Make Me Gluecklich
den Trubel zu stürzen.
Gerade wurde ich mir der Tatsache bewusst, dass wir verdammt eng beieinanderstanden, als ich aus dem Augenwinkel eine Person die Bar betreten sah, deren Anwesenheit ich jetzt schon seit einer ganzen Weile erfolgreich verdrängt hatte: Jamie. Mein ungebetener Anwalt und Verehrer, der – vermutlich auf der Suche nach mir – jetzt die Bar gefunden hatte . . .
Ohne auch nur einen Augenblick nachzudenken, trat ich zurück. Dabei rempelte ich Brannigan an, der so dicht hinter mir stand, dass sein Kinn in meinen Haaren landete.
»Autsch!«
»Entschuldigung!«
Aber Brannigan trat auch nicht wirklich zurück. Wir blieben beide einfach stehen, im Halbdunkel, als wüssten wir nicht mehr, wie man sich von der Stelle rührt.
»Was ist denn?«, fragte er dann. Seine Stimme klang ein wenig heiser. »Wer ist denn da draußen?«
»Jamie . . . äh mein – jemand, den ich jetzt nicht sehen will!«
»Ihr Freund? Warum wollen Sie ihn denn nicht sehen?« Er sprach leise, in einem seltsamen Ton.
»Nein! Aber den will ich auch nicht sehen! Ich meine, ich . . . nein, das ist nur . . .«
Ich redete weiter, irgendwas, sinnlose Worte, als würde ich dafür bezahlt. Es machte mich unendlich nervös, wie er da so dicht vor mir stand. Seine dunklen Augen wanderten über mein Gesicht, und ich bekam kaum noch Luft. Sehr deutlich spürte ich seine Hand, die nur Millimeter vor meiner Hüfte zu schweben schien.
»Aber ich weiß eigentlich nicht, warum ich nicht hineingehe«, flüsterte ich. »Jamie . . .«
Sein Gesicht war jetzt so dicht vor mir, dass es mir den Atem verschlug.
». . . sorgt dafür, dass Sie hierbleiben«, raunte er. »Wer auch immer das ist, dafür bin ich ihm dankbar.«
Mein Herz klopfte so wild, dass mein ganzer Körper zu vibrieren schien. »Wie meinen Sie das?«, wisperte ich. »Sie können mich doch nicht leiden . . .«
Ich spürte sein Lachen mehr, als dass ich es hörte. »Mache ich den Eindruck? Dass ich so schnell wie möglich hier weg will?«, flüsterte er, und dann war sein Mund auf meinem, und ich konnte es nicht fassen, dass ich ihn zurückküsste.Innerhalb eines Sekundenbruchteils war alles vergessen – Jamie, die Party da drinnen, die Zelle und eine Million Dollar -, als hätte all das nie existiert.
Das Einzige, das existierte, waren Max’ Lippen und seine Haut und seine Hände, und ich dachte überhaupt nichts mehr . . . außer, dass mir gerade das Schönste widerfuhr, was ich jemals erlebt hatte.
Bis irgendjemand uns einen heftigen Stoß verpasste, sodass wir auseinandergerissen wurden. »Lassen Sie sie sofort los!«, schrie eine Stimme, und dann landete eine Faust in Max’ Gesicht, und irgendetwas knirschte grässlich. Ich stieß vor Schreck einen richtigen Schrei aus, konnte aber so schnell nicht wirklich erkennen, was vor sich ging. Da waren Leute, und irgendjemand zog mich aus dem Gang heraus, obwohl ich mich blindlings wehrte. Neben mir schlugen zwei Männer aufeinander ein, und andere zerrten an ihnen, und ich wusste überhaupt nicht mehr, in welchem Film ich hier war.
Als ich wieder klar im Kopf war, bot sich mir folgendes Bild: Max neben mir wurde von einem Mann attackiert, von dem ich es am wenigsten erwartet hätte: von Jamie, meinem milchbärtigen Anwalt. Er versuchte wutschnaubend, sich auf Max zu stürzen, wurde aber einerseits vom Barkeeper und von Raoul zurückgehalten, die Jamie von hinten gepackt hatten, andererseits von Max selbst, der ihn mit ausgestrecktem Arm am Kragen und so auf Abstand hielt. Die andere Hand hielt Max an sein Kinn, wo offensichtlich ein Schlag von Jamie gelandet war. Sein dunkles Haar hing ihm ins Gesicht, und seine Augen blitzten. Max wirkte sehr sauer und sehr sexy.
Irgendwie waren wir alle mitten in der Bar gelandet, um uns herum die bleichen, neugierigen Gesichter der Partygäste, Peter mit der geschulterten Kamera, dazwischen meine Mutter. Es hatte ihr offensichtlich die Sprache verschlagen, denn sie sah nur mit großen Augen hin und herund konnte sich scheinbar keinen Reim auf die Situation machen.
Ich auch nicht. Wie war das passiert? Oh Gott, wir hatten uns geküsst, und dann war Jamie dazwischengegangen und . . . wer hielt mich da eigentlich, mit festem Griff um die Taille, als würde ich gleich ohnmächtig?
Es war Denise, meine fürsorgliche Freundin. Ihr Gesicht leuchtete glücklich, und ich hoffte, es war nicht wegen der Schlägerei vor ihr.
»Oh, sie schlagen sich um dich«, flüsterte sie begeistert, aber es
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