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Makroleben

Makroleben

Titel: Makroleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Zebrowski
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Augen des Bilds sah, wurde ihm klar, daß er in sich selbst hineinsah, und er selbst war nur ein Gedanke in einem umfassenderen Bewußtsein. Ich denke an sie, fühle ihren unwiederbringlichen Verlust, und ich weiß, daß ich das tue. Was bin ich?
    Sie verblaßte, und ihm wurde klar, daß das Aggregat andere enthielt, die real waren, und daß es eine Summe von kontinuierlichen Persönlichkeiten war. Wer waren sie, außer Frank? Er sah Hierarchien, ganze Welten, die die unteren Bereiche des Aggregats enthielt, Gehirne, die ganze sensorische Existenzen durchlebten, Informationspartikel, die sich des umfassenderen Ganzen nicht bewußt waren, so wie Zellen sich des Körpers nicht bewußt sind.
    ::Nein. Sie wissen um den größeren Komplex und können jederzeit darin eindringen, wenn auch nicht als scharf umrissene Figuren, und sie können zu dem engeren Brennpunkt des intelligenten Bewußtseins zurückkehren::
    „Wer ist sonst noch da?“
    Drisa Haidane erschien.
    „Hilf uns“, sagte sie.
    Er sah Margaret, Rob, Wheeler, Yevetha und Hunderte von bekannten Gesichtern. Welche Leben hatten sie gelebt? An wieviel konnte man sich erinnern?
    „Du mußt helfen“, sagten sie.
    Diese Gestalten bedrängten ihn. Sie existierten als unabhängige Realitäten und nicht nur als Erinnerung. Er spürte, wie ihre Bitten ihn erreichten und an seinen Stolz appellierten. Er sollte das Pferd sein, das vorwärts ging, weil Scheuklappen es davon abhielten, die Gefahr wahrzunehmen. Sein Geist war zu eng, um alle Schwierigkeiten des Überlebensprojekts zu erfassen. Sein enger Brennpunkt war das Skalpell, das Trägheit und Todesangst abschneiden sollte …
    Wo waren seine Erinnerungen an die Mitte der Zeit? Er mußte die großen zentralen Zeitalter des Universums gesehen haben. Und doch war es genauso, als habe er sie nicht gesehen, sondern sei an diesen Ort verbannt worden, ohne je gelebt zu haben.
    ::Verstehst du?::
    Irgendwo lebe ich, dachte er, lebe ich, liege aber im Sterben, und all dies ist ein verzweifelter Traum, das einzige, was ich gegen den Tod unternehmen kann. Er sah seinen Körper, der unter einer hellen Sonne auf einem Feld lag. Diese Sonne hatte noch eine weitere Milliarde von Jahren vor sich, aber er richtete seine Augen nach innen auf eine wachsende Finsternis.
    „Wo sind meine Erinnerungen?“
    ::Zunächst einmal: Siehst du die Gefahr und was du tun mußt?::
    „Ja, aber sag mir …“
    ::Wirst du das Nötige tun?::
    „Ja, aber sag mir bitte …“
    John wartete. Er hatte plötzlich Angst, daß die komplexe Persönlichkeit sich in kleinere Teile aufgelöst haben könnte.
    „Sag es mir!“ brüllte John. Die Dunkelheit war eine Armee von Schatten, die ihn von allen Seiten angriff.
    ::Als extreme Individualität … konntest du nicht einmal die Erinnerungen an hunderttausend Jahre behalten oder zwischen ihnen differenzieren. Du warst zu einer Veränderung gezwungen, die dem Pfad der Erneuerung folgte, wie sie der Strategie von Geburt und Tod im Bereich der Natur entspricht. Nach einem Jahrtausend hast du aufgehört, das Individuum zu sein, an das du dich jetzt erinnerst. Du hast dich zu einer Ausweitung deiner Persönlichkeit entschlossen, um besser mit der Zeit umgehen zu können. Das war in dieser Periode eine weit verbreitete Entscheidung. Ein verlängertes Leben verlangte vom Individuum eine Erweiterung des Bewußtseins, um dieses Problem in den Griff zu bekommen. Weniger komplexen Individuen gingen schnell die kreativen Ressourcen aus. Da sie nicht mehr in der Lage waren, für sich ein Interesse am Leben aufrechtzuerhalten, wählten diese beschränkten Wesen den Tod oder das Vergessen. Nach den ersten tausend Jahren deines Lebens gab es keinen John Bulero mehr, wie er jetzt wieder existiert. Wenn du die subjektiven Erfahrungen der folgenden Zeiten wieder heraufbeschwören wolltest, müßtest du dich reintegrieren, und dann wärst du nicht mehr die Persönlichkeit, die jetzt nach Wissen verlangt::
    „Gib mir wieder, soviel du kannst!“
    ::Es ist fast nichts übrig::
    „Ich will das, was mir gehört!“ Er stellte sich eine endlose Reihe fehlender Augenblicke vor, die tot in ihm ruhten. Ihre Zeit war gestohlen und irgendwo gelagert. Sie verkam zu einem geräuschvollen Informationschaos.
    Er streckte voller Verlangen die Hand aus und sah:
    Den letzten Planeten. Das letzte Trümmerstück war verschwunden, für den Bau innerer Lebensräume verbraucht. Die Sonne war nun von einer porösen Schale von Welten umgeben, eine

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