, ich bin total kaputt und mein Dad ist ein verfluchter Wichser ... aber das macht deinen nicht unschuldig...“
    Die Wut flackert in Dillens Stimme. Aber da ist nicht nur Wut. In den Tiefen seiner blauen Augen schimmern unzählige Erinnerungen. An eine Zeit, in der Andrew wie ein Bruder war.

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