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Makroleben

Makroleben

Titel: Makroleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Zebrowski
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Kreuzungen
     
    Überall waren menschliche Gedanken, zahlreich wie die Menschen, die er auf öffentlichen Plätzen sah, und umgaben ihn mit Willkommen und beruhigender Sicherheit. Es war eine Woche her, seit ihm die volle Verbindung zugebilligt worden war, und noch immer übte er sich in der Selbstkontrolle, die für ihn die Sicherstellung seiner Privatsphäre bedeutete. Die Abgrenzung eines geistigen Bereichs war ein Recht, das jeder Bürger mit seiner Entscheidung durchzusetzen wußte. Während des ersten Monats war er nicht immer glücklich dabei gewesen, wenn er sich in seinem eigenen Schädel einschloß. Diese Freizeit war zwar notwendig, aber sie gefiel ihm nicht. Er pflegte seine Gedanken in das Informationslabyrinth der Menschheit II zu schicken, um sich dort von verschiedenen Helfern führen zu lassen, die vor seinem Gesichtsfeld als menschliche Persönlichkeiten erschienen, in jeder Beziehung wirklich. Nur berühren konnte man sie nicht. Man konnte sie um Erklärungen visueller oder geschriebener Information bitten oder einen audiovisuellen Überblick über die öffentlichen Aktivitäten der gesamten Biosphäre der Heimat von ihnen verlangen. Außerdem vermittelten sie einen ständigen Informationsstrom medizinischer Angaben über den Körper jedes Bürgers, in dem, wenn es nötig war, Warnungen oder Empfehlungen ausgesprochen wurden.
    Dann und wann rief er das Bild Richard Buleros ab, der daraufhin in Lebensgröße erschien und Fragen beantwortete. Diese Antworten waren natürlich nur Extrapolationen, die von Menschheit II auf der Basis von Richards gesamten Hinterlassenschaften vorgenommen wurden. In gewissem Sinn lebte Johns biologischer Neffe als belebte Information in dem technologischen System des Makrolebens zur Vermittlung grundsätzlicher kultureller Strukturen. Wie John erfuhr, hatte Richard zu dem Verbindungssystem Voraussagen getroffen: „Die Verbindung wird in ihrer Natur nicht telepathisch sein, sondern eine direkte Verbindung zu den sensorischen und Sprech-Zentren des Gehirns herstellen. Als Träger werden dafür vielleicht Neutrino- und Tachyon-Strahlen anstelle von Radio und Laser verwendet werden. Einzelne Menschen werden weiterhin miteinander sprechen und einander zuhören müssen, aber die Erleichterung des Zugangs für einzelne zu anderen sowie zu den Dienstleistungen der Bibliothek wird auf effizientere Art geregelt werden und sich günstig auswirken. Sie wird in höherem Maß Persönlichkeitswachstum und demokratische Beteiligung für die gesamte Bevölkerung ermöglichen. Die Aussicht, durch eingepflanzte Verbindungen einen größeren sozialen Zusammenhalt für das Makroleben zu erreichen, kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Sie wird nicht nur die Verbindung zwischen den Menschen stärken und sie dadurch befähigen, ihre Individuation zu unterstützen und die gemeinsame Kultur in bisher nie dagewesenem Maß zu teilen, sondern auch das Gefühl für die historische Kontinuität, das Erbe der Erziehung und für ihre Richtung wird verstärkt werden.“ Richard hatte den weitreichenden Einsatz der Verbindung für Informations- und Lehrprogramme, besonders in Sprachen und Musik, für Schlafsteuerung, psychosomatische Lenkung der Selbsterhaltungsprogramme des Körpers, die Bildung von Zweier- und Dreiergruppen von Freunden und Liebhabern und für die Auslösung spezieller Gehirnfunktionen für Mathematik und eine tiefere Konzentration nicht vorausgesehen. Ein ganz neuer Raum öffnete sich seinen Augen.
    John merkte an sich selbst, daß er immer wieder zwischen der größeren Ausweitung seines Bewußtseins und dem lokal begrenzten Mentalraum seiner vorherigen Existenz hin und her wanderte. Er hatte herausgefunden, daß er das organisierte Wissen der Menschheit als ein scheinbar endloses Feld von wachsenden Organismen darstellen konnte. Er raste durch diesen Wald, von dem reinen Umfang der gelagerten Schätze überwältigt, und dann und wann pflückte er sich etwas ab, um die Information zu kosten. In den Ursprüngen des Geistes verbarg sich Poesie, die sich in diesen Bildern ausdrückte – Heimweh nach den warmen Wäldern und den von Leben wimmelnden Meeren der Sonnenräume, das ihn mit lautloser, einlullender Musik anzog. Er wußte, daß diese Musik das Lied der ältesten Teile des Gehirns war. „Die rationale Kortex“, sagte Richard, „ist die Neue im Block, die die ältere Weisheit von Instinkten und Impulsen bedroht. Gutgekleidet, sauber, wohlerzogen, wird die Kortex das

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