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Makroleben

Makroleben

Titel: Makroleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Zebrowski
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Stern, eine weitere Welt, die nach einem letzten Augenblick des Lichts starb.
    ::Ja::

 
3
     
    Die Blase bewegte sich, trug ihn aus dem öden Hohlraum heraus in einen Gang, weg von dem einst grünen Ort, wo er als Kind gespielt hatte, wo das Licht von Hunderten von verschiedenen Sonnen hereingeströmt war, um den Raum von Gärten und Wäldern zu beleuchten und wie Flüssigkeit auf den Blättern und dem Gras zu spielen. Er erinnerte sich an gut beleuchtete städtische Ebenen, elegante Wohnkomplexe, an Landschaften, die von dem liebevollen Willen und der begeisterten Intelligenz eines machtvollen Volkes geschaffen worden waren. Er erinnerte sich an eine Zivilisation, die in einer Krisenperiode geschaffen worden war, als nur die Neuen und Besten für die Entscheidung gut genug gewesen waren, ob das Leben auf der Erde weitergeht oder in den widerhallenden Kessel von Schreien der Evolution zurückgegossen werden sollte.
    ::Du wirst jemanden wir dich treffen::
    Die Blase schoß in die Finsternis hinaus. Seine Augen gewöhnten sich daran, und er sah einen leuchtenden weißen Fußboden. Die Blase schwebte vorwärts über die grenzenlose Fläche. John sah nach vorn und versuchte, die Schwärze zu durchdringen. Aber da war nichts außer dem warmen Leuchten des endlosen Bodens.
    Allmählich begann er etwas zu erkennen. Zunächst sah es aus wie ein Hügel mit einem grauen Gipfel, der so weit entfernt schimmerte, daß er trotz der Vorwärtsbewegung der Blase nicht größer wurde. Dann begann er wie eine erhobene Plattform, ein Gerüst oder großes Bett auszusehen. Eine menschenähnliche Figur saß auf einem schwarzen, fast unsichtbaren Tisch. Das Licht von dem leuchtenden Boden warf Schatten in das Gesicht der Figur.
    Plötzlich war die Blase um ihn herum verschwunden, und er stand auf dem Boden bei der Plattformkante. Während John zu der Figur auf der erhobenen Fläche hochsah, spürte er Schwerkraft. Er beobachtete, wie seine nackten Füße gegen den beleuchteten Boden drückten. Es hatte den Anschein, als dränge das überirdische Licht in seine Beine und seinen Körper ein und beleuchtete ihn von innen.
    ::Er sitzt auf einem Stuhl um für dich ein bekanntes Bild zu erzeugen::
    „Wer bist du?“ fragte John die Gestalt.
    Er bekam keine Antwort. Das Gesicht suchte noch immer die Dunkelheit über ihm ab. Die Augen waren dunkle Höhlen. Kein Atem war vor seinem Mund sichtbar. Der Körper war von einem nahtlosen Kleidungsstück bedeckt.
    Der Boden verdunkelte sich, bis das Licht gerade noch ausreichte, um die Gestalt zu beleuchten, die nun in der Dunkelheit zu schweben schien.
    Schließlich antwortete ihm eine entfernt bekannte Stimme.
    „Ich bin wie du. Ich habe in der Zeit gelebt, an die du dich erinnerst, in der Erinnerung, die dir wiedergegeben worden ist. Wir haben den gleichen Ursprung, aber ich habe Millionen von Leben vergessen. Das, was ich jetzt bin, ist nicht die individuelle Facette des Makrolebens, zu dem du zurückgekehrt bist. Ich bin zurückgefallen, aber nicht zu deinem Zustand. Ich bin von dir so verschieden, wie du das von der einzelnen Zelle bist, die dein Leben begonnen hat. Und doch habe ich dich einst gekannt …“
    Fast erkannte John die Stimme. „Ich habe dich tatsächlich gekannt. Wer warst du?“
    „Auf meiner Suche durch gespeichertes Wissen und Erkenntnisse finde ich, daß ich dich gekannt habe – nur das, nichts mehr. Ich kann mich nicht erinnern, wie du dich erinnerst …“
    „Aber sag mir doch, wer du bist!“ Das Gesicht sah ihn an. Die Augen waren nun deutlich sichtbar, große, unmenschliche Augen. Jemand lebte in diesen Augen, versuchte mühsam, ihn zu erreichen, ein verlorener Freund, der durch kaltes, tiefes Wasser stromaufwärts schwamm.
    „Wer bist du?“ fragte John wieder.
    Er sah, wie sich die weißen Lippen zu einer Antwort teilten. Eine Hand hob sich und fiel herab. Die Lippen schlossen sich, um einen steinernen Ausdruck von Scheitern zu vervollständigen.
    John ging vorwärts und blieb an der Plattformkante stehen. Er bemerkte nun zum erstenmal die Größe der Gestalt. Die Person auf dem Stuhl war im Sitzen mindestens fünfzehn Fuß groß. John sah in das verdunkelte Gesicht hinauf und fragte wieder: „Kannst du mir sagen, wer du bist?“
    „Ein Teil von mir war Blackfriar. Kennst du mich?“ Die Worte kamen so qualvoll heraus, als würden sie herausgerissen.
    Als die Worte in ihm widerhallten, wußte John Bulero, daß dort mehr als sein alter Freund zu ihm sprach und daß

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