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Mallorca Schattengeschichten

Mallorca Schattengeschichten

Titel: Mallorca Schattengeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Conrad , Elke Becker
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und beobachtete, wie der Loshändler der Weihnachtslotterie die Bar betrat.
    Xisco folgte seinem Blick. »Das wurde auch Zeit. Die Lose für El Gordo kommen endlich.« Er sah auf die Uhr über der Theke. »Mist, ich muss los. Kaufst du mir ein halbes Los mit?« Mit einem Griff in die Hosentasche zog er einen Hunderteuroschein heraus und legte ihn vor Miguel auf den Tresen. »Wie immer, oder? Wir teilen uns ein ganzes Los.« Ohne seine Antwort abzuwarten, eilte Xisco aus der Kneipe.
    »Ja, klar, wie immer«, flüsterte Miguel. Die Weihnachtslotterie war Pflicht. Die hundert Euro musste er investieren. Jedes Jahr machten sie zusammen mit. Er konnte nicht ablehnen, ohne blöd dazustehen.
    Bis Jorge, der Barbesitzer, mit dem Losverkäufer alles geklärt hätte, wäre er vom Bankautomaten zurück.
    Der Bildschirm zeigte ihm noch ein Guthaben von fünfhundert Euro an. Bis zu den Heiligen Drei Königen wäre er pleite. Immerhin musste er an Reyes keine Geschenke für irgendwelche Kinder kaufen. Frustriert über die Aussichten schlurfte er zurück zur Bar.
    »Jorge, hast du die gleichen Nummern wie letztes Jahr bekommen?« Eigentlich eine überflüssige Frage, weil er seit Jahren dieselben Losnummern anforderte. Miguel wollte wieder die 01992, wie jedes Jahr. Das war die Jahreszahl ihres Schulabschlusses.
    Jorge schlug mit der Faust auf den Tresen. »Die Blödmänner haben dieses Mal komplett andere Nummern verteilt. Keine Ahnung, wie das passieren konnte. Der, der die Lose gebracht hat, ist ein Neuer und wusste von gar nichts.«
    »Vielleicht ist das ein Zeichen? Bisher hatten wir mit unserer Nummer kein Glück. Also, was hast du? Lass mal sehen.« Miguel betrachtete die Lose. Die Abbildung zeigte, wie jedes Jahr, Maria und Josef mit dem Jesuskind. Irgendwie sprang ihm die Losnummer 02412 ins Auge - Christi Geburt. Er nahm das Los in die Hand. Ein warmes Gefühl breitete sich in ihm aus. Es war genauso, wie früher bei seinen Aktien. »Das nehme ich.«
    »Wie, alle zehn Teile? Das ist aber doch gar nicht eure übliche Nummer.« Jorge sah ihn verwundert an.
    »Macht nichts. Ich habe ein gutes Gefühl bei der Sache.« Eilig schob Miguel die zweihundert Euro über den Tresen. Dieses Los würde gewinnen! Und dann würde er es allen zeigen.
     
    Am Tag der Ausspielung saß Miguel gespannt vor dem Fernseher und hoffte mit jeder einzelnen gezogenen Kugel, seine Nummer würde auf dem Bildschirm erscheinen. Er hatte es nicht über sich gebracht, Xisco von der geänderten Losnummer zu erzählen. Zwei Mal in den vergangenen beiden Tagen war er kurz davor gewesen, hatte aber im letzten Moment einen Rückzieher gemacht.
    Die letzte Nummer war an der Reihe. Seine schweißnassen Hände wischte er an seiner Jeans ab, bevor er die Finger wieder ineinander verschränkte. Sein linkes Auge zuckte nervös, als die nächste Kugel gezogen wurde. Der Moderator strahlte mit den Weihnachtsengeln um die Wette, sobald ein Knabe die nächste Zahl vorsang. Der Erste sang die 0, es folgte die 2, dann eine 4.
    Miguel erhob sich langsam von der Couch, als die Kinderstimme uno sang, und sprang in die Luft, als endlich die letzte Ziffer vorgesungen wurde. Der Kinderchor sang die vollständige Losnummer: 02412. Miguel traute seinen Ohren kaum, er starrte auf das Bild und hoffte, er habe sich nicht verhört. Die Glückwünsche für die Gewinner dieser Serie hörte Miguel nicht mehr. Er sprang wild durch das Wohnzimmer und jubelte, bis ihm die Tränen kamen. Sein Geheul übertönte alles. Nachdem er zehn Minuten durch das Haus getanzt war, fiel er erschöpft und glücklich in den Sessel und schaltete den Fernseher ab.
    Zwei Millionen Euro. Ganze zwei Millionen Euro. Er konnte sein Haus behalten, und es würde noch genug übrig bleiben, um einige Zeit gut über die Runden zu kommen. Dann fiel ihm Xisco ein. Zwei Millionen durch zwei. Ihm gehörte eigentlich nur eine Million. Auch nicht ohne, dachte er.
    Doch im nächsten Moment überlegte er weiter. Xisco wusste doch gar nichts davon. Er würde zwar die Lotterie, wie alle Spanier, im Fernsehen verfolgen, aber auf ihre alte Nummer hoffen. Was wäre, wenn er ihm gar nichts davon erzählte? Das ganze Geld einfach behielte?
    Spätestens, wenn in der Dorfkneipe die Korken knallten, würde alles auffliegen. Trotzdem fraß sich der Gedanke, den Gewinn nicht zu teilen, in seinem Kopf fest. Sechshunderttausend verschlang alleine schon das Haus. Und wenn er es recht bedachte, hatte er ja auch das Los ausgewählt. Es war

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