Makers
verkaufen, bedeutet einen enormen Eingriff in die Wirtschaft. Darin liegt die Zukunft der amerikanischen Industrie.
Bei einem rechnergestützten Herstellungsprozess wie dem 3-D-Druck kostet Komplexität und Qualität nicht extra. … Für einen traditionellen Papierdrucker macht es keinen Unterschied, ob er einen Kreis ausdruckt oder eine Kopie der Mona Lisa. Dasselbe Prinzip gilt auch für einen 3-D-Drucker.« 25
Aus konzeptioneller Sicht ist das revolutionär. Die Designer müssen sich nicht länger um den Herstellungsprozess kümmern. Er ist für sie nicht mehr relevant, weil die computergesteuerten Maschinen ihnen die Arbeit abnehmen. Mit demselben Design kann ein Produkt aus Metall, Kunststoff, Pappe oder Kuchenglasur hergestellt werden. (Bei manchen Materialien mag das nicht sinnvoll sein, aber es wäre möglich.) »Erstmals in der Geschichte ist der Entwurf eines Produkts unabhängig vom Herstellungsprozess, weil alle für den Druck des Objekts notwendigen Informationen im Entwurf enthalten sind«, erklärte Bass.
Darüber hinaus finden 3-D-Drucker immer mehr Verbreitung und werden für die Herstellung kleiner Stückzahlen von Maß- oder Spezialanfertigungen eingesetzt, und sie machen die Produktion nachhaltiger. Es fallen keine oder kaum Transportkosten an, weil die Produkte vor Ort gefertigt werden. Es gibt wenig bis gar keinen Abfall, weil nur so viel Rohmaterial eingesetzt wird, wie für das Produkt gebraucht wird. Und weil die Produkte nach Kundenwunsch angefertigt werden, werden sie mehr geschätzt und länger behalten. Personalisierte Produkte werden weniger weggeworfen. Man hängt einfach mehr an ihnen.
Rich Karlgaard, der Herausgeber der Zeitschrift Forbes, glaubt, 3-D-Druck könne »die umwälzende Technologie der Zeit zwischen 2015 und 2025« werden. Er schreibt:
»Dies hat das Potenzial, die Industriewirtschaft umzuformen, weg von der Massenproduktion zurück zum Handwerk bestehend aus kleinen Designerwerkstätten mit Zugang zu 3-D-Druckern. Anders ausgedrückt könnte die Herstellung von realen Gegenständen sich von einer kapitalintensiven Industrie zu etwas entwickeln, das mehr an Kunst und Software erinnert. Der typisch amerikanischen Kreativität käme das sehr entgegen.« 26
Man darf dabei aber nicht vergessen, was 3-D-Druck und alle anderen digitalen Produktionstechniken nicht können. Es gibt dabei keine Stückkostendegression: Es ist pro Produktionseinheit nicht günstiger, 1000 Stück herzustellen, als eines. Stattdessen bieten sie in genau gegensätzlicher Hinsicht einen Vorteil: Es entstehen keine Zusatzkosten, wenn jedes Stück anders ist oder jeweils nur kleine Stückzahlen hergestellt werden.
Es handelt sich dabei um das Gegenteil der Massenproduktion, die Wiederholungen und Standardisierung bevorzugt. Stattdessen bevorzugt der 3-D-Druck Individualisierung und Anpassung an Kundenwünsche. Der große Vorteil des digitalen Industriezeitalters ist die Wahlmöglichkeit zwischen diesen beiden Alternativen, ohne dabei auf teure Handarbeit zurückgreifen zu müssen. Sowohl für Massenproduktion als auch für Sonderanfertigungen stehen jetzt rentable automatisierte Produktionsmethoden zur Verfügung.
Wenn Sie eine Million Gummienten herstellen wollen, gibt es nichts Besseres als Spritzguss. Die Gießform für die erste Ente kostet unter Umständen 10000 Dollar, aber mit jeder weiteren Ente amortisieren sich diese Einmalkosten. Wenn Sie dann eine Million davon hergestellt haben, entstehen nur noch wenige Cent an Kosten für die Rohstoffe. Wenn sie hingegen dasselbe Produkt mit einem 3-D-Drucker herstellen, kostet Sie das erste Entchen vielleicht nur 20 Dollar an Zeit und Material, und damit deutlich weniger. Aber leider gibt es auch bei der Millionsten keinen Mengenrabatt.
Wenn man die amortisierten Kosten für die Maschine mit einberechnet, die man braucht, um eine Ente nach der anderen zu drucken (was jeweils bis zu einer Stunde dauern kann), statt sie in Chargen von einem Dutzend oder mehr per Spritzguss herzustellen (was unter einer Minute pro Charge dauert), dann ist der Spritzguss schon ab wenigen Hundert Stück billiger. Bei kleinen Stückzahlen gewinnt die digitale Produktion. Bei großen Stückzahlen ist die alte analoge Methode immer noch der beste Weg (siehe Grafik).
Zwei Herstellungswege für Enten
Aber bei vielen Produkten sind dreistellige Stückzahlen sinnvoller als Auflagen in Millionenhöhe. Für diesen »Long Tail der Dinge« war noch vor wenigen Jahrzehnten die
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