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Makroleben

Makroleben

Titel: Makroleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Zebrowski
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natürliche Angriffsziel für die Rüpel im Bewußtsein, die immer alle die einschüchtern und bedrohen, die nicht so wie sie selbst sind. Daher bedroht das ältere Gehirn die jüngere Kortex, und zur gleichen Zeit verführt sie sie mit Nostalgie, dem Lockruf einer einfacheren, weniger bewußten Existenz.“
    Die Verbindung gestattete es ihm, die wachsende Beziehung mit der Erde und dem fremden Besucher zu beobachten. Man diskutierte darüber, ob man das neue Mobil zum Zentrum der Galaxis führen solle, um die dynamischen Bedingungen des Kerns zu untersuchen und einen Kontakt mit einer Anzahl von Kulturen herzustellen, die sich schnell entwickelten und kürzlich die Fähigkeiten erreicht hatten, Tachyon-Signale auszuschicken. Seine eigene Welt prüfte die Möglichkeit, noch eine Zeitlang im Sonnensystem zu bleiben, um verschiedene Projekte mit Drisas Regierung durchzuführen. Zu den verschiedenen Plänen gehörte auch der Bau eines neuen Mobils für die ruhelosen Teile der Bewohner des Sonnenraums.
    Drisa hatte vor, jene Völker, die den Sonnen zugewandt waren, zu einer Expansion in den Asteroidengürtel zu bewegen, um ihn zu mobilen festen Siedlungen zu entwickeln. Die Fliegenden Berge waren bereits von einer großen Gruppe von Industriearbeitern besiedelt, den Nachkommen der Mars- und Ganymed-Bewohner. Sie belieferten das Sonnensystem mit einem großen Teil seiner Rohstoffe. Drisa selbst stammte von Ceres, dem größten Asteroiden, und es war daher nicht erstaunlich, daß sie eine Expansion in für sie heimatliche Gefilde befürwortete.
    Er hatte sie seit ihrer Begegnung auf der Erde nicht wiedergesehen. Der Gedanke an eine zweite erfüllte ihn mit Hoffnung. Er war froh darüber, daß seine Welt blieb, obwohl das keine abenteuerliche Wahl war. Drisa stellte für ihn etwas völlig Neues dar. Anulka stand für den Teil der menschlichen Vergangenheit, die er für eine Zeitlang vergessen wollte. Margaret war eine veränderungslose Gegenwart und bot ihm Sicherheit und Verständnis. Es war natürlich möglich, daß Drisa ihn nicht mochte. Er überlegte sich, was er anstellen könnte, um ihr Interesse zu gewinnen. Nach seinem Bild von ihr war sie eine Frau voller Stärke mit einem kontrollierten Sinn für Humor. Er stellte sich vor, wie ihr Körper aussehen könnte. Er sah ihr rotes Haar, ihre Brüste und ihren geschmeidigen Bauch vor sich. Welche Farbe hatten ihre Augen? Würde sie seine Erwartungen erfüllen, oder würde sie ihn enttäuschen?
    Die Vergangenheit der Welt war wieder lebendig geworden und die Gegenwart eine Kreuzung von Möglichkeiten. Einen Augenblick lang sah er die ersten drei Dekaden seines Lebens als einen Satz von Problemen, die er verstehen und nach der Konfrontation zur Seite legen mußte. Er spürte in sich die Veränderungslosigkeit des Makrolebens, seine Offenheit, seine Stärken und Schwächen. In dieser Offenheit lag immer eine Schwäche und die Möglichkeit eines Fehlschlages verborgen. Er war anscheinend dazu verurteilt, einen Widerspruch auszuleben, er selbst zu sein und sich zu verändern, zur gleichen Zeit ruhend und flüssig zu bleiben. Die sichere Welt seiner Kindheit war verschwunden. Die Biosphäre der Heimat hatte sich fortgepflanzt und war zur Erde zurückgekehrt. Und von den Sternen waren Fremde eingetroffen, um Wahlmöglichkeiten anzubieten. Das Leben erschien ihm plötzlich zu groß, zu kompliziert, und er bekam Angst davor, sich in ihm zu verlieren. Er sehnte sich nach der Einfachheit von Lea mit allen ihren Unbequemlichkeiten und Gefahren; aber diese Sehnsucht erstarb, als er den Grund für seinen Rückfall verstand. Das würde mit seiner Veränderung seltener werden. Er erfaßte die innere Stärke des Makrolebens. Sie war schon immer dagewesen, ob er sie nun bezweifelte oder akzeptierte.
    Er bereute seinen Aufenthalt auf Lea nicht. Er hatte seine Umwelt aus zwei verschiedenen Blickwinkeln gesehen. Die Heimat war wieder neu für ihn. Unter ihrer Oberfläche lag eine größere Welt aus Erinnerung und Verständnis, eine innere Welt von wohlwollenden Lehrern, die über ein Reich von Informationen herrschten, in dem er seinen Wissensdurst stillen konnte, während er sich auf ein größeres Leben vorbereitete.
     
    Weit entfernte Gedanken umschwebten ihn, während er in dem Apartment ruhte. Stille, undurchdringliche Bewußtseinswolken segelten durch den geistigen Raum der Welt, die ihn umgab. Es beruhigte ihn, so viele Gedanken zu spüren. Er beobachtete sie dabei, wie sie wogten

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