Make Me Gluecklich
etwas viel Besseres . . .«
4 Wochen später
»Und sag ihnen, dass sie den Koffer nicht so rumschmeißen sollen, sonst läuft dir noch die ganze Soße in die Kleider! Ich weiß, ich weiß, Schätzchen – aber man kann’s ja mal versuchen! Und vergiss nicht, mir Fotos zu mailen von der ganzen Familie – ich bin zwar sonst nicht neugierig, aber in diesem Fall . . .!«
»Mama – ich versuch’s, okay? Aber das mit der Roten Grütze war eine blöde Idee, ehrlich! Ich werde hundert Euro für Übergepäck bezahlen müssen, der Koffer wiegt eine Tonne! Die werden ihn gar nicht erst hochkriegen, um ihn zu schmeißen . . .«
Ich stand mit meiner Mutter vor dem Abfertigungsschalter und versuchte schon seit zehn Minuten, mich zu verabschieden. Was einerseits daran scheiterte, dass sie immer wieder neue Tipps und Anregungen für mich hatte, andererseits an der Tatsache, dass sie zwischendurch ganz schamlos mit einem distinguierten Herrn flirtete, der hinter mir in der Warteschlange stand. So etwas sah ihr gar nicht ähnlich, meiner geschäftigen, überkorrekten Mutter, aber sie wurde tatsächlich ein bisschen rot, als ich den Blickwechsel zwischen den beiden bemerkte. Hastig redete sie weiter – über meine Reise, meine Arbeit im Büro in der Fifth Avenue oder die Thanksgiving-Feier bei Max’ Familie, zu der ich eingeladen war.
Soweit war es tatsächlich gekommen – ich flog nach New York, um zwei Wochen bei Max zu verbringen, und er hatte unbedingt gewollt, dass ich zur größten Familienfeierkam, die die Amis überhaupt hatten. Mir war ganz schön mulmig zumute. Es war etwas anderes gewesen, ihn hier in Berlin zu haben, wir beide ganz allein . . . Nach dem turbulenten Abend in der Bristol-Bar hatten wir ganze sechs Tage miteinander gehabt – aufregende und wunderschöne Tage –, aber das hier war ein neuer Schritt, der über Schmetterlinge im Bauch, Leidenschaft und verliebtes Geturtel hinausging. Ich hatte einfach Schiss.
Meine Mutter hatte allerdings verkündet, dass wir wunderbar zusammenpassten, und sie musste es ja wissen. (Ich hatte den Verdacht, dass sie Folien für uns gemalt hatte.) Daher hatte sie die Idee von einem gemeinsamen Thanksgiving immer befürwortet und darauf bestanden, mir den Nachtisch für das Essen mitzugeben: drei Kilo Rote Grütze mit zwei Liter Vanillesauce, die jetzt meinen Koffer bleischwer machten und von denen ich gar nicht wusste, ob ich sie überhaupt würde einführen dürfen. Na ja, wenn ich Schwierigkeiten bekam, würde ich einfach nach Chief Mahoney schreien – ich hatte schließlich noch was gut bei ihm. Meine Mutter hatte bereits länger mit Max’ Bruder und seiner Schwägerin telefoniert und dabei auch das Berliner Dessert angekündigt; es sollte bei der Familie für mich punkten und mich außerdem moralisch aufbauen, wenn ich zwischen all den Fremden die Krise kriegte . . .
Meine Krise hatte ich allerdings schon vorher gehabt. Nachdem die Trennung von Sven über die Bühne war (ich hatte den Eindruck, Sven ärgerte sich am meisten darüberr, dass er die Miete für die Wohnung jetzt erstmal alleine zahlen musste) und Max wieder abgereist war, da war sie gekommen, meine Krise – hinterhältig und verzögert wie ein Zeckenvirus. Ich hatte mein ganzes bisheriges Leben infrage gestellt . . . und irgendwann beschlossen, es einfach umzukrempeln. Ich würde noch bis nach dem Weihnachtsgeschäft in der Buchhandlung arbeiten und dannein halbes Jahr – probeweise – Matches Worldwide in New York leiten (das nach der Fusion der Agenturen eng mit Mr. Right verbunden war).
Noch vor sechs Wochen eine völlig absurde und irre Vorstellung für mich . . . aber manchmal kommt es eben anders. (Schubert würde mich gerne gehen lassen, weil er nämlich eine nette Frau kennengelernt hatte, die ebenso in Bücher vernarrt war wie er und die im Januar in die Buchhandlung einsteigen würde. Mir war die Kinnlade heruntergefallen, als er mir gestand, dass meine Mutter ihn als »pro bono«-Fall unter ihre Fittiche genommen hatte – noch während ich dabei war, meine Koffer für die erste New York-Reise zu packen! Da war mir einiges klargeworden.)
». . . und den Pantoffel, hast du den eingepackt?!«, fragte meine Mutter gerade. »Das ist so ein schönes Symbol, das wäre ja zu schade, wenn Denise den nicht kriegen würde . . .« Sie tat so, als würde sie ganz zufällig nach hinten blicken, und klimperte mit den Wimpern.
Ich verdrehte die Augen. »Hab ich – Biggy hat schon
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