Makers
manuelle Herstellung die einzige Option. Aber heute machen die digitalen Fabrikationsgeräte automatisierte Herstellungsprozesse und höchste Qualität auch bei kleinsten Stückzahlen möglich. All die Nischenprodukte, die entweder gar nicht auf dem Markt waren, weil sie den Wirtschaftlichkeitstest der Massenproduktion nicht bestanden, oder unerschwinglich teuer waren, weil sie von Hand hergestellt werden mussten, sind jetzt erreichbar.
Die digitale Fabrikation stellt die Wirtschaftlichkeitsrechnung der herkömmlichen Massenproduktion auf den Kopf. Bei der Massenproduktion entstehen die meisten Kosten am Anfang für die Umrüstung der Werkzeuge, und je komplexer ein Produkt ist und je mehr Veränderungen man vornimmt, umso mehr kostet es. Bei der digitalen Fabrikation ist es genau andersherum: Hier gibt es kostenlos, was bei der herkömmlichen Produktion am teuersten ist:
Vielfalt ist kostenlos: Es kostet genauso viel, jedes Produkt anders zu machen wie immer das Gleiche herzustellen.
Komplexität ist kostenlos: Ein minutiös beschriebenes Produkt mit vielen kniffligen Details kann genauso günstig 3-D-gedruckt werden wie ein Kunststoffklotz. Dem Computer ist es egal, wie viele Berechnungen er durchführen muss.
Flexibilität ist kostenlos: Um ein Produkt nach Produktionsbeginn zu verändern, muss nur der Befehlscode geändert werden. Die Maschinen bleiben unverändert.
Aber es braucht gar keinen 3-D-Druck, um dies in der Praxis zu beobachten, denn das gibt es schon bei einer kleinen Gruppe »standardisierter Plattformen«, die nach Kundenwunsch angepasst werden: T-Shirts und andere einfache Kleidungsstücke, Kaffeebecher, Sticker und Ähnliches. Firmen wie Threadless, CafePress und andere bieten individuelle Drucke auf solchen Produkten an und machen damit sehr gute Geschäfte. In diesem Fall ist die zugrunde liegende Technologie zwar nicht der 3-D-, sondern nur der 2-D-Druck auf komplexe Formen und Materialien, aber der Effekt ist derselbe: ein florierender Markt mit Produkten, die bei reiner Massenproduktion keinen Sinn machen würden.
Üblicherweise liegen Bestellmengen pro Produkt bei Threadless und CafePress bei Dutzenden, nicht bei eins, aber auch nicht im vierstelligen Bereich. Insgesamt aber kommt beim Long Tail einiges zusammen. CafePress hat über zwei Millionen Kunden und erwirtschaftete im Jahr 2011 Einnahmen von 175 Millionen Dollar. 27 Anteile der Firma werden öffentlich gehandelt, und bei Drucklegung dieses Buches war sie 1,25 Milliarden Dollar wert. Das nur mit individuell bedruckten T-Shirts und Tassen zu schaffen ist beeindruckend.
Einfach nur XYZ
Wie aber funktioniert ein 3-D-Drucker, diese wundersame Maschine, die die Fantasie von Futuristen und Werkstattbetreibern gleichermaßen beflügelt?
Im Kern ist ein 3-D-Drucker nichts anderes als eine Dreiachsen-CNC-Maschine. Zwei rechnergesteuerte Motoren bewegen einen Druckkopf nach links und rechts, nach vorn und hinten (die x- und y-Achse), während ein zweiter Motor das Druckfach oder eine Hebebühne mit dem Druckobjekt nach oben und unten (entlang der z-Achse) bewegt.
Wenn Sie beim Patronenwechsel jemals einen Blick in das Innere Ihres Tintenstrahldruckers geworfen haben, werden Sie viele Teile wiedererkennen. Ein Tintenstrahldrucker ist ein 2-D-Drucker, das heißt, er arbeitet nur auf den x- und y-Achsen. Der Motor, der den Druckkopf hin und her bewegt, ist genau der gleiche, der auch im 3-D-Drucker zum Einsatz kommt. Nur benutzt der Tintenstrahldrucker eine Walze, um das Papier entlang der dritten Achse zu bewegen. Aber das Prinzip ist dasselbe: Ein Computer übersetzt den Entwurf in Motoranweisungen und platziert das jeweilige Material sehr schnell an genau der richtigen Stelle. Der 3-D-Drucker macht das nur mit mehr Motoren und druckt nicht nur mit Tinte.
Manche 3-D-Drucker, wie der MakerBot, pressen geschmolzenen ABS-Kunststoff aus einem winzigen Loch und bilden so Schichten aus Material. Dieser Prozess wird als Fused Deposition Modeling (FDM) bezeichnet. Andere High-End-Geräte nutzen einen Laser, entweder um Flüssigharz in einem Behälter auszuhärten (die sogenannte Stereolithografie oder SLA), oder um Schichten aus Kunststoff, Metall oder Porzellan in Pulverform auszuhärten (selektives Lasersintern oder SLS). Die laserbasierten Geräte verarbeiten mehr verschiedene Materialien und erreichen höhere Auflösungen, aber sie sind meist teurer als die Kunststoff druckenden 3-D-Drucker, die man auch in Privathaushalten findet. Es ist
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